Polifazios Vermächtnis (German Edition)
der ein klein bisschen stolz auf seinen Einkauf war.
Schließlich hatte nicht jeder ein solches Tier. Es war einzigartig. Kurz, nachdem Himbi seinen Satz beendet hatte, konnte sich Mugel nicht mehr beherrschen. Sofort brach er in lautes Gelächter aus. So einen merkwürdigen Esel hatte er wirklich noch nie gesehen. Knall rot und nicht dazu in der Lage sich wieder zu beruhigen, stützte sich Mugel mit beiden Händen auf seinen Oberschenkeln ab.
„Ein Esel?! Das ist doch kein Esel!“ schrie er prustend.
Himbi, der Mugels Reaktion durchaus verstehen konnte, hatte er selbst doch auch eher skeptisch auf den Esel reagiert, guckte Bruno von der Seite an. Dieser schien außer sich vor Wut. Mit grimmiger Mine guckte er den lachenden Mugel streng an.
„Mugel, ich glaube, du solltest …“ doch Himbi schaffte es nicht, seinen Satz zu vollenden.
Mit einem Male schrie Bruno lauthals auf, völlig außer sich vor Zorn. Mit der Spritzigkeit eines Rennpferdes raste er plötzlich und völlig unerwartet los. Noch bevor Mugel auch nur annähernd reagieren konnte, hatte es ihn auch schon von den Beinen gerissen. Mit voller Kraft hatte Bruno Mugel einfach umgerannt. Nun stand er mit seinen kurzen Stummelbeinen direkt über ihm. Mugels Lachen verstummte augenblicklich. Er war sogar derart überrascht, dass er kein einziges Wort herausbrachte. Jetzt war es Himbi, der sich das Lachen nicht mehr verkneifen konnte. Es sah auch einfach zu komisch aus, wie Bruno über Mugel stand, der beide Arme ergebend vor dessen Schnauze hielt. Bruno guckte ihn noch immer beleidigt an.
„Nun, wie es aussieht, scheint unser Bruno ein ziemlich helles Köpfchen zu sein. Und eitel ist er auch, soviel steht fest.“ sagte Himbi zu Mugel, der sich nicht wagte, auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
„ Verdammt, der Esel ist ja total irre! Du hast einen irren Esel gekauft!“ schrie Mugel mit leicht zittriger Stimme zurück.
Daraufhin stupste ihn Bruno mit seiner Schnauze direkt auf die knollige Nase.
„Au!“, schrie Mugel auf. „Ach Mensch, nun mach doch endlich mal was!“
Eigentlich hätte Himbi ihn dort noch eine Weile liegen lassen müssen, aber schließlich hatten sie ja etwas vor und wollten heute noch ein paar Kilometer schaffen. Also ging Himbi rüber zu Bruno und holte eine Möhre aus dem Sack, der auf dessen Rücken festgebunden war.
„ So Bruno, jetzt hast du Mugel aber genug geärgert. Sieh mal was ich für dich habe!“ sagte er zu dem Esel und lockte ihn mit der Karotte von Mugel herunter.
Dieser stand sofort auf und klopfte sich etwas Stroh von seinen Sachen.
„Scheint ja Liebe auf den ersten Blick zu sein!“, neckte ihn Himbi.
Doch Mugel war vorerst das Lachen vergangen.
„Na das kann ja heiter werden! Worauf habe ich mich da bloß eingelassen? Ein irrer Esel!“ fluchte er.
Wieder sah ihn Bruno böse an, doch die Karotte interessierte ihn Momentan mehr, als das Gerede des hageren Höhlentrolls.
„An dir ist ja ein echter Sprinter verloren gegangen!“, lobte Himbi den Esel und streichelte ihm über den buschigen Kopf.
Nachdem dieser seine Karotte endlich aufgefressen hatte, zogen sie los. Es war nicht weit bis zum Stadttor, das den Weg hinaus aus den Bergen und hinein in die Sümpfe versperrte. Nachdem sie das Tor passiert hatten, stiegen sie den gut ausgebauten Weg hinab von dem Berg. Die Sonne stand hoch am Himmel und überall roch es nach frischer Luft, Harz von den Bäumen und Blüten aller nur erdenklichen Arten, die hier in den Bergen Kathasars heimisch waren. Links neben ihrem Weg plätscherte ein kleiner Bach hinunter zu den Sümpfen. Von hier oben konnte man fast über das ganze Land blicken. Nachdem sie die Stadt verlassen hatten, blieben sie für einen Moment stehen. Himbi hatte schon fast vergessen, wie schön sein Land doch eigentlich war. Zwar war es zum Leben an der Oberfläche weitgehend ungeeignet, doch fanden die Zwerge alles, was sie zum Leben brauchten, tief in den zahlreichen Gebirgszügen des Landes. Und trotz der eher lebensfeindlichen Bedingungen an der Erdoberfläche fand Himbi sein Land wunderschön. Die weiten Sumpfflächen der Kantharo – Ebene grenzten bis zu den Ausläufern des Gebirges. Von hier oben sah der Sumpf alles andere als bedrohlich aus. Seine weiten, tiefgrünen Flächen und seine zahlreichen kleinen und großen Seen verschleierten die tödliche Gefahr, die er eigentlich darstellte. In dieser lebensbedrohlichen,
Weitere Kostenlose Bücher