Polgara die Zauberin
erwart'n tun, daß die nächsten paar Wochen über hier allzuviel geschuftet wird, Euer Gnaden«, belehrte mich Malon. »Die Feier wird sehr, ich will mal sagen, lautstark werd'n.«
»Das ist schon in Ordnung, Malon«, winkte ich ab. »Die Ernte ist jetzt sowieso vorbei, und die Leute können die Arbeit ja später nachholen.« Dann lachte ich. »O Malon«, meinte ich, »Was soll ich nur mit dir machen? Bitte lauf nicht wieder einfach so weg.«
»'ch werd versuch'n, dran zu denk'n, Euer Gnaden«, versprach er. »So, wenn Ihr mich jetzt entschuldig'n tut, dann mach ich mich mal ans Kartenzeichn'n.« Er sah General Halbren an. »Meine Karte wird nicht sehr genau sein, General«, entschuldigte er sich, »'ch seh mich leider nicht in der Lage, Euch die Vornamen der Bäume nenn'n zu tun, will ich mal sagen.«
»Oh, das macht nichts, Malon«, verzieh ihm Halbren. »Die Asturier sind Waldmenschen. Sie lieben es, zwischen den Bäumen umherzuwandern und etwas zu suchen.«
»'ch dachte nur gerade, daß Herzog Garteon vielleicht nicht gerade der beliebteste Mann in Asturien war«, überlegte Malon laut. »Wenn er seine eigenen Leute genauso geärgert hat wie uns, könnte unsere kleine Feier sich, ich will mal sagen, aufs andere Ufer ausbreiten tun.«
»Also gut, meine Herren«, wies ich sie zurecht »genug der Häme und zurück an die Arbeit! Ich muß zurück zur Hütte meiner Mutter, bevor Vater anfängt, auf der Suche nach mir die sendarischen Berge abzutragen.«
Wie man mir berichtete, dauerte die Feier anläßlich Herzog Garteons Erhängung sechs ganze Wochen. Gelächter und lauter Jubel erschollen von Muros bis hinunter an die Mündung des Camaar, und von dort nahm das übrige Herzogtum es auf. Ich bin mir nahezu sicher, daß Malon recht behielt und es auch in Asturien zu einigen, allerdings leiseren Feiern kam.
Herzog Garteon hatte keinen Erben, und so beendete sein Tod die Herrschaft der Orimanfamilie über Asturien. Die unvermeidlichen Zwistigkeiten der zahllosen asturischen Adligen über den Besitz des Thrones in Vo Astur beschäftigten sie so ausschließlich, daß die Feindseligkeiten an meiner Südgrenze mehr oder weniger zum Erliegen kamen. Natürlich gab es keinen offiziellen Friedensvertrag, aber den gibt es in Arendien nie. Arender können Kriegserklärungen aufsetzen, die ein Juwel sprachlicher Eloquenz darstellen, doch der Wortlaut von Friedensverträgen übersteigt aus unerfindlichem Grund ihre Formulierungskünste.
Vater und die Zwillinge beobachteten mich noch immer, und so begann ich in jenem Winter, Mutters Hütte wieder instandzusetzen, hauptsächlich, um sie davon zu überzeugen, daß ich meine vorgebliche Karriere als Einsiedlerin ernst nahm. Ich deckte das Dach neu mit Stroh, ersetzte zerborstene Fenster und Türen und mauerte mehrere Reihen Steinblöcke im oberen Wandbereich wieder auf. Ich bin sicher, Durnik hätte die Mittel, mit deren Hilfe ich diese Renovierung betrieb, nicht gutgeheißen, doch nachdem ich mir ein paarmal mit dem Hammer auf den Daumen gehauen hatte, verstaute ich all meine Gerätschaften fein säuberlich in einer Ecke und machte es ›auf die andere Art‹.
Im Frühling legte ich einen Gemüsegarten an. Rettich und Bohnen sind nicht ganz so hübsch wie Rosen, aber sie schmecken besser, und wenn man Rosen ziehen kann, kann man gewiß auch Gemüse anpflanzen. Vater legte meine Arbeit an der Hütte offenbar dahingehend aus, daß ich meine selbstmörderischen Absichten aufgegeben hätte, denn er begann seine Überwachung zu lockern.
Im selben Maße, wie die Dinge in meinem Herzogtum sich beruhigten, hörte ich immer seltener von Malon. Nun, da die Krise bewältigt war, brauchten er und General Halbren keine Aufsicht mehr. Da sie wußten, was zu tun war, hatten sie nur selten Grund, mich zu stören.
Obwohl es nach außen hin so aussah, als ginge ich ganz in der Pflege meines Gemüsegartens auf, erledigte ich doch im folgenden Sommer eine große Menge Denkarbeit. Die Schritte, die ich unternommen hatte, um mein Herzogtum tüchtig und menschlich zu machen, zeitigten Auswirkungen, die ich nicht in vollem Umfang vorausgesehen hatte. Eine auf dem Lehnswesen beruhende Gesellschaft benötigt mehr oder weniger ständige Überwachung. Meine Befreiung der Leibeigenen und die Einführung eines einheitlichen Rechtssystems hatten den Weg in die Selbstverwaltung vorbereitet. Ich mußte mir mit einer gewissen Wehmut eingestehen, daß ich mich selbst überflüssig gemacht hatte. Die Menschen meines
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