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Polivka hat einen Traum (German Edition)

Polivka hat einen Traum (German Edition)

Titel: Polivka hat einen Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Slupetzky
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der Violinen zu schaffen. «Die hier war sein Ein und Alles», sagt sie, als sie Polivka bemerkt. «Angeblich eine echte Vuillaume.»
    «Aha», sagt Polivka.
    «Jean-Baptiste Vuillaume, einer der berühmtesten Geigenbauer des neunzehnten Jahrhunderts.»
    «Sicher.»
    «Paganini hat auf Geigen von Vuillaume gespielt.»
    «Wenn Sie es sagen.»
    Nachdenklich wiegt Sophie Guillemain das Instrument in der Hand. «Zumindest hat Jacques immer augenzwinkernd behauptet, sie sei ein Original, obwohl es sich nach einhelliger Meinung seiner Fachkollegen nur um einen Nachbau handelt. Aber egal, er hätte das Stück sowieso nicht verkauft.»
    «Dann können Sie das jetzt an seiner Stelle tun.»
    «Das ist durchaus nicht meine Absicht. Aber da ich, wie Sie ja vielleicht bei Ihrer Hausbesichtigung gemerkt haben, nicht mehr hier wohne, wollte ich mir wenigstens ein kleines Souvenir mitnehmen. Apropos: Das Haus steht zum Verkauf, Herr Polivka. Vielleicht sind Sie ja interessiert.»
    «Nicht meine Gegend», kontert Polivka trocken. «Allein der weite Weg zur Arbeit …»
    Unwillkürlich huscht ein Schmunzeln über ihr Gesicht. «Im Hinblick auf die Gegend sind wir einer Meinung. Für mich als Gallierin ist es das Schlimmste, wenn einem der Himmel auf den Kopf fällt. Wissen Sie übrigens, was Gallierin auf Französisch heißt?»
    «Nein.»
    «Gauloise. Haben Sie noch eine für mich übrig?»
    Polivka streckt ihr die Zigarettenschachtel hin und gibt ihr Feuer. «Nur, um die Dinge zusammenzufassen», meint er dann. «Sie werden am anderen Ende Europas überfallen, gefesselt und in einer Eisenbahntoilette eingesperrt. Im Abteil neben Ihnen bricht sich – zufälligerweise – ein Mann das Genick. Sie entziehen sich den Ermittlungen der österreichischen Behörden, und das Erste, was Sie tun, sobald Sie wieder hier in Frankreich sind, ist, sich ein unbedeutendes Andenken aus dem Haus Ihres Gatten zu holen, der – zufälligerweise – vor zwei Wochen durch einen Genickbruch in einem französischen Zug den Tod gefunden hat. Kurz bevor Sie hier eintreffen, dringt – zufälligerweise – ein Unbekannter in das Haus ein und durchwühlt die Sachen Ihres Mannes. Ist das so weit richtig, Madame … Gauloise?»
    Sophie Guillemain lächelt. «Nein», gibt sie zurück. «Jacques war nicht mehr mein Mann. Wir haben uns erst kürzlich scheiden lassen. Einvernehmlich. Manchmal passt man eben doch nicht so zusammen, wie man dachte, und es ist ein Segen, das gemeinsam und in aller Freundschaft akzeptieren zu können. Von den Zeitungsredakteuren wird so etwas natürlich nicht erwähnt: Eine trauernde Witwe macht sich beim Leser doch hundertmal besser als eine trauernde Exfrau.»
    «Dann also geschieden … In Ordnung, gut», sagt Polivka.
    «Es freut mich, dass Sie das goutieren.»
    Für einen Augenblick setzt Polivkas Gehirn aus, und sein Herz schlägt einen Purzelbaum. Es freut mich, dass Sie das goutieren. Hat Sophie Guillemain das jetzt wirklich gesagt? Und wenn ja, wie hat sie es gemeint? Polivka schluckt und räuspert sich und ruft die grauen Zellen zur Ordnung. Man muss tatsächlich auf der Hut sein; diese Frau ist mit allen Wassern gewaschen.
    «Schön», fügt er hinzu. «Dann darf ich also davon ausgehen, dass der Rest der Geschichte korrekt ist?»
    Ein leises Seufzen, und Sophie Guillemain dämpft ihre Zigarette aus. «Ich fürchte, ja. Und ich verstehe auch, dass Sie sich ein paar Antworten von mir erwarten. Lassen Sie uns hier verschwinden, Monsieur Polivka, und die Sache woanders besprechen. In Amiens zum Beispiel.»
    «Und warum in Amiens?»
    «Weil ich dort wohne. Und weil ich noch einen Topf voll Coq au vin im Eisschrank habe. Sie sehen hungrig aus.»
    «Das bin ich allerdings. Der gute Hammel sicher auch.» Polivka strahlt, er kann nicht anders.
    «Dann bleibt nur zu hoffen, dass Sie beiden keine Vegetarier sind.»
    «Madame, ich darf doch bitten! Keine Unterstellungen!», sagt Polivka.

9
    Vor dem Haus steht breit und elegant die grüne Göttin der Madame Sophie: ein Citroën DS mit offenem Verdeck, gut vierzig Jahre alt.
    Kein Wunder, dass Hammel ins Schwärmen gerät, sobald er das Prachtstück erblickt. Und als er in den Fond des Wagens klettert, ist seine Eloge auf das Flaggschiff der französischen Automobilindustrie noch immer nicht zu Ende.
    «Die D-Reihe von Citroën», doziert er, «hat mit dem DS-Modell ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Und warum, glauben Sie, hat man ihn trotzdem einfach nur DS genannt?»
    «Keine

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