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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Ildera. Das ist ein Gebiet der Medizin, auf dem ich sehr viel Erfahrung habe.« Ich warf einen forschenden Blick auf ihren Bauch. »Man sieht noch nichts.«
Sie verzog wehmütig das Gesicht. »Da geht meine schlanke Figur dahin. Keins meiner Kleider wird mir mehr passen.«
»Ich nähe dir ein paar hübsche Kittel, Ildera.«
»Sollen wir es Alara erzählen?« fragte sie mit einem besorgten Blick in Richtung der Schlafzimmertür ihrer Schwiegermutter.
»Laß mich erst darüber nachdenken.« Dann legte ich meine Hand auf ihren noch mädchenhaft flachen Bauch und schickte einen behutsam tastenden Gedanken aus. »Drei Wochen«, erklärte ich.
»Drei Wochen was? Bitte, Tante Pol, sprich nicht in Rätseln!«
»Du bist seit drei Wochen schwanger.«
»Oh. Dann wird es dieser Schneesturm gewesen sein.«
»Ich vermag dir nicht ganz zu folgen, Liebes.«
»Naja, draußen schneite es stark, und es gab wirklich nichts anderes zu tun an diesem Nachmittag.« Sie warf mir ein spitzbübisches kleines Lächeln zu. »Soll ich weitererzählen, Tante Pol?«
Diesmal war es an mir, zu erröten. »Nein, Ildera«, winkte ich ab. »Ich glaube, ich kann mir jetzt ein Bild machen.«
»Ich dachte, du wärst vielleicht neugierig – in rein berufsmäßiger Hinsicht natürlich. Bist du wirklich sicher, daß du keine weiteren Einzelheiten hören möchtest?«
»Ildera! Hör sofort damit auf!« Mein Gesicht war wohl inzwischen puterrot.
Ihr Gelächter klang silberhell, »Diesmal hab ich dich erwischt, Tante Pol, nicht wahr?« sagte sie. Was für ein prachtvolles Mädchen sie doch war! Ich liebte sie.
In jener Nacht schickte ich meine Gedanken zu den Zwillingen im Tal aus. »Habt ihr eine vage Idee, wo mein Vater sich herumtreibt?« fragte ich sie.
»Als wir das letzte Mal mit ihm gesprochen haben, befand er sich in Tolnedra, Pol«, antwortete Belkira. »Er bleibt nie lange an einem Fleck. Man kann seiner Spur nur schlecht folgen.«
»Ich muß ihm eine Botschaft übermitteln«, eröffnete ich ihnen. »Aber da draußen sind ein paar feindliche Lauscher, und deshalb möchte ich nicht zu deutlich werden.«
»Wenn es dringend ist kommen wir bei dir vorbei, und dann kannst du ihn selbst suchen«, erbot sich Beltira.
»Nein, danke, so dringend ist es nicht – noch nicht jedenfalls. Es ist nur etwas, was eine ziemlich genau vorhersagbare Zeitspanne beanspruchen wird.« Das, so dachte ich, war nett und rätselhaft. »Habt ihr in letzter Zeit etwas Neues und Aufregendes im Mrin gefunden?«
»Nein«, erwiderte Belkira. »In letzter Zeit scheint alles wie eingefroren zu sein.«
»Wir haben jetzt Frühling, Onkel«, teilte ich ihnen mit. »Ist euch schon mal aufgefallen, wie der Frühling alles zum Tauen bringt?« Ich war mir sicher, den Zwillingen würde die versteckte Bedeutung dieser scheinbar beiläufigen Bemerkung nicht entgehen.
»Oh, ja«, pflichtete Beltira mir bei. »Jetzt, wo du es erwähnst. Etwas ähnliches haben wir auch schon festgestellt. Wie weit ist denn der Frühling bei euch da oben schon fortgeschritten?«
»Ungefähr drei Wochen, Onkel. Der Schnee beginnt zu schmelzen, und die Wildblumen sollten über kurz oder lang ihre Köpfe aus der Erde stecken.«
Ich wußte genau, sollte uns zufällig ein Grolim belauschen, wäre er sicher fasziniert von meinem Wetterbericht.
»Ich mochte ja Wildblumen schon immer«, fügte Belkira hinzu.
»Geht mir ganz genauso. Wenn ihr etwas von Vater hört, grüßt ihn von mir, ja?«
»Natürlich, Pol.«
Ich war ziemlich stolz auf mich, wie ich ihnen Ilderas Zustand mitgeteilt hatte, ohne es geradeheraus zu sagen. Wie sich herausstellen sollte, hatte ich Chamdar jedoch mehr als nur ein wenig unterschätzt.

In den Jahren, die auf die Geschehnisse in Annath folgten, haben Vater, meine Onkel und ich Chamdars Züge während des vierten Jahrzehnts des vierundfünfzigsten Jahrhunderts rekonstruiert. Insbesondere Vater war fast besessen von der Vorstellung. Er war es, der mit letzter Sicherheit Chamdars Beteiligung an Darrals ›Unfall‹ bewies. Er stieß zufällig auf einen redseligen alten Burschen in einer dieser üblen Spelunken in Muros, der sich, nachdem Vater seinem Gedächtnis nachgeholfen hatte, an einen beinahe vergessenen Vorfall erinnerte. Ihm fiel wieder ein, daß ein Murgo, auf den Chamdars Steckbrief zutraf, ihn im Jahre 5349 nach dem Weg nach Annath gefragt hatte – »Ich erinner' mich nur, weil im selb'n Jahr Ramm'r, mein oller Ochs, eingegang'n is. Hab'n Ramm'r genannt, weil er imm'r so sein'n

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