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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ein wenig heikel, so daß ich sofort an Euch dachte. Der drasnische Geheimdienst ist berühmt dafür, Geheimnisse bewahren zu können.«
»Und aufzudecken«, fügte er hinzu, während er mich mit einem sehr direkten Blick musterte. »Wie kommt es nur, daß mich das Gefühl beschleicht, Ihr wärt keine gewöhnliche nadrakische Tänzerin, Polanna?«
»Nun, das bin ich auch nicht. Ich bin besser als die anderen.«
»Das war nicht ganz das, was ich gemeint hatte. Jedenfalls seid Ihr keine Nadrakerin. Eure Augen haben nicht die richtige Form.«
»Darüber können wir uns bei Gelegenheit unterhalten. Nun denn, ich möchte, daß Ihr meinem Vater in Annath eine Nachricht zukommen laßt. Sagt ihm, ich hätte hier in Yar Nadrak das Erforderliche getan und möchte, daß er herkommt und mich meinem Besitzer, einem Pelzhändler namens Gallak, abkauft.«
»Äh – es könnte sinnvoll sein, mir den Namen Eures Vaters zu nennen, Polanna. Ich bin zwar sicher, ich könnte ihn letztendlich finden, aber mit seinem Namen ließe sich der Ablauf enorm beschleunigen.«
»Wie dumm von mir. Tut mir leid, Khendon.« Dann warf ich ihm einen verschlagenen Seitenblick zu. »Vielleicht solltet Ihr noch einmal auf die Akademie zurückgehen und einen kleinen Auffrischungskurs belegen. Es kränkt mich schon ein wenig, daß Ihr mich nicht gleich bei meinem Eintreten erkannt habt.«
Dann musterte er mich eingehend, wobei er die Lederbekleidung und die Dolche außer acht ließ. Dann blinzelte er und erhob sich rasch. »Euer Gnaden«, sagte er mit einer formvollendeten Verbeugung. »Das Haus erzittert in seinen Grundfesten ob Eurer hoheitsvollen Gegenwart.«
»Eure Botschaft wurde von nadrakischen Bauleuten errichtet, Khendon. Schon ein herzhafter Nieser würde sie zum Einsturz bringen.«
»Die nadrakische Bauweise ist ein bißchen nachlässig, nicht wahr?« stimmte er mir zu. Seine Augen verengten sich, und in seiner rechten Wange begann ein Muskel zu zucken. »Jetzt fügt sich so einiges zusammen«, bemerkte er. »Diese Geschichte mit Yarblek war Eure Idee, nicht?«
»Wie scharfsinnig beobachtet, Markgraf. All das hängt mit Dingen zusammen, die sich in der Zukunft abspielen werden. Ich mußte eine Verbindung zwischen Yarblek und König Drosta herstellen – und zwischen Drosta und Prinz Rhodar. Es wird großen Einfluß auf etwas ziemlich Bedeutendes haben. Stellt keine Fragen, Javelin, denn Ihr werdet keine Antworten erhalten. Ich habe schon genug damit zu tun, meinen Vater davon abzuhalten, sich an der Zukunft zu schaffen zu machen – da kann ich es nicht gebrauchen, daß auch Ihr noch Staub aufwirbelt« Ich schob die Botschaft, die ich an diesem Morgen geschrieben und versiegelt hatte, über den Tisch. »Sorgt einfach dafür, daß mein Vater dies hier erhält. Für ihn erklärt es alles. Spart Euch die Mühe, es heimlich zu öffnen. Es steht nur drin, daß er herkommen und mich Gallak abkaufen soll. Die ABSICHT des Universums wird Euch diesen Dienst nie vergessen.«
»Ihr wißt ja, daß Ihr mir damit fast den ganzen Spaß verderbt«, beschwerte er sich.
»Tut, was man Euch gesagt hat, und stellt keine Fragen, Javelin. Zur gegebenen Zeit werdet Ihr über alles aufgeklärt.« Das warf ich einfach so in den Raum.
Javelin stürzte sich sofort darauf. »Ich lasse mich vollständig von Eurer Weisheit leiten, Euer Gnaden«, erwiderte er hochtrabend. »Ich werde allerdings, ob es Euch gefällt oder nicht, einige Vermutungen anstellen.«
»Vermutet, was Euch beliebt, lieber Junge, aber mischt Euch nicht in die Sache ein.« Ich erhob mich von meinem Platz. »Es war phantastisch, mit Euch zu plaudern, alter Knabe«, fügte ich in leichtfertigem Tonfall hinzu. »Oh, nebenbei bemerkt, erinnert meinen Vater noch einmal daran, haufenweise Geld mitzubringen, wenn er nach Yar Nadrak kommt. Ich glaube, es wird ihn ein wenig überraschen zu erfahren, wie viel ich tatsächlich wert bin.«
Javelin ließ seine Alltagsgeschäfte liegen und unternahm die Reise nach Annath persönlich. Schließlich war ich nichts Geringeres als eine lebende Legende. Manchmal kann es zwar lästig sein, aber es sind auch ein paar Vorteile damit verbunden, nehme ich an.

Vater ließ sich natürlich Zeit, nach Yar Nadrak zu kommen. Vater läßt sich mit fast allem Zeit. Nachdem man siebentausend oder ein paar mehr Jahre gelebt hat, verliert Zeit wohl ein wenig an Bedeutung, vermute ich. Andererseits mußte er vielleicht auch einen schweren Entschluß bezüglich meines ›Freikaufs‹ fassen.

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