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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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zu durchstreifen, bis ich schließlich eine Lichtung tief im Wald erreichte. Ich fand Hirschspuren, Kaninchenspuren und jede Menge Vogelspuren, aber keine Abdrücke menschlicher Füße. Alara war nicht nach Norden gegangen.
Ich schätzte, daß es fast Mitternacht sein mußte. Es war bitterkalt dort draußen im dunklen Wald. Norden, Nordosten und Nordwesten hatte ich auf meiner systematischen Suche schon abgedeckt. Da Annath auf der Sohle einer tief eingeschnittenen Schlucht lag, riegelten steile Felswände den Zugang nach Osten und Westen ab. Übrig blieb also der Süden, und von dort war ich mindestens fünf Meilen entfernt.
An diesem Punkt schlug ich alle Vorsicht in den Wind und wechselte die Gestalt. Sollte ich Chamdar damit auf meine Spur führen, hatte ich eben Pech. Bei der nun herrschenden Kälte bestand jedoch die unmittelbare Gefahr, daß Alara noch vor Einbruch der Dämmerung erfror. Ich mußte sie einfach finden.
Ich hatte keine Gelegenheit herauszufinden, daß schon bald, nachdem ich mich auf die Suche nach Alara begeben hatte, Ilderas Scheinwehen zu echten Wehen wurden. Geran versuchte verzweifelt mich zu finden, hatte aber natürlich keinen Erfolg. Die örtliche Hebamme stand Ildera bei der Geburt bei, und Garion erblickte kurz nach Mitternacht das Licht der Welt.
Ich war nicht da, aber die Geburt verlief glücklicherweise ohne Komplikationen. Schließlich war Ildera Alornerin, und alle alornischen Frauen sind zum Gebären geschaffen.
Ich brauchte die ganze Nacht um Alara zu finden. Ihr Körper lag am Fuße einer hohen Steilklippe sechs oder acht Meilen südlich des Steinbruchs. Das erklärte, warum ich sie mit meinen Suchgedanken nicht hatte finden können. Ihr Leichnam war hart gefroren, ein klarer Beweis dafür, daß sie schon tot war, bevor ich ihr Verschwinden bemerkte.
Ich war zutiefst verzweifelt als ich sie fand, und ich weinte und raufte mir die Haare und machte mir immer wieder bittere Vorwürfe.
Dann hielt ich plötzlich inne und starrte voller Entsetzen auf die dichte Rauchsäule, die im ersten Dämmerlicht des Erastidemorgens über Annath aufstieg. Irgend etwas in diesem ganz aus Steinen erbauten Dorf brannte!
Ich unterdrückte meine Trauer, und als sie sich etwas legte, spürte ich die Gegenwart meines Vaters. Er befand sich viel näher an dem Feuer als ich. »Vater!« Es war fast ein stummer Schrei.
»Komm zurück, Pol!« entgegnete er ausdruckslos. »Sofort!«
Ich habe keine Ahnung, wie ich die Meilen zwischen Alaras steifgefrorenem Leichnam und Gerans brennendem Haus zurücklegte. Soweit ich mich erinnern kann, bewegte ich mich mit Hilfe von Translokation fort, was dort in den Bergen eine hochgefährliche Sache ist. Wenn dir zufällig ein Felskegel im Weg steht, gehst du durch ihn hindurch, nicht um ihn herum, und damit mache ich nicht gern Experimente.
Vater kniete über einem kleinen, in Decken gehüllten Bündel vor der Tür. Gerans massives Steinhaus war vollständig in Flammen eingehüllt. »Was ist hier geschehen, Vater?« schrie ich ihn mit sich überschlagener Stimme an.
»Es war Chamdar!« brüllte er zurück, und in seinen Augen brannte rachsüchtiger Zorn. »Was hast du dir dabei gedacht, Pol? Warum bist du einfach weggelaufen?«
Die Frage stach wie ein Messer, und selbst jetzt, nach all den Jahren, fühle ich, wie es in mein Herz schneidet.

K APITEL 41
    Ich schaute auf Gerans so vertrautes Steinhaus, das nun von diesen widernatürlichen Flammen verschlungen wurde, und Tränen strömten mir über das Gesicht. »Besteht noch irgendwelche Hoffnung?« fragte ich Vater, obwohl ich wußte, daß dem nicht so war.
»Nicht die geringste«, antwortete er kurzangebunden und wischte sich betont grob mit der Hand über die Augen. »Sie sind beide schon tot.«
Meine ganze Familie war in einer einzigen Nacht vernichtet worden, und wie sehr ich mich auch wand und mich meiner Verantwortung zu entziehen versuchte, wußte ich genau, daß es meine Schuld war. »Ich habe versagt, Vater!« rief ich voller Qual aus. »Ich habe versagt!«
»Dafür ist jetzt keine Zeit Pol!« fuhr er mich an. »Wir müssen das Baby hier wegschaffen. Chamdar ist mir entkommen. Er kann überall sein.« Vaters gerötete Augen verhärteten sich, als er das Feuer betrachtete, das aus den Steinen selbst schlug. Ganz offensichtlich überlegte er sich ein paar unangenehme Dinge, die er mit Chamdar anstellen wollte.
»Warum hast du ihn entkommen lassen?« fragte ich, als mir klar wurde, daß ich nicht die einzige war, die

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