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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Freund. Obgleich ich durch deinen willkommenen Schwertstreich auf den Tod verwundet bin, habe ich doch bereits meinen Parierschlag geführt. In vier Tagen von heut an werden die Asturier ihren Angriff auf die ungeschützten Wälle von Vo Wacune reiten, und keine Streitmacht unter deinem Befehl kann die Stadt rechtzeitig erreichen, um ihren Fall zu verhindern.« Er begann große Mengen Bluts hervorzuspeien. »Ich sterbe, Ontrose«, sagte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, »doch ich sterbe nicht allein. Mein Leben ist mir eine lästige Bürde gewesen von jenem Tage an, als Ihr mir meine geliebte Polgara auf solch unfreundliche Weise entrissen habt. Nun darf ich mich dieser Bürde entledigen und mich freudig ins Grab legen in dem tröstlichen Bewußtsein, daß ich dort in der dunklen Gruft nicht allein sein werde. Alles, was ich geliebt, wird mit mir gehen, und nur Lady Polgara, unsterblich und unverwundbar, wird zurückbleiben, um dem hohlen Widerhall ihrer Jammerschreie aus den Weiten des Himmels zu lauschen. Es ist vollbracht, und ich bin es zufrieden.«
Dann preßte er die Lippen fest zusammen und richtete seinen Blick mit einem Ausdruck unaussprechlichen Verlangens auf mein Gesicht.
Und dann starb er, und Ontrose weinte.
Ich verfluchte mich insgeheim für meine Unachtsamkeit. Es hatte mindestens hundert Hinweise gegeben, die ich völlig übersehen hatte. Ich hätte es wissen müssen!
Rasch schritt ich zum Zelteingang. »Ruft die Offiziere zusammen!« herrschte ich die Waciter an, die sich vergeblich bemüht hatten, in das Zelt einzudringen.
»Wir sind verraten worden! Durch Verrat ist Vo Wacune nun schutzlos und ohne Verteidiger!« Dann fiel mir wieder ein, daß diese Männer wacitische Bauern waren. »Reißt euch zusamm'n, Männer, wir hab'n, will ich mal sag'n, 'ne Menge Arbeit zu tun!«
Dann wandte ich mich zurück zu meinem weinenden Kämpen. »Das genügt, Ontrose!« fuhr ich ihn an. »Steh auf.«
»Er war mein Freund, Polgara!« klagte er, »und ich habe ihn getötet!«
»Er hat es verdient. Du hättest ihn schon beim Turnier töten sollen. Und jetzt steh auf. Sofort! «
Er blickte verblüfft drein, gehorchte aber.
»So ist es besser. Laß diese Armee kehrtmachen und auf der Stelle zurück nach Süden marschieren. Ich gehe zu Halbren, um ihm mitzuteilen, was geschehen ist und lasse ihn ebenfalls nach Süden marschieren. Bewegung, Ontrose! Bewegung! Wir haben noch einen langen Weg vor uns und nicht mehr allzuviel Zeit.«
Er deutete auf Lathans Körper. »Und was ist mit meinem Freund hier?« fragte er mich.
»Schmeiß ihn in irgendeinen Graben – oder laß ihn da liegen. Er ist nichts als Abfall, Ontrose. Entledige dich seiner, wie du dich anderer Abfälle entledigen würdest. Ich bin in etwa einer Stunde zurück, und dann gehen du und ich nach Vo Wacune. Wir haben da unten einen Krieg auszufechten.« Dann verließ ich das Zelt.
Nachdem ich außer Hörweite des Lagers war, gestattete ich mir, einige Augenblicke laut – und abwechslungsreich – über unsere Lage nachzudenken. Lathans Verrat war beinah gelungen. Mir fiel keine Möglichkeit ein, wie ich rechtzeitig Verstärkungen nach Vo Wacune bringen konnte, um die Stadt zu verteidigen. Ganz offensichtlich mußte ich es ›auf die andere Art‹ tun. In jenem Moment gefiel mir die Idee ausnehmend gut. Das Bild einer Käseraspel kam mir in den Sinn, und diesmal würde ich sie einsetzen, egal, ob es Mutter paßte oder nicht.
Ich versetzte mich nach Norden, indem ich von Hügelspitze zu Hügelspitze sprang, bis ich mich in General Halbrens Lager am Ufer des Sendarsees befand. Halbren ließ sich, wie üblich, keine große Überraschung anmerken, als ich ihm von Lathans Verrat berichtete. Ich bin der aufrichtigen Überzeugung, daß Halbren ohne äußere Anzeichen von Verwunderung den Himmel hätte einstürzen sehen können. »Ihr Plan ist fehlerhaft, Euer Gnaden«, eröffnete er mir gelassen.
»Für mich klingt er ziemlich verheerend, Halbren.«
»Die Eroberung einer Stadt ist nur der erste Schritt, Euer Gnaden«, führte er aus. »Die Asturier mögen Vo Wacune tatsächlich einnehmen, aber die vereinten Armeen von Wacune und Erat werden nur wenige Tage später dort eintreffen, und unsere Truppen sind den ihren zahlenmäßig weit überlegen. Glaubt mir, Euer Gnaden, wir können die Stadt jederzeit zurückerobern, und wenn wir damit fertig sind, hat Garteon nicht mehr genug Männer, um die Straßen von Vo Astur zu patrouillieren.«
»Ihr gebt Vo Wacune

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