Polifazios Vermächtnis (German Edition)
wurde die Sache langsam zu bunt. Mit einem lauten Schrei rannte er auf das kriechende Skelett zu und trat ihm mit voller Wucht den Kopf von den Schultern. Dieser flog in hohem Bogen durch die Luft und prallte dann gegen einen Baum, wo er wie ein Glas zersplitterte. Noch bevor der Torso des Skelettes den Boden berührte, führte Himbi aus vollem Lauf heraus einen weiteren Hieb gegen das noch stehende Skelett. Dieses hob schützend seinen Schild in die Luft. Knackend und berstend wurde es durch die Wucht Himbis Schlages zersplittert. Der Schildarm des Skelettes konnte dem Schlag ebenfalls nicht standhalten. Himbi drehte sich nun einmal um seine ganze Achse und zerteilte mit einem letzten vernichtenden Schlag das Skelett in viele Teile.
„Bist du jetzt endlich fertig?“, fragte ihn Mugel gelangweilt.
Himbi drehte sich um. Mugel stand neben dem Feuer und guckte ihn genervt an. Seine Gegner lagen ebenfalls über den ganzen Boden verstreut um ihn herum. Himbi musste lachen. Sie hatten soeben ihren ersten gemeinsamen Kampf miteinander ausgefochten und waren noch am Leben. Mugel fing nun auch erleichtert an zu lachen, doch schon nach kurzer Zeit fiel ihm Bruno plötzlich wieder ein.
„So ein Mist, der Esel ist weg!“, sagte er wieder ernst. „Los, komm schnell!“, sagte er zu Himbi und rannte in den Sumpf hinein, genau in die Richtung, in die Bruno während des Kampfes weggelaufen war.
Himbi hatte Mühe Mugel hinterher zu kommen. Die beiden rannten gut zweihundert Meter geradeaus in den Sumpf hinein, bis sie Bruno schließlich fanden.
„Oh nein!“, sagte Himbi mit zittriger Stimme.
Bruno steckte bereits bis zum Bauch in einem Sumpfloch und versank langsam immer weiter. Laut quiekend sah er die beiden an und versuchte sich, nun wieder wild strampelt, aus dem Loch zu befreien. Dabei sank er noch schneller ab. Himbi rannte schnell zu dem Esel herüber und legte ihm die Hände auf den Kopf.
„Ruhig, ganz ruhig. Nicht strampeln hörst du, sonst versinkst du nur noch schneller!“ redete er auf Bruno ein, der sich jedoch nicht so recht beruhigen ließ.
Mugel hingegen hatte in der Zwischenzeit zwei lange, stabile Seile aus Brunos Tragetasche herausgenommen. Bevor Brunos Leib im Loch ganz versank, schaffte er es, eines der Seile um dessen Bauch zu schlingen. Er knotete es auf dem Rücken des Esels fest zusammen und warf das andere Ende des Seiles über einen stabilen Ast, der über das Sumpfloch ragte.
„Los komm!“, sagte er zu Himbi und begann damit, mit voller Kraft an dem Seil zu ziehen.
Himbi fasste sofort mit an und zog mit. Mit ganzer Kraft zogen die beiden immer und immer wieder an dem Seil. Bruno quiekte noch immer vor Angst.
„Wir schaffen es nicht!“, sagte Mugel, dem langsam die Kräfte ausgingen.
„ Oh doch!“, schrie Himbi und mobilisierte alle seine verbliebenen Kraftreserven.
Es dauerte eine ganze Zeit, bis das Seil schließlich ein bisschen nachgab und Bruno langsam immer weiter aus dem Sumpfloch gezogen wurde.
„Wir schaffen es, nur noch ein bisschen!“, sagte Himbi.
Keuchend zogen die beiden weiter. Ihre Arme wurden immer schwerer, aber dennoch war der Esel nun fast befreit. Der Ast, an dem der Esel nun hing, bog sich bedrohlich unter dessen Gewicht durch. Schnell wickelten die beiden das Seil, an dem der Esel hing um einen Baum, und knoteten es fest. Dann schnappten sie sich die Zügel des Esels und zogen ihn zu sich herüber. Gerade, als sie Bruno aus dem Bereich des Sumpfloches gezogen hatten, brach der Ast unter dessen Gewicht durch. Bruno fiel mit gespreizten Beinen erschöpft auf den Boden. Mugel und Himbi ließen sich ebenfalls neben ihm nieder.
„Oh man, das war echt knapp!“, sagte Mugel schwer atmend.
Die verwunschene Burg
Es dauerte einige Zeit, bis die Drei sich wieder etwas erholt hatten. Noch immer schwer atmend und außer Puste, durchbrach Mugel schließlich das andauernde Schweigen.
„ Hast du eine Ahnung, was da gerade geschehen ist?“ „Nein, aber ganz offensichtlich haben wir es hier mit etwas Übernatürlichem zu tun! Mein Vater Fobosch hat mir, als ich noch ein Kind war, oft Schauergeschichten erzählt, in denen einige Male auch Skelette vorgekommen sind. Bis heute habe ich nicht für möglich gehalten, dass es sie wirklich gibt.“ antwortete Himbi nachdenklich.
Bruno lag ganz flach auf dem Boden. Seine Ohren hingen schlapp herunter und sein ganzes Fell war mit Schlamm verklebt.
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