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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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glitzerten am Himmel. Menschen mit ungewöhnlich langem Leben haben stets eine Schwäche für die Sterne. Sie vermitteln ein Gefühl der Beständigkeit, wenn alles andere um einen herum in Scherben geht.
Obwohl Torak es nicht ganz allein bewerkstelligt hatte, hatte er doch damals während des Krieges der Götter die Welt zerbrochen. Ich war mir deshalb sicher, daß er die Wälle von Vo Mimbre mit einem einzigen Gedanken hätte niederreißen können. Offensichtlich war ihm das aber nicht gestattet. Die formvollendet verschlungenen Regeln des ewigen Spiels zwischen den beiden widerstreitenden Geschicken untersagten den Einsatz göttlichen Willens während jener EREIGNISSE. Die Folgen eines solchen Regelbruchs waren äußerst schwerwiegend – wie Ctuchik in Rak Cthol erfahren mußte. Torak konnte nur durch menschliche Werkzeuge tätig werden – bis zu dem Moment, in dem er Brand gegenüberstehen würde. Und auch dieses EREIGNIS würde strengen Regeln unterliegen.
»Wir übrigen unterliegen ähnlichen Beschränkungen, Pol«, antwortete Mutters Stimme auf meinen unausgesprochenen Gedanken. »Warne deinen Vater. Sag ihm, dies sei nicht der geeignete Zeitpunkt für Experimente. Lege ihm nahe, daß es keine gute Idee wäre, jetzt einen Kometen auf die Angarakaner fallen zu lassen.«
»Das würde er doch nicht tun, Mutter.«
»Ach, meinst du? Du hast noch nicht miterlebt, was für irrwitzige Dinge er anstellt, wenn er gereizt ist, Pol. Ich habe ihn einmal einen Hammer wegwerfen sehen, mit dem er sich auf den Daumen gehauen hatte.«
»Das hat wohl jeder von uns schon mal getan, Mutter.«
»Er hat ihn in den Himmel geworfen, Polgara. Das war vor mehreren tausend Jahren, und soweit ich weiß, fliegt er noch immer – zumindest will ich das hoffen. Manchmal bedarf es nur einer winzigen Kleinigkeit, um einen Stern am falschen Ort zur falschen Zeit explodieren zu lassen. Einmal ist es schon passiert. Wir möchten nicht, daß es noch einmal passiert nicht wahr?«
»Nein, bestimmt nicht«, pflichtete ich ihr bei. »Wir haben auch so schon genug Sorgen. Können wir wirklich davon ausgehen, daß in dieser Schlacht niemand den Willen und das Wort benutzen darf?«
»Ich glaube nicht, daß wir es mit Sicherheit ausschließen können. Behalte Zedar genau im Auge. Wenn er etwas tun kann, ohne sich auf der Stelle in nichts aufzulösen, sollten wir in der Lage sein, ähnliche Dinge zu tun. Soll Zedar doch das Risiko eingehen.«
»Ich wußte, daß er am Ende noch zu etwas zu gebrauchen sein würde, Mutter. Ich glaube aber nicht, daß es ihm das Herz erwärmen wird, daß er alle Risiken auf sich nehmen muß.«
»Das tut mir aber leid.«
Kurz nach Mitternacht landeten wir auf den Zinnen von Aldorigens Palast. »Raus mit dir, Pol«, meinte Mutter. »Ich fliege noch mal los und behalte alles im Auge, während du deinem Vater Bericht erstattest«
»Raus mit dir?« Mutters Ausdrucksweise kann manchmal sehr ernüchternd wirken. Dieses ›raus mit dir‹ roch stark nach ›geh spielen!‹.
Ich löste mich aus unserer Eule und nahm meine eigene Gestalt an. Mutter schwang sich schon wieder in die Lüfte.
Mein Bericht für Vater und die Zwillinge war alles andere als vollständig. Ich unterließ es zu erwähnen, daß Torak von der irrigen Annahme ausging, sein Gegner in dem bevorstehenden Zweikampf werde Gelane sein. Vater neigt zu Stegreifentscheidungen, und das machte mich sehr nervös. Gelane war in der Feste in Sicherheit, und ich wollte, daß das so blieb. Mein Vater ist ein begnadeter Schauspieler, aber es ist trotzdem keine gute Idee, ihn einfach auf die Bühne zu schieben und improvisieren zu lassen. Übertreibung ist wie eine zweite Haut für ihn. Die Vorstellung, Gelane nach Vo Mimbre zu bringen und auf dem Höhepunkt der Schlacht zu Toraks Unterhaltung auf den Wehrgängen zur Schau zu stellen, mochte ein dramaturgisch interessanter Einfall sein, würde aber meinen jungen Schützling in tödliche Gefahr bringen. Solange Vater nicht wußte, was Torak glaubte, bestand auch kein Grund für ihn, zu kreativ zu werden. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, Vater nie mehr als das absolut Notwendige mitzuteilen.
Ich erzählte ihm allerdings, daß Torak seinen rostigen Blechkübel von Palast nicht ein einziges Mal verlassen hatte, seit seine Truppen die Landbrücke überquert hatten. Vater mußte das vermutlich nicht wissen, aber die Tatsache, daß Torak völlig isoliert lebte, mochte seinen Erfindungsreichtum dämpfen.
»Vielleicht merkst

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