Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Leben gesehen hatten. Auch überraschte es sie, dass es große Platten mit exotischen Früchten gab. Himbi und Mugel fragten sich, wie die Elfen eine solche Lebensmittelvielfalt unter diesen klimatischen Bedingungen produzieren konnten.
„Bitte lasst es euch schmecken! Esst soviel ihr könnt!“ forderte Linforsin seine hungrigen Gäste auf.
Er setzte sich zusammen mit ihnen an den prall gefüllten Tisch. Während sie aßen, kamen sie nicht darum herum, dem Elfenkönig alles von ihrem Leben, und von ihren Völkern zu erzählen. Auch mussten sie die Abenteuer der letzten Wochen immer wieder aufs Neue erzählen.
Die grüne Träne Ellerklings
Kugelrund und vollgestopft lehnten sich Himbi und Mugel gemütlich in ihren Stühlen zurück. Fast zwei Stunden waren vergangen, nachdem die beiden Freunde wieder aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht waren. Gerade, als sie mit dem Essen fertig waren, kam einer der Diener zurück in den Thronsaal, und kniete vor dem Elfenkönig nieder.
„ Eure Majestät, die Träne wurde aktiviert. Es ist alles bereit!“ sagte der Diener unterwürfig. „Ausgezeichnet! Nun lasst abräumen, wir haben das Essen beendet!“ befahl er dem Diener, der seinerseits nickte, und zweimal in die Hände klatschte.
Es verging keine Minute, bis wieder etliche Bedienstete in den Saal strömten, und alles wieder sorgfältig abräumten.
„Es ist soweit, liebe Freunde! Kommt, folgt mir zu Ellerklings Träne und seid meine Augen. Wir müssen wissen, was nun auf uns zukommt!“ sagte Linforsin und führte seine Gäste aus dem Thronsaal heraus, quer durch die riesige Elfenstadt.
Vier bis an die Zähne bewaffnete Wächter bewachten den König und seine beiden Begleiter auf ihrem Weg. Nach einigen Minuten endete einer der eisigen Tunnel in einem wunderschönen Tal. Den Freunden verschlug es für einen Moment den Atem. Ihnen bot sich ein Anblick von Schönheit und Eleganz. Tief unten, in der Mitte des Tales, ragten drei mächtige Felsen aus der Erde. Vor den riesigen Felsen erstreckte sich ein kreisrunder, eisblauer See, der trotz der enorm niedrigen Temperaturen nicht zugefroren war. Vom Eingang zum Tal konnten die beiden erkennen, dass viele kleinere und größere Höhlen in die drei Felsen getrieben worden waren. Außer dem klaren See war alles mit einer ebenen Decke aus Schnee bedeckt.
„Dort unten, in den Felsen, befindet sich die Träne Ellerklings!“, sagte der König, und machte sich auf den Weg nach unten.
Die beiden folgten ihm, von der Schönheit dieses Ortes so beeindruckt, dass sie nicht ein Wort mehr herausbrachten. Es dauerte nicht lange, und die Gruppe erreichte ihr Ziel in der Mitte des Tales. Drei, in weiten, weißen Kleidern, Priesterinnen warteten bereits vor dem Eingang in die Felsen auf den Elfenkönig und seine Begleiter. Himbi und Mugel waren überrascht, dass nicht die Priesterinnen sich vor dem König verbeugten, sondern umgekehrt. Linforsin verbeugte sich vor den Priesterinnen genauso, wie es die Diener im Thronsaal bei ihm gemacht hatten. Offenbar hatten die Priester und Priesterinnen im Volk der Eiselfen einen besonderen Status inne, dem selbst der König untergeben war. Ohne ein Wort zu sagen, drehten sich die Priesterinnen um, und betraten den größten der drei Felsen. Die Freunde und der König folgten den Frauen, die Wachen blieben vor dem Eingang stehen. Ein kleiner, kühler Gang, durch Fackeln beleuchtet, führte die Gruppe in eine große Höhle. In der Mitte der Höhle befand sich ein Sockel aus Eis, auf dem ein großer, tiefgrüner Stein lag, der die Form einer Träne hatte. Um den Stein herum knieten Dutzende Priester und Priesterinnen mit gesengten Köpfen. Der Stein auf dem Sockel schien aus dem Inneren heraus zu leuchten. Beeindruckt folgten die Gefährten dem König zum Stein. Je näher sie kamen, desto besser erkannten sie, dass der Stein leicht pulsierte. Fast so, als würde er aus einer wabernden, flüssigen Masse bestehen, die durch eine dünne Membran umschlossen war. Mugel stellte sich in diesem Moment vor, was er sich für diesen atemberaubenden Stein alles kaufen könnte. Er musste ein Vermögen wert sein.
„Vor euch liegt die grüne Träne Ellerklings. Nur einem von euch ist es vergönnt, durch die Träne zu sehen. Ihr müsst eines wissen. Wenn ihr in die Träne blickt, so werdet ihr Dinge sehen, die bereits vor vielen Jahren geschehen sein können, aber auch Dinge, die in ferner Zukunft liegen. Es liegt nicht in
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