Polgara die Zauberin
gespannt so in Brusthöhe etwa, und das hat ihn doch, schwupp! aus dem Sattel gefegt als er durchreit'n wollte.«
»Du hast ihn gefangengenommen?« rief ich aus.
»Das hab'n wir, Melady. Das hab'n wir.«
»Wo ist er?«
»Das tut davon abhäng'n tun, wie eifrig er seinen religiös'n Verpflichtungen nachgekomm'n ist, Melady«, antwortete mein Seneschall ein wenig ausweichend.
»Was hast du mit ihm angestellt Malon?« hakte ich nach.
»Na ja, Melady. Wir hab'n es gründlich besproch'n, während er da japsend auf dem Waldboden lag und versuchte, wieder Luft zu schnapp'n – der Sturz vom Pferd hatte ihm, ich will mal sagen, die Luft aus der Lunge gehau'n. Zuerst als wir hinter ihm her war'n, war's uns're Absicht gewes'n, ihn nur zu fang'n und Euer Gnaden auszuliefern, damit Ihr mit ihm anstell'n könnt wodrauf Ihr Lust habt, aber dann, wo wir ihn schon mal hatt'n, da hab'n wir richtig geseh'n, was für 'nen garstiger, gemeiner kleiner Halunke er doch ist, und da hab ich es einfach nicht übers Herz gebracht so 'nen räudigen Köter vor Eure Augen bring'n zu tun. Je mehr wir also drüber red'n, desto weniger bring'n wir's über uns, ihm durch ein, ich will mal sag'n, offizielles Vorgehen zuviel der Ehre anzutun. In unseren Augen tut er einfach soviel Mühe nicht verdien'n tun.«
»Was habt ihr mit ihm gemacht? Komm zur Sache, Malon.«
»Tja, Melady, da hatt'n wir nun diesen Schurken, und wir dacht'n wirklich, er lohnt nicht die Mühe, den ganzen Weg nach Muros hätt'n wir ihn verköstig'n und bewach'n müss'n, und dann hatt'n wir ja dieses Seil, das ihn gerade aus dem Sattel geriss'n hatte, und dann hatt'n wir auch diese netten Bäumchen. Und da mal nun alles vor Ort war, hab'n wir's als 'nen Wink von den Göttern genomm'n und ihn direkt da aufgehängt.«
An diesem Punkt von Malons Erzählung brach General Halbren in dröhnendes Gelächter aus.
»'ch sollt Euer Gnaden wahrscheinlich nicht verschweig'n tun, daß er's nicht allzugut aufgenomm'n hat«, setzte Malon noch hinzu. »Hat die ganze Zeit gezetert und geschrien, er ist der Herzog von Asturien und so weiter, und wir könn'n das nicht mit ihm mach'n tun, aber wie sich's dann herausstellte, konnt'n wir's doch. Wenn Ihr ihn Euch gern selbst anguck'n wollt Melady, ich könnte Euch 'ne Karte zeichn'n tun. Wenn ihn niemand abgeschnitt'n hat dann, ich will mal sagen, schmückt er wahrscheinlich noch immer diesen Baum da unten.«
Halbrens Lachen wurde noch lauter.
K APITEL 24
Ich habe Lynchjustiz eigentlich nie befürwortet, da sie stets ein hohes Potential an Fehlurteilen in sich birgt und es schwer ist, jemanden zu enthängen, wenn man sich eines Besseren besonnen hat. Dieser ganz spezielle Fall stellte indes eine Ausnahme dar, da ich mehrere direkte Vorteile an Malons ein wenig rauher und spontaner Herangehensweise an das Strafrecht entdeckte. Zum einen würde der Vorfall die Stimmung der wacitischen Flüchtlinge, die sich in den südlichen Landstrichen meines Herrschaftsgebiets drängten, und als Folge davon auch die der ursprünglichen Bewohner heben. Noch mehr zählte indes die Tatsache, daß es die Asturier aller Voraussicht nach ablenken würde. Solange es Garteon gegeben hatte, hatte Asturiens Augenmerk der Annektierung meines Herzogtums und sonst nichts gegolten. Jetzt würden sie zumindest einen Teil ihrer Aufmerksamkeit auf das faszinierende Geschäft wenden müssen, den Nachfolger des dahingeschiedenen Herzogs zu küren. Ich sah meinen grinsenden Seneschall an. »In Ordnung, Malon«, sagte ich zu ihm, »ich billige es nicht völlig, aber was geschehen ist, ist geschehen. Wir sollten unseren Vorteil daraus ziehen. Ich möchte daß jeder in meinem Herzogtum von deinem kleinen Abenteuer erfährt. Du darfst dich nach Lust und Laune damit brüsten, mein Freund. Dann möchte ich, daß du eine Karte zeichnest, den ungefähren Verbleibeort der sterblichen Überreste Herzog Garteons darauf markierst und sie General Halbren hier gibst.«
»Wünscht Euer Gnaden, daß ich den Kadaver entferne?« fragte Halbren.
»Nein, General, das sollten wir ruhig den Asturiern überlassen. Händigt die Karte dem geschwätzigsten Chaldanpriester aus, den Ihr finden könnt. Erzählt ihm, was passiert ist, und bittet ihn, die Karte nach Vo Astur zu bringen. Ich will, daß ganz Asturien die frohe Botschaft vernimmt, und kein Arender wird es jemals wagen, einem Priester den Mund zu verbieten.«
General Halbren unterdrückte ein Kichern und verneigte sich.
»'ch für mein Teil tät nicht
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