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Polivka hat einen Traum (German Edition)

Polivka hat einen Traum (German Edition)

Titel: Polivka hat einen Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Slupetzky
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Afrika. Natürlich alles ganz legal: Verkauf von Kriegsgerät an völkerrechtlich anerkannte Staaten, wo man sicher sein kann, dass man es mit unbestechlichen, integeren Beamten und Regierungen zu tun hat.»
    «Weißt du, Polivka, ich kann deinen Sarkasmus gut verstehen, trotzdem würde es mir leichter fallen, die Zusammenhänge zu begreifen, wenn ich wüsste, was du ernst meinst und was nicht.»
    «Natürlich, du hast recht. Entschuldige.» Polivka hebt sein Glas, nimmt einen Schluck und atmet durch. «Der internationale Waffenhandel», sagt er dann, «ist einer der korruptesten Geschäftszweige auf unserem schönen freien Markt – verzeih, das war schon wieder zynisch … Also wenn zum Beispiel irgend so eine Bananenrepublik beschließt, für zwei Milliarden Euro neue Abfangjäger anzuschaffen, ist es gang und gäbe, dass die wetteifernden Rüstungsfirmen den Entscheidungsträgern ihre Wahl erleichtern. Aber nicht, indem sie ihre Waffenkollektionen rühmen, sondern hauptsächlich mit sogenannten informellen Kaufanreizen . Wer dabei am höchsten pokert, der gewinnt. Zum Beispiel fünf Prozent der Auftragssumme, das macht hundert Millionen Schmiergeld für ein paar Politiker, die über die Verteilung der bananenrepublikanischen Steuereinnahmen bestimmen. Selbstverständlich kann man ihnen diese kleine Spende aber nicht so einfach überweisen. Nein, es braucht ein undurchschaubares globales Netzwerk aus karibischen und Schweizer Nummernkonten, Briefkästen in Panama und auf den Jungferninseln, Stiftungen in Liechtenstein und Luxemburg …»
    «Und Firmensitzen, unter anderem auf Zypern», sagt Sophie. Sie ist ein bisschen blass geworden.
    «Richtig. Hier läuft Oppitz-Marigny zur Höchstform auf. Durch, sagen wir, fünfzehn seiner Unternehmen lässt er Rechnungen an die Rüstungsfirma ausstellen, für Geschäftsanbahnungs-, Marketing- und Konsulententätigkeiten, nie gemachte Reisen, nie gegebene Empfänge, nie verzehrte Abendessen. So was läppert sich. Auf die Art hat er seine hundertdreißig Millionen bald beisammen …»
    «Aber es waren doch nur hundert!»
    «Und wovon soll Oppitz leben? Also hundertdreißig. Diesem Geld spendiert er eine ausgedehnte Weltreise: von Wien in die Karibik, dann nach Panama, Monaco, Dubai, Jersey … Und sobald die Herkunft der Millionen nicht mehr nachvollziehbar ist, werden sie – verpackt in ein paar schwarzen Lederkoffern, die der Fürst natürlich von der Steuer absetzt – den bananenrepublikanischen Amtsträgern bei Kaffee und Kuchen überreicht.»
    «So funktioniert das also.»
    «Ja, und nicht nur in der Waffenbranche. Wo immer staatliche Entscheidungen getroffen werden, die mit großen Mengen Geld zu tun haben – und welche hat das nicht? –, schneidet sich Oppitz seinen Teil vom Kuchen ab, indem er die Budgetverantwortlichen auch mitnaschen lässt – nur nicht die Steuerzahler, ohne die es das Budget erst gar nicht gäbe. Immobilienprivatisierungen, Fusionen in der Energiewirtschaft, Glücksspiel- und Funklizenzen: Oppitz macht da keine Unterschiede, er vermittelt, wenn es sein muss, auch Insektenspray …»
    «Insektenspray?»
    «Insektenspray. Kennst du die asiatische Tigermücke?»
    «Nie gehört.»
    «Vor knapp zwei Jahren ist eine Meldung in den österreichischen Medien lanciert worden, bei der es um die Ausbreitung von neuen Tier- und Pflanzenarten in Mitteleuropa ging. Du weißt schon, Klimawandel und so weiter. Unter anderem war da natürlich auch von neuen Krankheiten die Rede, die uns à la longue ins Haus stehen werden, insbesondere vom Knochenbrecherfieber …»
    «Klingt ja gruselig.»
    «Das soll es auch, du weißt ja, wie die Presse funktioniert. Wenn der Herr Redakteur ganz einfach Denguefieber schreibt – das ist nämlich die gängige Bezeichnung –, dann rasseln die Verkaufszahlen in den Keller. Also dieses Knochenbrecherfieber …»
    «Lass mich raten. Es wird von der Tigermücke übertragen. Und die Tigermücke ist dabei, Europa zu erobern.»
    «Bravo. Allerdings wird sie erst in geschätzten dreißig Jahren bei uns heimisch werden. Gegen das Fieber gibt es bisher keine Therapie, auch keine Schutzimpfung; das Einzige, was hilft, ist, dass man sich nicht stechen lässt.»
    «Und was hat Oppitz jetzt damit zu tun?»
    «Er hat zum Segen unseres Volkes ein Geschäft zwischen dem österreichischen Gesundheitsministerium und einem bayerischen Chemiekonzern vermittelt: Die Ministerin hat bei den Deutschen acht Millionen Dosen Mückenspray gekauft, für

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