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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Tante Pol, aber es wäre sicher aufregend, oder?«
»Ich glaube, man überschätzt das.«
Vor Kälte zitternd klammerten wir uns an diesen Eisenring am Ende der Hafenmole. Ich tat was ich konnte, um das Wasser unmittelbar um uns herum zu erwärmen, aber niemand kann das gesamte Meer der Stürme erwärmen, so daß es mir lediglich gelang, die schlimmste Kälte zu beseitigen.
Nach ungefähr einer Stunde – die uns wie eine Ewigkeit erschien – erreichte mich Vaters Stimme erneut. »Polgara, wo steckst du?«
»Wir sind am Ende der Mole, Vater. Können wir schon gefahrlos herauskommen?«
»Nein. Bleib, wo du bist und laß dich nicht blicken.«
»Was hast du vor, alter Wolf?«
»Ich verstecke den rivanischen König. Gewöhn dich an die Vorstellung, Pol, denn wir werden das ziemlich lange tun müssen.«
Mir entging nicht, was seine Bemerkung für den kleinen Jungen bedeutete, der an meiner Seite zitterte. Offensichtlich war es Königin Salmissras Meuchelmördern gelungen, König Gorek und fast sämtliche Mitglieder der königlichen Familie zu ermorden. Gerans Flucht vom Ort des Geschehens hatte ihm den Schrecken erspart, Zeuge des Blutbades zu werden, und deshalb schien ihm noch nicht klar zu sein, daß er nunmehr Waise war. Man würde es ihm natürlich sagen müssen. Ich konnte mir auch schon denken, auf wessen Schultern diese unangenehme Aufgabe lasten würde.
Eine Weile nach Anbruch der Dunkelheit kamen Vater und Brand, der rivanische Wächter, schließlich in den Hafen. Wir vier, Vater, Brand, Prinz Geran und ich, gingen an Bord eines unbemannten Segelschiffs und verließen den Hafen. Vater bediente die Segel, ohne sich die Mühe zu machen, sich von der Bank zu erheben, auf der er saß. Ich brachte den frierenden kleinen Prinzen unter Deck, trocknete ihn ab und schuf ein paar trockene Kleidungsstücke für ihn.
Dann begab ich mich wieder hoch an Deck, um mit Vater zu reden. »Es gab keine weiteren Überlebenden, vermute ich?« fragte ich ihn.
»Keinen einzigen. Die Nyissaner benutzten vergiftete Dolche.«
»Der Junge weiß es noch nicht. Er rannte weg, ehe das Massaker losging.«
»Gut. Diese Nyissaner waren sehr gründlich.«
»Dann steckte also wirklich Salmissra dahinter.«
»Ja, aber jemand anderes hat sie angestiftet.«
»Wer?«
»Ich weiß es nicht genau. Wenn ich sie das nächste Mal sehe, frage ich sie.«
»Wie willst du dir in Sthiss Tor Einlaß verschaffen?«
»Ich werde die alornischen Königreiche entvölkern, um mir eine Eskorte zu besorgen. Dann werde ich wie eine Naturkatastrophe durch Nyissa fegen und das Schlangenvolk so tief in seine Wälder jagen, daß sie sich ihr Tageslicht kaufen müssen. Du sagst dem Jungen jetzt besser, daß er eine Waise ist.«
»Danke.« Das sagte ich mit ausdrucksloser, unfreundlicher Stimme.
»Du kannst solche Dinge besser als ich, Pol. Vielleicht tröstet es ihn ein bißchen, wenn er erfährt, daß ich zur Vergeltung Nyissa dem Erdboden gleichmachen werde.«
»Er ist doch nur ein kleiner Junge, Vater, und seine Mutter ist gerade umgebracht worden. Ich glaube nicht, daß der Gedanke an Rache ihn im Augenblick besonders zu trösten vermag.«
»Das ist aber das einzige, was wir ihm im Augenblick bieten können. Ich fürchte, du wirst dem Kind die Mutter ersetzen müssen.«
»Was weiß ich denn darüber, wie man kleine Jungen aufzieht, Vater?«
»Bei Daran hast du es nach dem Tod deiner Schwester aber ganz gut gekonnt, Pol. Es tut mir leid, dir diese Aufgabe aufbürden zu müssen, aber uns steht sonst niemand zur Verfügung, und der Junge muß unter allen Umständen beschützt werden. Du wirst ihn verstecken müssen. Dieser Mord riecht nach Angarak, und Ctuchik hat seine eigenen Prophezeiungen, die ihm sagen, daß es einen Überlebenden gegeben hat. Bevor das Jahr um ist wird es im Westen nur so von Grolims wimmeln. Der Schutz dieses kleinen Jungen ist im Augenblick das Wichtigste, was einer von uns tun kann.«
»Ich kümmere mich darum, Vater.« Dann ging ich wieder unter Deck, um dem kleinen Prinzen die traurige Neuigkeit zu bringen.
Er weinte natürlich, und ich tat mein Bestes, ihn zu trösten.
Während ich das schluchzende Kind in meinen Armen hielt, kam mir ein merkwürdiger Gedanke. Ich glaube nicht, daß ich mich jemals ernsthaft mit einer gewissen unbestreitbaren Tatsache auseinandergesetzt habe. Mutter kam nicht als Mensch auf die Welt und das bedeutete ganz klar, daß ich teilweise Wolf war. Obwohl ich keine Pfoten, keinen buschigen Schwanz und keine scharfen

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