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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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schreibe schon eine Meile zurückgelegt, als uns der Vetter des ersten Schneesturms erwischte und zwang, ein zweites Mal Unterschlupf zu suchen.
Der Wind heulte die ganze Nacht lang, und gegen Mittag des nächsten Tages machte sich jemand vor unserer provisorischen kleinen Hütte bemerkbar. »Hallo, ihr da drinnen«, rief eine Stimme von draußen. »Ich komme herein. Keine Aufregung.«
Er war alt. Vater ist alt, scheint es aber zu ignorieren. Dieser in Pelze gehüllte Bursche dagegen schien auf eine eigenartige Weise selbst darüber hinausgewachsen zu sein. Haar und Bart waren von jenem seltenen silberweißen, fast leuchtenden Farbton, seine Augen von einem tiefen Blau. Mich überkam das seltsame Gefühl, er sehe alles. Sein Gesicht war tief in einem Pelzkragen verborgen, und seine flauschige Pelzmütze wirkte geradezu verwegen. »Sieht aus, als wärt ihr beide in Schwierigkeiten geraten, nicht?« meinte er humorvoll, als er unseren Zelteingang zurückschlug.
»Wir dachten, wir könnten ihm noch entgehen«, entgegnete Vater ziemlich resigniert.
»Da hättet ihr kaum eine Chance gehabt. Der Schnee ist hier im Gebirge zu Hause. Er wohnt hier. Wohin wollten wir denn?«
»Nach Drasnien«, gab Vater zurück.
»Ich würde mal sagen, da seid ihr aber spät losgezogen – zu spät. Nach Drasnien kommt ihr in diesem Winter nicht mehr.« Er seufzte. »Naja, ich nehme an, es läßt sich nicht ändern. Ihr verbringt den Winter besser bei mir. Etwa eine Meile von hier habe ich eine Höhle. Packt eure Habseligkeiten zusammen und nehmt die Pferde mit. Ich denke, ich kann mich mit Gesellschaft den Winter über abfinden.«
Vater nahm die Einladung für meinen Begriff ein bißchen zu schnell an. »Wir haben wirklich keine Wahl, Pol«, raunte er mir zu, als wir unsere Sachen zu Bündeln zusammenpackten, die wir an unsere Sättel hängen konnten.
Ich entschied, kein Aufheben darum zu machen, aber wir hatten eine Wahl – dieselbe, die wir schon die ganze Zeit seit unserem Weggang aus Yar Nadrak gehabt hatten. Entweder schlug Vater diese Möglichkeit mit voller Absicht in den Wind, oder er wurde dazu angehalten. Ich grübelte den ganzen Winter darüber nach, welche der beiden Möglichkeiten zutreffen mochte.
Der Alte nannte uns nie seinen Namen. Soweit ich das beurteilen konnte, hatte er ihn wohl vergessen. Er erzählte uns, er habe sein Leben auf der Suche nach Gold hier oben in den Bergen verbracht, aber er wirkte nicht, als sei er besessen davon. Er liebte nur einfach die Berge.
Seine Höhle war wirklich behaglich. Sie war ziemlich geräumig, und er hielt sie sauber und ordentlich. Als wir durch die schmale Öffnung traten, schürte er das Feuer und sagte uns, wo wir die Pferde unterstellen konnten. Sein Esel stand auch da, und nach einer Weile freundeten sich sein Esel und unsere Pferde an. Der Esel schien für ihn indes mehr ein Hund als ein Lasttier zu sein. Der alte Goldsucher gestattete ihm, ja, er ermutigte ihn geradezu, nach Lust und Laune durch die Höhle zu wandern, was mir in jenem Winter eine Menge Probleme bereitete. Der Esel war ein neugieriges kleines Vieh und stand mir stets im Weg herum. Er mußte unbedingt sehen, was ich gerade tat. Ich glaube, er mochte mich, weil er ständig zärtlich an mir knabberte oder mich sanft mit seinem Kopf anstieß. Er liebte es, wenn man ihm die Ohren kraulte. Ich mochte ihn ja auch, aber ich mochte es überhaupt nicht, jeden Morgen durch ein warmes Pusten in meinem Nacken geweckt zu werden. Was mich aber am meisten störte, war sein Beharren darauf, mir beim Baden zuzusehen. Ich wußte, daß es lächerlich war, aber ich empfand seinen Blick aus irgendeinem Grund als peinlich.
Vater und der Alte verbrachten den Winter mit Gesprächen, ohne wirklich etwas zu sagen. Sie konnten sich offensichtlich gut leiden, obwohl sie kaum etwas gemeinsam hatten. Nach einer Weile verdichtete sich in mir eine Ahnung, daß hier ›herumgepfuscht‹ wurde. Ich glaube nicht, daß es irgend etwas Weltbewegendes war, aber aus unerfindlichen Gründen sollten Vater und ich einige Zeit mit diesem alten Burschen verbringen. Was mich daran am meisten beeindruckte, war die Erkenntnis, daß es wahrscheinlich auf der ganzen weiten Welt niemand gab, der freier war als dieser einsame alte Mann in den Bergen.
Hin und wieder, wenn mein Leben zu hektisch wird, denke ich an jenen verschneiten Winter zurück, und ein tiefer Frieden umfängt mich. Vielleicht war das der Grund für unseren Aufenthalt dort. Es hat mir des

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