Polgara die Zauberin
seine Aufmerksamkeit galt fast ausschließlich Eldara, einer hochgewachsenen, rabenhaarigen Schönheit seines Alters. Eldara schien genauso hingerissen von ihm zu sein. Die beiden saßen nur da, ohne ein Wort zu sagen, und schauten sich an, ganz so wie einst Beldaran und Riva. Ich vermutete, daß hier ›Einmischung‹ im Spiel war. Das Schicksal – oder die Prophezeiung, nennt es, wie ihr wollt – war hieran offensichtlich nicht ganz unbeteiligt.
»Sie scheinen sich gut zu verstehen«, merkte Hattan an, nachdem Geran und Eldara sich etwa eine Stunde lang mit Blicken verschlungen hatten.
»Sie sagen ja gar nichts«, verwahrte sich Layna.
»Aber ja doch, Layna, natürlich sagen sie etwas«, klärte Hattan seine Frau auf. »Du hörst nur nicht zu. Wir sollten Vorbereitungen treffen.«
»Wofür?« wollte Layna wissen.
»Für die Hochzeit, meine Liebe«, eröffnete ich ihr.
»Welche Hochzeit?«
»Diese da«, sagte ihr Gatte und zeigte auf das stumme junge Glück.
»Sie sind doch erst sechzehn, Hattan. Sie sind viel zu jung zum Heiraten.«
»Nein, sind sie nicht«, widersprach ihr Ehemann. »Glaub mir, Layna, ich habe so etwas schon gesehen. Laß uns die Zeremonien schnell hinter uns bringen, bevor sie anfangen, allzu kreativ und eigenständig zu werden. Wir leben schließlich in Sendarien, Liebste, und Sitte und Anstand sind hier ziemlich wichtig. Nur weil du und ich etwas voreilig waren, heißt das noch nicht, daß die Kinder sich ein Vorbild daran nehmen müssen, oder?«
Sie errötete heftig.
»Ja, Baronesse?« wandte sich Hattan mit hochgezogener Augenbraue an mich.
»Nichts«, beeilte ich mich zu antworten.
Um des lieben Anstands willen verschoben wir die Hochzeit noch um einen Monat. Hattan, Layna und ich richteten unsere vereinten Bemühungen darauf, die Kinder nie alleine zu lassen. Wenn ich mich recht entsinne, ertappte ich Geran fünf oder sechsmal während jenes schier endlosen Monats, wie er mitten in der Nacht aus seinem Schlafzimmerfenster zu klettern versuchte. Hattan handelte äußerst praktisch. Er brachte einfach Eisengitter vor Eldaras Fenster an.
Es war gegen Mittag an einem wolkenverhangenen Tag, als Hattan vorbeischaute, während Layna unsere unsterblich Verliebten beaufsichtigte. »Ich glaube, wir müssen uns unterhalten«, erklärte er.
»Selbstverständlich. Über die Mitgift?«
»Legt Ihr Wert auf eine Kuhherde?«
»Kaum.«
»Dann können wir das übergehen. Pelera ist nicht Euer richtiger Name, nicht wahr, Mylady? In Wahrheit seid Ihr Polgara, Belgaraths Tochter, oder?«
Ich starrte ihn verblüfft an. »Wie habt Ihr denn das herausgefunden, Hattan?«
»Ich habe Augen im Kopf, Lady Polgara, und ich benutze sie. Ich bin Alorner, also kenne ich all die Geschichten. Sie liefern eine recht genaue Beschreibung von Euch. Sie werden Euch allerdings nicht gerecht. Ihr seid vermutlich die schönste Frau der Welt, aber darum geht es jetzt nicht. Geran ist nicht wirklich Euer Neffe, nicht wahr?«
»Eine Art von Neffe«, räumte ich ein. »Die verwandtschaftliche Beziehung ist kompliziert, aber aus Gründen der Bequemlichkeit vereinfachen wir sie.«
»In Ordnung«, sagte der hagere Algar, »dann weiß ich auch, wer er ist. Keine Angst Lady Polgara, ich verstehe Geheimnisse für mich zu behalten. Doch wir werden einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen müssen, findet Ihr nicht auch?«
»Ich komme damit schon zurecht, Hattan.«
»Dessen bin ich gewiß, aber ich würde Euch trotzdem gern ein wenig unterstützen. Muros ist möglicherweise nicht der geeignete Ort für die Kinder, wißt Ihr. Hier gibt es zu viele Fremde. Sulturn oder Medalia wäre wahrscheinlich sicherer.« Er zwinkerte mir zu. »Wißt Ihr, ich glaube, Ihr werdet ziemlich häufig umziehen müssen. Wenn die Geschichten, die ich über Euch gehört habe, der Wahrheit entsprechen, altert Ihr nicht so wie gewöhnliche Menschen. Deshalb solltet Ihr nicht länger als etwa zehn Jahre an einem Ort bleiben, und außerdem würde ich mich an Eurer Stelle nicht länger als Adlige ausgeben. Die Leute achten auf Baronessen und andere hochwohlgeborene Damen, und Ihr wollt schließlich nicht beachtet werden.«
»Ihr habt das sehr gründlich durchdacht, Hattan, nicht wahr?«
»Na ja, es geht schließlich um meine Tochter. Deshalb habe ich mir ein paar Gedanken gemacht. Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich Euch einen Vorschlag unterbreiten würde?«
»Nicht im geringsten.«
»Wenn Ihr in eine Zukunft gelangt, in der wir alle längst nicht mehr sind, könntet Ihr
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