Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Laden aus konnte Himbi das Fluchen und Schimpfen des Zwergs hören, während er offensichtlich Bruno mit der Ausrüstung belud. Zwischen dem Fluchen hörte er immer wieder das laute Schreien des Esels. Nach einer geraumen Zeit kam der Krämer schweißgebadet wieder in den Laden zurück. Mit einem braunen Taschentuch wischte er sich dicke Schweißperlen von der Stirn.
„So, es ist alles sicher verstaut! Du kannst aufbrechen!“ keuchte er außer Atem.
Himbi zog eine Augenbraue skeptisch in die Höhe. Er fragte sich, ob es wirklich eine so gute Entscheidung gewesen war, Bruno zu kaufen. Doch jetzt war es zu spät und er musste nun zusehen, wie er mit ihm klarkam. Wieder wurde Himbi in den Stall des Ladens geführt. In der kleinen Box stand Bruno, der alles andere als Glücklich aussah, mit dem ganzen Zeug auf seinem Rücken. Böse blickte er Himbi an.
„Ähm, Bruno ist manchmal, wie gesagt, etwas eigensinnig. Deshalb musst du ihn des Öfteren bestechen.“ sagte der Krämer verschmitzt und reichte Himbi noch einen großen Sack, der bis zum Bersten mit Karotten gefüllt war.
„ Nun gut!“ verabschiedete sich Himbi und widmete seine ganze Aufmerksamkeit jetzt Bruno.
„ Also Bruno, ich bin Himbi, dein neuer Herr. Wir werden zusammen in ein großes Abenteuer ziehen!“ Begann er sanft, mit dem Esel zu sprechen.
Dieser schrie bei den Wörtern „Abenteuer“ und „ziehen“ gequält auf. Offensichtlich zog er es vor, hier in dem gemütlichen und warmen Stall zu bleiben. Himbi seufzte und nahm den Zügel des Esels in die rechte Hand.
„So, jetzt komm, wir müssen zu Mugel!“, sagte er schließlich und machte sich auf den Weg zum Tor der Scheune.
Doch der Esel rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle.
„Das geht ja gut los“, fluchte Himbi vor sich in.
Von der kleinen Tür zum Stall sah er den Krämer, der sich das Schauspiel amüsiert ansah.
„Also gut, bitte lieber Bruno. Wir müssen jetzt wirklich los. Du wirst sehen, du wirst es sehr gut bei mir und Mugel haben! Und wenn du jetzt mitkommst, dann gebe ich dir auch eine von diesen leckeren Möhren!“ Sagte Himbi so freundlich, wie er konnte.
Dann griff er in den Sack und holte eine dicke Möhre heraus. Diese hielt er Bruno direkt vor die Nase. Sofort verschwand dessen grimmige Mine. Bruno leckte sich die Lippen und wollte gerade zubeißen, als Himbi ihm die Möhre vor der Nase wegzog. Sofort setzte der Esel der Möhre nach und verließ seine Box.
„Geht doch!“, lobte ihn Himbi.
Den gesamten Weg über lockte er den Esel so bis zum Rostigen Hammer. Auf seinem Weg wurde er des Öfteren von Passanten belächelt. Es sah aber auch zu putzig aus, wie Himbi den Esel, der genauso groß war wie er selbst, mit der Möhre durch die Hallen der Stadt lockte. Wie es schien, war der Esel total süchtig nach Möhren. Schließlich erreichten sie gegen Mittag die Kneipe. Himbi brachte Bruno in den Stall der Kneipe und gab ihm zur Belohnung gleich mehrere Möhren. Zufrieden begann Bruno, sich über diese herzumachen. Himbi hingegen betrat die Kneipe und sah sofort Mugel, der bereits ein üppiges Mittagessen für sie beide bestellt hatte. Sofort setzte er sich zu ihm und erzählte ihm ganz genau, was er alles gekauft hatte.
„Und, was hast du in der Zwischenzeit besorgt?“, fragte er Mugel, nachdem er mit seiner Geschichte fertig war. „Ach, ich habe dringend neues Handwerkszeug gebraucht. Dietriche, Draht, die ganze Palette. Doch nun lass uns endlich essen, sonst wird der leckere Schweinebraten noch kalt!“ antwortete Mugel und biss gierig in ein herzhaftes Stück Fleisch.
Die beiden redeten wenig während des Essens. Jeder machte sich seine eigenen Gedanken zu den nächsten Tagen. Himbi beobachtete fasziniert, wie viel der so hager Aussehende Mugel verputzen konnte. Mugel war immer noch am Essen, als Himbi bereits pappsatt war. Endlich war auch er fertig. Himbi konnte es jetzt nicht mehr erwarten aufzubrechen.
„Also gut, dann lass uns mal los!“, sagte er aufgeregt.
Sümpfe und Irrlichter
Mugel war gleichermaßen überrascht, wie Himbi es Anfangs gewesen war. Misstrauisch blieb er in der Tür des Stalles stehen und begutachtete den Esel von oben bis unten.
„ Was um alles in der Welt ist denn das?“ machte er seinen wüsten Gedanken Luft.
„ Das, mein lieber Mugel, das ist unser Esel Bruno. Er wird uns auf unserer Reise begleiten und unser Gepäck tragen.“ antwortete Himbi,
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