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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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›Heiliger Schrift‹, und die einzelnen darin enthaltenen Bestimmungen gewannen fast die Kraft religiöser Verpflichtungen. Die Menschen sind es gewöhnt, die sonderbarsten Dinge aus religiösen Grün den zu tun, und so sahen wir über die Tatsache hinweg, daß vieles in den Abkommen keinen Sinn ergab, indem wir uns stillschweigend darauf einigten, sie als ›irgend wie religiös‹ zu betrachten.
Wir hatten mehrere Wochen gebraucht, um die Abkommen auszuarbeiten. Korodullin und Mayaserana erhielten also genügend Zeit, um Politik Politik sein zu lassen und sich den wichtigen Dingen des Lebens zuzuwenden. Als Brand sie holen ließ, kamen sie Hand in Hand in den Thronsaal, auf dem Gesicht jenen törichten Ausdruck, den ich so gut kannte. Sie hatten endgültig ihren Frieden miteinander gemacht. Kaum betrat das errötende Paar den Saal, als ich mich auch schon zu Vater hinüberbeugte. »Ich denke, du hast deine Wette verloren, alter Mann«, flüsterte ich ihm ins Ohr. »Oh, ich muß es vergessen haben. Worum hatten wir noch gleich gewet tet?«
Er sah mich wütend an.
»Ich habe es dir doch gesagt, Vater«, erklärte ich mit zuckersüßer Stimme. »Versuch dich an den Klang dieser Worte zu gewöhnen. Ich werde dir in den nächsten Jahr hunderten noch ziemlich oft sagen, daß ich es dir doch gesagt habe. Sieh es so: Du hast wieder etwas dazuge lernt. Vielleicht glaubst du mir zur Abwechslung das nächste Mal, wenn ich dir sage, daß ich weiß, was ich tue.«
»Würde es dich sehr kränken, wenn ich es nicht täte, Polgara?«
»Aber nicht im geringsten, Vater. Ich wollte nur, daß du dich beim nächsten Mal erinnerst.« Ich warf den Kopf leicht in den Nacken. »Ich habe es dir doch gesagt«, muß te ich noch hinzufügen.
Mandor und Wildantor fanden einen Priester, der die Hochzeitszeremonie vornehmen sollte. Ich entdeckte weder Blut noch Prellungen an dem Priester, als sie ihn hereinbrachten, aber der leicht verängstigte Blick in seinen Augen legte nahe, daß es nicht ohne Drohungen abgegangen war. Das war ein Anfang. Drohungen sind ein klein wenig zivilisierter als nackte Gewalt.
Wir hatten immerhin einen Krieg hinter uns, und so herrschte noch eine Menge Unordnung und Verwirrung in Vo Mimbre. Aus diesem Grunde wurde die Hochzeit von Korodullin und Mayaserana nicht von dem Pomp und Prunk – und den Feiern – begleitet die es in Frie denszeiten gegeben hätte. Ich glaube nicht, daß Braut und Bräutigam sich sehr darüber grämten. Nachdem Mandorin dem Chaldanpriester geduldig den Gedanken nahegebracht hatte, daß diese Hochzeit Arendien prak tisch vereinte – unter einem mimbratischen König –, wurde er sehr kooperativ, und seine kleine Hochzeitsan sprache aus dem Stegreif war unter den gegebenen Um ständen gar nicht schlecht. Was ihm – sowie den meisten Hochzeitsgästen – entging, war, daß diese Ehe eine ver einte Monarchie begründete. Die Vereinigung meines armen Arendien fand im königlichen Schlafgemach statt. Dann war es Zeit, den Alornern zu zeigen, wo Norden war, und sie wieder nach Hause zu schicken. Die Exis tenz eines vereinten Alorien nicht mehr als sechshundert Meilen nördlich von Tol Honeth machte Ran Borune wahrscheinlich sehr nervös. Zudem gab es in den Reihen der alornischen Armeen die unvermeidlichen Bärenkultanhänger. Es wäre sicher keine gute Idee gewesen, ihnen Zeit und Gelegenheit zu religiösen Offenbarungen zu geben, hervorgerufen durch die Nähe von Tol Honeth und seinen unermeßlichen Reichtümern.
Vater und ich ritten mit Brand weiter zum Arendi schen Markt. Dann sagten wir Lebewohl und ritten ost wärts zur Grenze von Ulgoland, wo wir mit mehreren Bataillonen algarischer Reiter zusammentrafen. ChoRam hatte es lieb gemeint, uns eine Eskorte zur Verfügung zu stellen. Darum gingen Vater und ich stillschweigend darüber hinweg, daß die Algarer uns eher störten. Es war ohnehin Spätsommer, und da wir nichts Dringendes zu erledigen hatten, gab es eigentlich nichts gegen einen Ritt durchs Gebirge einzuwenden.
»Ich ziehe ins Tal weiter«, ließ Vater mich wissen, als wir die algarische Ebene erreichten. »Gehst du nach Aldurford zurück?«
»Ich glaube nicht. In Vo Mimbre gab es eine Menge al garischer Soldaten, und ich hätte etwas dagegen, wenn irgendein Veteran in der Nachbarschaft Schlüsse zu zie hen begänne. Gelane und ich fangen am besten anderswo wieder von vorne an.«
»Vielleicht hast du recht. Wir sollten sehen, daß wir dich irgendwo verstecken. Hast du schon einen

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