Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
außer Kontrolle gerät. Auf lange Sicht ist freundliche Bestimmtheit in den frühen Stadien des Testens viel gnädiger als die unvermeidliche Härte, die später nötig wird.
Sollten einige von euch mit dem Gedanken spielen, El tern zu werden, dann macht euch Notizen. Es wird hin terher Prüfungen geben – und ich werde nicht diejenige sein, die durchfällt.
Ich entschloß mich, meine Familie lieber in Seline als in Muros, Medalia oder Sulturn anzusiedeln, hauptsäch lich deshalb, weil König Ormik nahezu alle Truppen aus den nördlichen Provinzen Sendariens abgezogen und an die Küste verlegt hatte, um etwaige angarakanische An griffe abzuwehren, so daß dort nur wenige Veteranen der Schlacht von Vo Mimbre wohnen würden. Schließlich waren Vater und ich in Vo Mimbre häufig zu sehen gewe sen. Ich hätte es auch nicht für angemessen erachtet, wenn mich irgendwelche ehemaligen Waffenbrüder auf ein paar Krüge starken Bieres in die örtliche Schenke eingeladen hätten, um Kriegserinnerungen auszutau schen.
Gelane mochte Seline nicht, und er zeigte sein Mißfal len unverhohlen. Fast ständig lag ein verächtliches Grin sen auf seinen bartlosen Zügen, wenn er durch die regennassen Straßen seiner neuen Heimat zog. Männliche Heranwachsende neigen zu dieser Form von mimischer Äußerung. Gewiß üben sie diesen Ausdruck überheblicher Geringschätzung vor dem Spiegel, so oft sich ihnen die Gelegenheit bietet. In meiner perfekten Gesellschaft wären sowohl Starkbier als auch Spiegel für Heranwachsende verboten. Gelanes verächtliches Grinsen fiel ihm eines Morgens ziemlich unvermittelt aus dem Gesicht, als er sich dem spiegelnden Altar seiner Selbstbeweihräucherung näherte und entdecken mußte, daß sich auf geheimnisvolle Weise über Nacht ein dicker Eiterpickel auf seiner Nasenspitze gebildet hatte.
Der Pickel verschwand schließlich wieder – fast un verzüglich, nachdem Gelanes Miene wieder freundlicher geworden war. Meines Erachtens steht es möglicherwei se mit der Körperchemie in Zusammenhang. Ein saures Gesicht durchsäuert wahrscheinlich das Blut und alle Welt weiß, daß saures Blut dazu führt, daß in deinem Gesicht alles mögliche blüht und gedeiht.
Ich kaufte uns ein bescheidenes Häuschen in der Nähe des Gewerbebezirks von Seline. Ich hörte mich diskret unter den örtlichen Handwerksmeistern um, und fand Osrig, einen ernsthaften, feinfühligen Küfer mittleren Alters ohne direkten leiblichen Erben. Osrig fertigte gute Fässer, und seine früheren Lehrlinge betrieben dieses Handwerk allesamt erfolgreich in den umliegenden Dörfern und Städten, was bewies, daß ihr einstiger Meis ter ein guter Lehrer war. Eines Tages unterhielt ich mich also mit Osrig, etwas Geld wechselte den Besitzer, und dann ging ich heim zu meinem Neffen und teilte ihm mit, daß ich eine Entscheidung bezüglich seiner Berufs wahl getroffen hätte.
»Fässer?« begehrte er auf. »Ich weiß doch nichts über Fässer, Tante Pol.«
»Ich weiß, Liebes«, erwiderte ich. »Darum lernst du es ja auch von Grund auf. Du mußt erst lernen, wie man sie macht, bevor du dein eigenes Geschäft eröffnen kannst.« »Ich will aber keine Fässer machen.«
»Fässer sind nützliche Gegenstände und werden nicht aus der Mode kommen. Deine Zukunft ist also gesi chert.«
»Aber es ist so gewöhnlich, Tante Pol.«
»Ja. Das soll es auch. Du möchtest gewöhnlich sein.« »Nein, das möchte ich nicht. Können wir nicht etwas Interessanteres für mich finden? Vielleicht könnte ich Seemann werden oder etwas ähnliches – oder in die Armee eintreten. Ich glaube, Soldat zu sein würde mir liegen.«
»Ich habe dein Schlafzimmer gesehen, Gelane. Du würdest keinen guten Soldaten abgeben.«
»Was hat denn mein Schlafzimmer damit zu tun?« »Ein Soldat muß jeden Morgen sein Bett machen – und all seine schmutzige Wäsche aufheben. Du bist ein lieber Junge, aber Ordnungsliebe gehört nicht zu deinen Tu genden. Ein Soldat mit eingedelltem Panzer und verrostetem Schwert beeindruckt seine Feinde nicht sonder lich.«
Sein Gesicht nahm einen bekümmerten Ausdruck an.
»Fässer?« sagte er mit einem Anflug von Resignation in der Stimme.
»Fässer, Gelane.«
»Das ist kaum eine angemessene Beschäftigung für ei nen König, Tante Pol.«
»Fang nicht an, deine Krone zu polieren, bevor man sie dir auf den Kopf gesetzt hat, Liebes. Halt dich lieber an Fässer.«
»Torak ist tot, Tante Pol. Ich muß mich nicht mehr vor ihm verstecken.«
»Nein, Liebes. Torak ist

Weitere Kostenlose Bücher