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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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hätte nichts, was in unserer Macht stand, sie noch trennen können. Kameradschaft war an Stelle der gegenseitigen Feindschaft getreten. Ich bin mir ziemlich sicher, das hatte Torak mit seinem Zug nach Westen nicht beabsichtigt.

Bei unserer Rückkehr erwartete uns ein Heldenempfang. Ich weiß genau, daß einige der Bürger Vo Mimbres fast an den an die Asturier gerichteten Jubelrufen erstickt wären, aber das zählt schließlich nicht, oder?
Vaters List hatte uns die restlichen fünf Tage verschafft, und die Zwillinge, die während unserer Abwesenheit in Vo Mimbre eingetroffen waren, teilten uns mit, Onkel Beldin und General Cerran hätten mit den südlichen Legionen Tol Honeth erreicht. Vater schickte einen Gedanken aus und besprach sich kurz mit seinem verwachsenen Bruder, und anschließend versicherte er uns, daß die Tolnedrer und Chereker Vo Mimbre planmäßig erreichen würden. Wir waren bereit, und morgen würde die Schlacht beginnen.
Mutter unterhielt sich kurz mit mir, als Vater fort war, um die Verteidigungsanlagen der Stadt zu überprüfen. »Pol«, sagte sie, »wenn er zurückkommt, sag ihm, du würdest ein Auge auf die Angarakaner haben. Ich glaube, wir beide sollten Torak noch einmal besuchen.«
»Ach?«
»Ich hasse Überraschungen. Laß uns Torak und Zedar im Auge behalten.«
»In Ordnung, Mutter.«
Vater war ein wenig gereizt als er zurückkam, aber das muß wohl so sein. In der Nacht vor einer Schlacht ist jeder ein bißchen gereizt.
»Ich werde mich mal draußen umsehen, Vater«, ließ ich ihn wissen.
»Ich vermute, du würdest dich nicht daran stören, wenn ich es dir verbieten würde?«
»So ist es.«
»Dann werde ich es mir sparen. Bleib nicht die ganze Nacht weg.«
Ich hätte fast laut herausgelacht. Der Tonfall, in dem er das gesagt hatte, war fast derselbe wie damals in Riva während der Vorbereitungen zu Beldarans Hochzeit, als ich mir die Zeit damit vertrieben hatte, Herzen zu brechen, und er sich sämtliche Fingernägel vor Nervosität bis aufs Fleisch abgekaut hatte. Womöglich war ihm die Ironie der Situation nicht ganz bewußt. Damals in Riva hatte er sich Sorgen über meine vielen Verehrer gemacht. Auch hier in Vo Mimbre hatte ich einen Verehrer, aber diesmal war ich diejenige, die sich Sorgen machte.
Mutter und ich verschmolzen ein zweites Mal. Vollkommen nach innen gewendet, waren wir wieder nicht zu entdecken. Wir machten den Standort von Toraks schwarzem Rostpalast aus und schlüpften durch dieselbe praktische Fensterlaibung wie beim erstenmal hinein.
»Ich werde sie bestrafen, Zedar«, erklärte Torak soeben mit seiner dramatisch hallenden Stimme.
»Sie verdienen es fürwahr, Meister«, stimmte Zedar folgsam zu. »Sie haben Euch enttäuscht durch ihre kleinmütigen Zänkereien. Für diese Missetaten müssen sie mit dem Leben büßen.«
»Verurteile sie nicht voreilig, Zedar«, mahnte Torak unheilvoll. »Auch du hast noch nicht genug gesühnt für dein Scheitern weiland in Morindland, obgleich es mehrere Jahrhunderte her ist.«
»Ich flehe Euch an, Meister, vergebt mir. Wendet Euren Zorn von mir, obgleich ich eine Bestrafung mehr als verdiene.«
»Es gibt weder Bestrafungen noch Belohnungen, Zedar«, antwortete Torak finster, »nur Konsequenzen. Urvon und Ctuchik werden mit der Zeit ihre volle Bedeutung erfahren – ebenso wie du. Für den Augenblick indes brauche ich dich und deine beiden Brüder.«
Ich vermute, Zedar mußte ein bißchen schlucken, als Torak Urvon und Ctuchik seine ›Brüder‹ nannte.
Torak, dessen polierte Stahlmaske im Lampenlicht glänzte, saß düster brütend da. Dann seufzte er. »Ich bin bekümmert, Zedar«, gestand er. »Eine Unstimmigkeit bereitet mir Sorgen.«
»Offenbart sie mir, Meister«, drängte Zedar. »Möglicherweise vermögen wir sie gemeinsam zu lösen.«
»Dein maßloses Selbstvertrauen erheitert mich, Zedar«, entgegnete Torak. »Hast du sorgfältig jenes Schriftstück gelesen, welches das Gefasel jenes Untermenschen vom Ufer des Mrin im hohen Norden Drasniens enthält?«
»Eingehend, Meister.«
»Und du bist ebenfalls vertraut mit der Wahrheit, die mir in Ashaba offenbart wurde?«
»Jawohl, Meister.«
»Ist dir nicht aufgefallen, daß die beiden nicht völlig übereinstimmen? Beide sprechen von der Schlacht, die in wenigen Stunden hier vor Vo Mimbre beginnen wird.«
»Ja, das habe ich auch so verstanden.«
»Aber die Version des Mrin widerspricht der von Ashaba. Der Mrin läßt das Schicksal der Welt vom dritten Tage der bevorstehenden

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