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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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über das Gewöhnlichsein. Meine eigene Vergangenheit war alles andere als gewöhnlich. Ich war ›Polgara die Zauberin‹ und ›die Herzogin von Erat‹ gewesen, zwei sehr auffällige Lebensläufe. Jetzt würde ich lernen, die Tante des Dorfgerbers zu sein – auch wenn Muros kein Dorf im eigentlichen Sinn war. Stück für Stück würde ich in den Hintergrund treten, und das entsprach ganz unserer Absicht. Wenn wir diese Tarnung erst einmal vervollkommnet hatten, würde kein Murgo – oder Grolim – in der Lage sein, uns jemals aufzuspüren.
Weil Davon ein guter Junge war, widersetzte er sich seiner Lehre nicht – wenigstens nicht offen. Mit achtzehn Jahren war er Gerbermeister, und das Unternehmen seines Arbeitgebers produzierte das feinste Leder in ganz Sendarien.
Unsere erweiterte Familie feierte in jenem Jahr Erastide, und ich wirkte natürlich in der Küche. Nachdem wir alle mehr gegessen hatten, als gut für uns war, lehnte Davon sich in seinen Stuhl zurück. »Ich habe über etwas nachgedacht«, eröffnete er uns. »Wenn wir Alniks Unternehmen kaufen, werden wir das meiste Leder in dieser Gegend herstellen. Wie wäre es, wenn wir ein paar junge Schuhmacher anstellten, die gerade erst in ihrem Gewerbe anfangen? Wir könnten der Gerberei eine Werkstatt angliedern und Schuhe herstellen.«
»So kannst du aber kein Geld machen, Davon«, behauptete Geran. »Schuhe müssen doch dem Fuß des künftigen Trägers angepaßt werden.«
»Ich habe ein paar Messungen vorgenommen«, hielt Davon dagegen. Er lachte einfältig. »Die Leute halten mich schon für verrückt, weil ich dauernd ihre Füße messen will. Aber ich werde immer besser darin. Mittlerweile kann ich die Größe eines Fußes bis auf einen Viertelzoll genau schätzen. Deine Füße sind übrigens achteinhalb Zoll lang. Kinder und Frauenfüße sind kleiner, aber es gibt nur soundsoviele Fußgrößen in ganz Muros. Niemand hat drei Zoll große Füße, und niemand hat NeunzehnZollFüße. Falls unsere Schuster Schuhe in den gängigsten Größen fertigen, werden wir Leute finden, die sie tragen können. Darauf kann ich euch mein Wort geben.«
»Na los, grins schon, Hattan!« forderte ich meinen Freund auf.
»Worüber denn, Pol?«
»Du hast es geschafft, eine weitere Generation zu verderben, oder?«
» Das traut Ihr mir zu?« fragte er unschuldig.
»Ja, um ehrlich zu sein, das würde ich.«
Hattan und ich legten im folgenden Frühjahr einiges von unserem Geld zusammen und kauften Alnik den Gerber aus. Dann übereigneten wir die Gerberei Davon, der sich auf der Stelle anschickte, derbe, haltbare Schuhe herzustellen, die sich unter den Bauern bald großer Beliebtheit erfreuten. Leute, die schöne Schuhe wollten, ließen sie weiterhin bei den herkömmlichen Schustern nach Maß anfertigen, aber die einfachen Menschen wurden Stammkunden in unserem Laden, der das Endergebnis einer langen Kette geschäftlicher Entwicklungen darstellte. Unbearbeitete Häute kamen zur einen Seite von Davons Gerberei herein, um sie auf der anderen als fertige Schuhe zu verlassen. Die Menschen von Muros begannen ihr Augenmerk auf die Familie zu richten. Die wenigen durchreisenden Angarakaner allerdings schenkten ihr keinerlei Beachtung – außer, wenn sie Kühe oder Schuhe kaufen wollten.

Man schrieb das Jahr 4039, als wir Davon endlich in den Hafen der Ehe steuern konnten. Er war zum damaligen Zeitpunkt bereits dreiundzwanzig, und ich hatte mir schon Sorgen zu machen begonnen. Die Ehe ist etwas, das man nicht zu lange hinauszögern sollte. Das Leben als Junggeselle kann sich nach einiger Zeit zur Gewohnheit entwickeln. Hattan, der inzwischen Ende fünfzig war, sagte, ich würde mir zu viele Sorgen über solche Dinge machen. »Wir sind ungewöhnliche Menschen, Pol«, erzählte er mir kurz vor der Hochzeit. »Wenn ich nur irgend so ein Algarer wäre, säße ich jetzt in der Nähe des Aldurflusses auf dem Rücken eines Pferdes und würde eine Herde Kühe bewachen. Ich hätte eine algarische Frau und zehn Kinder, und wir würden alle in Wagen leben. Aber da ich nicht irgend so ein Algarer bin, bin ich mit Layna verheiratet und wohne in Muros, und ich werde reich, anstatt auf den Steppen Algariens Kühe vor Unheil zu bewahren. Ich war älter, als Davon es jetzt ist, als ich Layna zur Frau nahm. Ich benötigte eine gewisse Zeit, um vernünftig zu werden, bevor ich eine Ehe einging. Edelleute und Bauern heiraten früh. Geschäftsleute neigen dazu, sich mehr Zeit zu lassen.«
Davons Braut war

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