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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ausbreitet, da ich aller Voraussicht nach der erste wäre, der dieser neuen Idee zum Opfer fiele. Aber Sendarien ist wohl ein Sonderfall. Niemand kümmert es wirklich, wer den sendarischen Thron bekommt, solange es dort schön ruhig und ordentlich bleibt. Ganz gewiß brauchen wir kein neues Arendien.« Er zog ein säuerliches Gesicht. »Die Arender gehen mir langsam wirklich auf die Nerven. Ich glaube, ich muß mir etwas einfallen lassen, um ihren ewigen Bürgerkrieg zu beenden. Er ist schlecht fürs Geschäft.« Dann hellten sich seine Augen auf. »In Ordnung«, sagte er, »nun, da wir aller Welt Probleme gelöst haben, können wir auch weitermachen. Warum beweist Ihr mir nicht hier und jetzt, daß Ihr Polgara die Zauberin seid.«
»Du liebe Güte«, seufzte ich.
»Wir waren beide sehr, sehr brav, Mylady«, pflichtete Khanar ihm eifrig zu, »und weil wir uns beide so ausnehmend gut benommen haben, verdienen wir doch wohl eine kleine Abwechslung, oder?«
»Warum bin ich bloß stets von Kindern umgeben?« fragte ich und verdrehte die Augen.
»Vermutlich, weil Ihr den kleinen Jungen in jedem von uns weckt, Polgara.« Ran Horb grinste jetzt unverhohlen.
»Nun gut«, seufzte ich, »aber nur eine ganz kleine. Ich verausgabe mich nicht völlig, nur um zwei böse kleine Jungen zu unterhalten, die es geschafft haben, eine halbe Stunde keine Streiche anzustellen.«
Dann nahm ich die Gestalt der Eule an – teilweise, weil sie so einfach ist, und teilweise, weil kein Jahrmarktgaukler je hoffen darf, sie nachzuahmen.
Ich flog ein paar Augenblicke auf weichen weißen Schwingen durch das Gemach, ehe ich mich auf einem Sessel niederließ und wieder in meine eigene Gestalt schlüpfte. »Zufrieden?« fragte ich sie.
»Wie habt Ihr das gemacht?« wunderte sich Ran Horb.
»Das ist im Grunde ganz einfach, Euer Majestät«, gab ich zur Antwort. »Ihr müßt lediglich ganz fest an die gewünschte Form denken und dann Eurem Ich befehlen, diese Form anzunehmen. Möchtet Ihr gern noch etwas anderes sehen? Vielleicht eine Kobra?«
»Oh – nein, danke, Lady Polgara«, beeilte er sich zu antworten. »Das ist wirklich nicht nötig. Ich bin völlig überzeugt – Ihr doch auch, nicht wahr, Khanar?«
»Oh, absolut Eure Kaiserliche Majestät«, erwiderte Khanar rasch. »Es würde mir nicht im Traum einfallen, Euch zu bitten, zu einer Kobra zu werden, Lady Polgara.«
»Ich dachte mir schon, daß Ihr es so sehen würdet«, murmelte ich.

Möglicherweise war es eben diese Unterhaltung im Frühherbst des Jahres 3817, die Ran Horb dazu bewog, den Bürgerkrieg in Arendien zu beenden. 3821 schloß er einen Geheimvertrag mit den Mimbratern, und 3822 schleiften die Mimbrater Vo Astur, machten es dem Erdboden gleich und trieben die überlebenden Asturier in die Wälder. Ich weiß, es ist nicht sehr nett, aber ich empfand große Befriedigung, als Vo Astur zerstört wurde, ich sah darin die Rache für die Zerstörung von Vo Wacune.
Nein, ich denke, ich werde das nicht weiter vertiefen. Schadenfreude ist kein schöner Charakterzug und sollte in aller Stille zelebriert werden.
Dann im Jahre 3827, hielt Ran Horb II. die Wahl ab, die den ersten sendarischen König hervorbringen sollte. Bei der Aufstellung der Regeln beging er indes einen Fehler. Er verkündete, der neue König müsse die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen. Das nutzten die Sendarer, um sechs Jahre Ferien zu machen. Es gab siebenhundertdreiundvierzig Kandidaten beim ersten Wahlgang, und der Prozeß des Heraussiebens dauerte lange. Schon bald hatten die Sendarer eine neue Zeiteinteilung: morgens wurde auf dem Feld gearbeitet, nachmittags gewählt. Sie hatten soviel Spaß, daß sie dabei völlig übersahen, daß der Rest der Welt sie auslachte.
Ich liebe diese Leute! Wenn sie sich amüsieren, ist es ihnen ganz egal, was der Rest der Welt von ihnen denkt.
Schließlich siegte Fundor der Prächtige, er hatte inzwischen vergessen, daß er sich auch einmal als Kandidat hatte aufstellen lassen, so daß seine Thronerhebung ihn beträchtlich überraschte – und unangenehm dazu. Fundor war ein landwirtschaftlicher Experimentator, der den Geschmack von Steckrüben haßte und sich seit Jahren bemühte, dieses Hauptnahrungsmittel der Sendarer durch die Gelbe Kohlrübe zu ersetzen. Da jedoch niemand, der noch seine fünf Sinne beisammen hat, freiwillig Kohlrüben ißt, hatte Fundors fixe Idee ihn prakisch ruiniert.
Im Verlauf ihrer sechsjährigen Wahlen hatten die Sendarer den Entschluß gefaßt, Sendar

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