Polgara die Zauberin
einfach auf?« fragte ich ungläubig.
»Es ist nur eine Stadt Euer Gnaden – eine Ansammlung hübscher Gebäude. Das Wichtigste in einem Krieg ist, ihn zu gewinnen, und wir werden diesen Krieg gewinnen. Wenn er vorbei ist, können wir Vo Wacune wieder aufbauen. So erhalten wir wenigstens Gelegenheit, die Straßenführung zu begradigen.«
»Ihr seid unmöglich, Halbren«, warf ich ihm vor. »Setzt Eure Männer gen Süden in Marsch. Ich nehme Ontrose mit nach Vo Wacune. Aber fangt noch nicht damit an, Stadtpläne zu zeichnen. Ich glaube, ich kenne einen Weg, die Asturier aufzuhalten, bis unsere Truppen eintreffen.«
Dann begab ich mich wieder an den Sulturnsee, suchte Ontrose, und wir entfernten uns ein Stück von der bereits marschierenden wacitischen Armee. Ich griff erneut auf die bereits auf dem Hinweg benutzte Fortbewegungsweise zurück und verstaute meinen Kämpen an demselben sicheren Ort. Es gefiel mir ziemlich gut, ihn dort zu haben, um ehrlich zu sein.
Der Morgen des neunten Tages auf jenem asturischen Kalender dämmerte, als wir in Vo Wacune eintrafen. Ich holte meinen schlummernden Helden aus seinem gemütlichen Schlafplatz und gab ihm seine normale Gestalt zurück. Dann weckte ich ihn, und wir betraten die Stadt. Wir gingen ohne Umwege in Andrions Palast und setzten ihn von Lathans Verrat in Kenntnis.
»Wir sind zum Untergang verurteilt!« rief er aus.
»Noch nicht, Andrion«, beschwichtigte ich ihn. »Ich denke allerdings, ich werde Verstärkungen anfordern müssen.«
»Welche Streitmacht läge denn nahe genug, Polgara, um zu unserem Entsatze zu eilen?«
»Mein Vater, Andrion, und er muß nicht in der Nähe sein, um herbeizueilen.«
»Euer Vorschlag lautet, die Mauern von Vo Wacune mit Hilfe von Zauberei zu verteidigen?«
»Es ist nicht wirklich verboten, Andrion. Ich glaube, mit vereinten Kräften können Vater und ich die Asturier bis zum Eintreffen unserer Armeen aufhalten. Vater kann sehr gemein werden, wenn er will, und ich noch viel gemeiner. Wenn wir mit ihnen fertig sind, wird die bloße Erwähnung von Vo Wacune jedem Asturier in den nächsten tausend Jahren unerträgliche Alpträume bereiten. Ihr und Ontrose versetzt nun besser die Stadtgarnison in Alarm und trefft Eure Vorbereitungen. Ich gehe heim und rufe meinen Vater, und dann gehe ich zu Bett. Ich habe seit drei Tagen nicht geschlafen und stehe am Rande des Zusammenbruchs.«
Ich erreichte mein Stadthaus und begab mich in die Bibliothek, wobei ich die Tür entschlossen hinter mir zuzog. Die Killanesonfamilie wußte inzwischen, was das bedeutete, und störte mich nicht. Bevor ich jedoch nach Vater Ausschau halten konnte, fand Mutter mich. »Polgara!« sagte sie scharf. »Die Mimbrater werden morgen früh mit den ersten Strahlen des Tageslichts in Südwacune einfallen.«
»Was?« schrie ich.
»Die Barone von Nordmimbre haben sich mit Garteon verbündet, und sie ziehen nordwärts, um sich der asturischen Armee bei der Belagerung von Vo Wacune anzuschließen.«
»Darum ging es ihnen also die ganze Zeit«, überlegte ich laut, als die Wahrheit mich wie ein Hammerschlag traf. »Die Asturier haben uns aus unseren Stellungen gelockt, damit sie Vo Wacune mit mimbratischer Waffenhilfe erobern konnten.«
»Wiederhole nicht das Offensichtliche, Pol«, tadelte mich Mutter. »Du unterrichtest besser deinen Vater von den Neuigkeiten. Wie die Dinge stehen, hat Vo Wacune nicht die geringste Überlebenschance. Er ist der einzige, der dir jetzt noch helfen kann. Er ist in seinem Turm im Tal. Beeil dich, Pol!«
»Vater!« Ich schickte meinen Gedanken auf die Suche nach ihm, warf ihn aus dem Fenster meiner Bibliothek in einen Himmel, den ein heraufziehendes Gewitter verfinstert hatte. »Ich brauche dich!«
»Was ist los?« erreichte mich sein Gedanke fast umgehend. Ich hielt das für ein gutes Zeichen. Zumindest war er zu Hause, als ich ihn gerufen hatte. »Die Asturier stehen im Begriff, den Frieden hier in Arendien zu brechen. Herzog Garteon hat ein Bündnis mit den Baronen von Nordmimbre geschmiedet. Die Barone fallen von Süden her in Wacune ein.«
»Wo steht deine Armee?«
»Der größte Teil ist einer asturischen List zufolge in Zentralsendarien. Man hat uns weggelockt Vater, und Vo Wacune befindet sich in tödlicher Gefahr. Ich brauche Hilfe. Wir stehen im Begriff, alles zu verlieren, was ich hier aufgebaut habe.«
»Ich komme, so schnell ich kann, Pol«, versprach er.
Danach fühlte ich mich ein bißchen besser, und ich schloß das Fenster vor
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