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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ihr genau, was es mit ›uneinnehmbar‹ auf sich hat. Ich könnte mir vorstellen, daß selbst Torak ein ganz klein wenig verzagt wurde, als er sie das erste Mal sah.
Nach unserer Ankunft führte Vater ein Gespräch mit ChoRam, dem jungen Häuptling der Klanhäuptlinge von Algarien. Das ist eine umständliche Art, ›König‹ zu sagen, vermittelt aber einen gewissen Einblick in die algarische Vorstellung von Herrschaft.
ChoRams Familie ›adoptierte‹ Garel und seine Mutter auf der Stelle. Adana wußte ja genau, wer ihr Sohn war, so daß es ihr nicht besonders merkwürdig vorkam, Mitglied der königlichen Familie von Algarien zu werden. Garel hingegen war sein neuer Rang peinlich, und obwohl er eigentlich noch ein bißchen jung dafür war, um zu erfahren, wer er war, entschloß ich mich in diesem besonderen Fall, die Regeln zu beugen und jenes unumgängliche ›kleine Gespräch‹ schon jetzt und nicht erst an seinem achtzehnten Geburtstag mit ihm zu führen.
Nachdem sie sich eingelebt hatten, brachen ChoRam, Vater und ich zur Insel der Winde auf.
Ich entschuldige mich im voraus für den vermutlich deprimierenden, weil inflationären Gebrauch des Adjektivs ›trübe‹ auf den folgenden Seiten. Die Sprache hat jedoch ihre Grenzen, und fünfundzwanzig Jahre nahezu ununterbrochenen Niederschlags werden am Ende jedermanns Sprachschatz erschöpfen. Ich vermute, ich könnte auf Onkel Beldins Eigenschaftswörter der abwechslungsreichen Art zurückgreifen, aber diese Seiten könnten Kindern in die Hände fallen, und Kinder sollten einfach nicht wissen, was all diese Worte tatsächlich bedeuten.
Wir wandten uns nordwärts, nachdem wir die Feste verlassen hatten, indem wir an der Ostgrenze von Ulgoland entlangzogen, und dann nach Westen, als wir das sendarische Gebirge erreichten. Dann ritten wir durch dieses lange Flußtal weiter nach Camaar, schifften uns ein und segelten zur Insel der Winde herüber. Da es in Riva sowieso ständig regnet, machte sich der Wetterwechsel hier nicht so deutlich bemerkbar.
Brand, der rivanische Wächter, empfing uns auf der steinernen Hafenmole, als wir anlegten. Ich schaute mir diesen Mann eingehend an, der eins der bedeutenderen unter den ›Kindern des Lichtes‹ werden sollte. Er war ein starker, großer Mann, mit breiten Schultern und einer mächtigen Brust. In dieser Hinsicht ähnelte er einem Chereker, aber er benahm sich nicht wie ein Chereker. Chereker sind großspurig und laut, Brand sprach mit leiser Stimme.
Chereker haben einen Hang zum Fluchen, Brands Redeweise war geschliffen und höflich. Obwohl es kaum mit seiner körperlichen Erscheinung zusammenhing, erinnerte mich dieser rivanische Wächter ungeheuer an den ersten in diesem Amt, meinen lieben, lieben Freund Kamion.
Onkel Beldin und Vater haben endlose Spekulationen über die sonderbaren Wiederholungen angestellt die im Laufe der Äonen aufgetreten sind. Sie haben eine Theorie aufgestellt, um zu erklären, warum gewisse Dinge immer und immer wieder geschehen. Um es mit schlichten Worten zusammenzufassen, ihre Theorie behauptet, ›der Unfall‹ – jene umwälzende himmlische Explosion, die die ABSICHT des Universums durcheinanderbrachte – habe allen Fortschritt angehalten, und wir seien zu endloser Wiederholung verdammt, bis jemand daherkomme und alles wieder in Bewegung setze, indem er den Irrtum korrigiere.
Brand schien eine Wiederholung von Kamion zu sein – und ebenso, auf eine eigenartige Weise, von Ontrose. Ich fand das sehr beruhigend, denn von allen Männern, die ich bis dahin kennengelernt hatte, waren die beiden gewiß die am besten für einen Zweikampf gegen Torak geeigneten.
Eldrig von Cherek und Rhodar von Drasnien waren noch nicht in Riva eingetroffen, und so verbrachten Vater, Brand, ChoRam und ich viele Stunden mit Gesprächen in dem blau ausgestatteten Besprechungszimmer hoch oben in einem der Türme der Zitadelle. Brand war so bestürzt, daß ihn seine geschliffenen Manieren kurzfristig verließen, als ich ihm verkündete, daß er derjenige sein werde, der sich Torak in Arendien entgegenstellen müsse.
»Ich?« sagte er mit erstickter Stimme.
Dann rezitierte Vater den entsprechenden Abschnitt des Mrin: »›Und lasset ihn, der an der Stelle des Hüters steht, dem Kind der Finsternis im Lande des Stiergottes entgegentreten.‹« Vater schenkte ihm eins jener aufreizenden, hämischen kleinen Lächeln, die er so liebt. »Du vertrittst im Augenblick den rivanischen König, Brand«, meinte er, »und deshalb

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