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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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namens Khalon. Er und ich feilschten ein wenig, bevor wir das Geschäft abschlossen. Der arme Bursche mußte sich geschlagen geben, als ich zur drasnischen Geheimsprache griff, um unsere Verhandlungen zu führen. Da er sich zu sehr schämte, um zuzugeben, daß er aus der Übung gekommen war, akzeptierte er ein lächerlich niedriges Angebot, ohne meine Geste in eine richtige Zahl zu übersetzen. Dann hielt sein Stolz ihn von dem Eingeständnis ab, daß er mich mißverstanden hatte. Kurz gesagt, ich zog ihm das Fell über die Ohren und nagelte es an den Gartenzaun.
»Ich glaube, ich bin übervorteilt worden«, murmelte Khalon, nachdem wir unseren Handel mit einem Handschlag besiegelt hatten.
»Ja«, pflichtete ich ihm bei, »das seid Ihr. Warum habt Ihr nicht um eine Klarstellung gebeten?«
»Lieber wäre ich gestorben. Ihr macht das doch nicht publik, oder?«
»Nie und nimmer. Dürfte ich Euch um einen Gefallen bitten?«
»Ihr wollt Euch auch noch meine Möbel erschwindeln?«
»Nein. Ich richte mein Haus auf meine Art ein. Ich möchte einem Mann namens Hattan vorgestellt werden.«
»Dem algarischen Viehaufkäufer?«
»Genau dem. Ihr kennt ihn?«
»O ja. Er ist hier in Muros bestens bekannt – und gehaßt.«
»Gehaßt?«
»Die Tolnedrer verabscheuen ihn zutiefst. Er kennt alle Klanhäuptlinge Algariens beim Vornamen, und deshalb bekommt er stets die erste Wahl aus den algarischen Herden. Er schöpft den Rahm jeder einzelnen Herde ab, die über die Berge getrieben wird. Spielt Ihr mit dem Gedanken, ins Viehgeschäft einzusteigen, Baronesse?«
»Nein, Khalon, eigentlich nicht. Ich habe andere Pläne.«
»Ich werde einige Tage damit beschäftigt sein, meine Siebensachen zu packen – und meine Möbel zu veräußern. Danach nehme ich Euch dorthin mit, wo Hattan seine Geschäfte abschließt und stelle Euch ihm vor.«
»Geht Ihr nach Boktor zurück, Khalon?«
»Nein, Baronesse. Ich mag die drasnischen Winter nicht. Und Kühe hängen mir zum Halse heraus. Ich werde also nach Camaar ziehen. Ich habe gehört, daß man dort schöne Gewinne im Gewürzhandel einstreichen kann, und Gewürze riechen viel besser als Kühe.«
Etwa eine Woche später stellte Khalon mich Hattan vor. Auf meine Bitte hin stellte er mich dem hochgewachsenen, hageren Mann in Pferdelederkleidung als Baronesse Pelera vor. Ich habe im Laufe der Jahre die verschiedensten Decknamen benutzt, da mein Name vermutlich jedem Murgo, der in den Westen kam, ins Gehirn eingebrannt war. Nachdem indes eine erkleckliche Anzahl hilfsbereiter Mütter ihre Töchter nach der legendären ›Polgara der Zauberin‹ genannt hatten, erübrigten sich die lästigen Pseudonyme, und die Abkürzung ›Pol‹ genügte für gewöhnlich, um meine wahre Identität zu verschleiern.
Trotz der Tatsache, daß er jahrelang in Sendarien gelebt hatte, trug Hattan noch immer Kleidung aus Pferdeleder und schor seinen Schädel bis auf die einsame Skalplocke, die ihm über den Rücken hing. Sein Erfolg als Viehhändler basierte auf seiner algarischen Herkunft, und so legte er verständlicherweise Wert auf die richtige Tracht.
Hattan und ich freundeten uns fast auf der Stelle an.
Ich habe die Algarer immer gemocht, weil ich sozusagen in ihrem Hinterhof aufgewachsen bin. Hattan redete nicht viel, und dann nur mit sehr leiser Stimme. Wenn man den Großteil seines Lebens mit Kühen verbringt, lernt man, sie nicht durch laute Geräusche zu erschrecken – es sei denn, man legt Wert darauf, sie hinterher wieder zusammenzutreiben.
Khalon hatte die Empfindungen, die die anderen Viehhändler in Muros für Hattan hegten, stark untertrieben. Mit ›Haß‹ ließen sie sich nur ansatzweise umschreiben. Seine engen Kontakte zu den algarischen Klanhäuptlingen verschafften ihm einen ungeheuren Vorteil gegenüber den Tolnedrern. Die Algarer mögen die Tolnedrer ohnehin nicht. Aus diesem Grund machten die algarischen Klanhäuptlinge es sich zur festen Gewohnheit, das Merzvieh aus ihren Herden auszusondern und die schönsten und besten Kühe für Hattan zu reservieren, noch bevor sie Muros erreichten. Der Anblick all dieser vorzüglichen Rinder, die ewig unerreichbar für sie waren, trieb die Tolnedrer in den Wahnsinn.
Nach angemessener Frist lud Hattan Geran und mich ein, damit wir seine Familie kennenlernten. Seine Frau, Layna, war eine pummelige, albern wirkende sendarische Dame, die indes mehr gesunden Menschenverstand besaß, als man ihr auf den ersten Blick ansah. Geran benahm sich ihr gegenüber höflich, doch

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