Polgara die Zauberin
du dir etwas für die Zukunft, Vater«, fügte ich noch hinzu. »Toraks Jünger gleichen uns nicht im geringsten. Wir sind eine Familie, sie nicht. Zedar, Urvon und Ctuchik hassen sich mit nahezu religiöser Inbrunst. Zedar hatte große Mühe, seinen Groll während seines Gesprächs mit Torak im Zaum zu halten. Urvon und Ctuchik sind vorübergehend in Ungnade gefallen, so daß Zedar im Augenblick der Günstling Toraks ist. Er wird seine Stellung zu festigen versuchen, indem er Vo Mimbre in einem Tag für Torak erobert. Morgen wird er uns alles entgegenwerfen, was er hat. Torak hält sich möglicherweise an die Beschränkungen, die die beiden Notwendigkeiten uns allen auferlegt haben, aber meines Erachtens können wir nicht darauf bauen, daß Zedar die Regeln nicht brechen wird.«
»Das ist Zedars Lebensgeschichte, Pol«, knurrte Vater säuerlich. »Er hat mit Regelbrüchen Karriere gemacht Worüber haben die beiden sich sonst noch unterhalten?«
»Über ihre Anweisungen hauptsächlich. Offenbar vermitteln die Ashabiner Orakel Torak weit mehr Einzelheiten als der Mrinkodex uns. Der dritte Tag dieser kleinen Auseinandersetzung wird sehr wichtig sein, Vater. Die Legionen müssen unbedingt hier sein, denn ihre Anwesenheit wird Torak zwingen, Brands Herausforderung anzunehmen.«
Seine Augen strahlten. »Ts, ts«, machte er, »wenn das nicht interessant ist.«
»Freu dich nicht zu früh, Vater. Torak hat Zedar befohlen, alles gegen Vo Mimbre zu werfen, was sie haben. Wenn sie die Stadt erobern können, schlägt das Pendel zu ihren Gunsten aus. Wenn dieser dritte Tag erst einmal vorbei ist, werden wir ein völlig anderes EREIGNIS zu sehen bekommen, und das wollen wir alle nicht.«
»Werden sie den Versuch unternehmen, Eldrigs Kriegsschiffe aufzuhalten?« fragte Beltira.
»Zedar hat es vorgeschlagen, aber Torak hat nein gesagt. Er will seine Streitmacht nicht teilen. Wie lange ist es noch bis Tagesanbruch?«
»Drei bis vier Stunden«, gab Vater zur Antwort.
»Dann habe ich ja noch Zeit für ein Bad.«
Vater verdrehte die Augen zur Decke.
Die Dämmerung färbte den Himmel im Westen, aber Zedar wartete offensichtlich noch auf besondere Anweisungen, um seinen Angriff zu beginnen. Dann, als der oberste Rand der Sonne über die Berge von Ulgoland lugte, erscholl ein Hornstoß. von dem Eisenpavillon, und Zedars Belagerungsmaschinen schnellten gleichzeitig vor und schleuderten einen Steinhagel gegen die Wälle der Stadt und die Schlacht von Vo Mimbre begann.
Es gab das übliche Justieren der Katapulte, bis die Steine auch tatsächlich die Mauern trafen, anstatt sich überall in der Stadt zu verteilen. Dann gab es nur noch das immer gleiche, dumpfe Krachen der Felsbrocken gegen die Mauern.
Wir konnten deutlich sehen, wie die angarakanischen Truppen sich in einiger Entfernung hinter den Katapulten zu sammeln begannen. Vater wartete noch. Dann, am späten Morgen, befahl er Wildantor den Gegenangriff. Die asturischen Bogenschützen hoben ihre Bögen und schossen im Gleichklang ihre Pfeile ab. Der Hagel von Pfeilen mit stählernen Spitzen senkte sich auf die Thull, die die Belagerungsmaschinen bemannten, und die Beschießung der Stadt nahm ein abruptes Ende. Die überlebenden Thull flohen zurück in die Fänge der angarakanischen Sturmtruppen und ließen ihre Belagerungsmaschinen allein und ungeschützt zurück.
Das war der Zeitpunkt, als Mandor seinen berittenen Kriegern am Nordtor ihr Zeichen gab. Das Tor schwang auf, und die Ritter, mit Äxten anstelle von Lanzen bewaffnet, preschten heraus. Als sie zurückkehrten, waren Zedars Belagerungsmaschinen nur noch Kleinholz.
Toraks Schreie der Wut und Enttäuschung klangen süß in meinen Ohren. Offenbar war ihm nie der Gedanke gekommen, daß wir uns gegen seine Angriffe zur Wehr setzen könnten – wie sein kindischer Wutanfall klar bewies. Hatte er wirklich allen Ernstes geglaubt, wir würden ihm gehorsam die Stadt ausliefern, nur weil er sie haben wollte? Ich könnte mir vorstellen, daß Zedars Leben in diesem Augenblick an einem seidenen Faden hing. Verzweifelt und offenbar ohne nachzudenken befahl er einen Frontalangriff auf besagtes Nordtor. Der Angriff löste sich in einem Pfeilhagel auf, und die wenigen Angarakaner, die bis zu den Wällen vorstießen, wurden mit kochendem Pech überschüttet und in Brand geschossen. Die Sonne ging unter, der erste Tag der Schlacht war zu Ende. Wir saßen alle noch sicher hinter unseren Schutzmauern, und Zedar sah sich gezwungen, Torak sein
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