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Polivka hat einen Traum (German Edition)

Polivka hat einen Traum (German Edition)

Titel: Polivka hat einen Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Slupetzky
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Untersuchungen dezent verhalten. Stellen Sie sich vor, ich würde mich jetzt zu sehr aus dem Fenster lehnen: Morgen säße schon ein anderer an meiner Stelle, und Sie hätten gar nichts mehr.»
    «Du bist fürwahr mit einem noblen, aufrechten und großherzigen Chef gesegnet», sagt Sophie zu Polivka.
    «Sie können mich mit Ihrer Ironie nicht treffen …»
    «Sicher nicht. Wie sollte ich Sie treffen können, wo doch diese kleine Unterredung gar nicht stattfindet?»
    Ein weiterer Seufzer Schröcks. «Wenn Sie mit unserem Beamtenapparat ein bisserl vertrauter wären, gnädige Frau, dann wüssten Sie, dass der Anteil der niemals geführten Gespräche in den österreichischen Behörden bei durchschnittlich siebzig Prozent liegt. Je höher der Dienstgrad, desto weniger wird geredet. Oben in den Ministerien herrscht meistens absolute Stille, überhaupt in den Besprechungszimmern.»
    Zugegeben, Schröcks Replik war geistreich, und Sophie belohnt sie mit dem Anflug eines Schmunzelns. «Danke für die Aufklärung, die Sie mir selbstverständlich nie gegeben haben. Falls uns da draußen etwas zustößt», fügt sie – wieder ernst – hinzu, «werden wir also nicht auf Ihre Hilfe zählen können.»
    «Was sollte Ihnen zustoßen, Madame? Wir sind in Wien, bei uns, da herrschen Recht und Ordnung, dafür bürgt die Polizei.» Der Oberst mustert Polivka mit einem müden Blick. «Ich hoffe, dass wir uns verstehen, Herr Bezirksinspektor: Diskretion ist oberstes Gebot. Ah ja, und noch zwei Kleinigkeiten: Erstens tun S’ mir den Gefallen, in längstens fünf Minuten aus dem Haus zu sein. Ich hab Sie nicht gesehen, seit Freitag nicht, ich weiß nicht, wo Sie sich herumtreiben, und kann Sie leider telefonisch nicht erreichen. Fünf Minuten, Polivka, ich hoffe, dass wir uns verstanden haben. Zweitens melden Sie sich doch einmal beim Hammel. Der ist nämlich wieder wach und tät sich sicher über Ihren Anruf freuen – und grüßen S’ mir auch Ihre Frau Mama. Seien Sie gefälligst nett zu ihr, sonst kriegen Sie’s mit mir zu tun.» Schröck steht von seinem Sessel auf und wendet sich zur Tür.
    «Herr Oberst?», hält ihn Polivka zurück.
    «Was ist denn noch?»
    «Haben Sie vielleicht eine Ahnung, um wen es sich bei diesem Omar handeln könnte?»
    «Ahnungen, Herr Bezirksinspektor, sind nicht mein Revier. Schon gar nicht, wenn sie mutmaßliche Günstlinge unseres Innenministers betreffen. Also tun S’ mich nicht schon wieder langweilen. Habe die Ehre, Polivka. Au revoir, madame.»
    Die Worte sind noch nicht verhallt, da hat sich Oberst Schröck bereits verflüchtigt, ähnlich diesen dreidimensionalen Avataren in Science-Fiction-Filmen, wenn auf dem Holodeck der Strom ausfällt.
    «Was für ein Arschloch», sagt Sophie. «Aber ein interessantes Arschloch.»

    Fünf Minuten.
    Fieberhaft tippt Polivka auf Hammels Tastatur herum, zwängt sich mit Passwörtern und Zahlencodes immer tiefer in die virtuellen Innereien des polizeilichen Ermittlungsapparates. Seit die rot-schwarze Koalition eine Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes abgesegnet hat, das – in Erfüllung einer diesbezüglichen EU-Richtlinie – die Telekommunikationsanbieter zur Speicherung aller Telefon- und Internetverbindungsdaten, des gesamten österreichischen Mailverkehrs und aller Handystandorte verpflichtet, könnte er so manches andere in Erfahrung bringen als den bloßen Namen des geheimnisvollen Omar. Und er müsste Omar nicht einmal im Nachhinein von seiner Überwachung informieren, selbst wenn diese Überwachung offiziell und ganz legal stattfände. Aber dazu fehlen ihm schlicht die Zeit und Hammels Fingerfertigkeit.
    «Na bitte», Polivka zeigt auf den Monitor, «Geheimnummer. Im Telefonbuch hätten wir die lange suchen können.»
    Drei Minuten.
    «So ein Mist!»
    «Was ist denn?», fragt Sophie.
    «Hier steht kein Name, also jedenfalls nicht der einer Person. Die Nummer ist auf eine Firma angemeldet: OMA Handelsgesellschaft …»
    « OMA wie Omar! Das ist doch kein Zufall, das passt doch!»
    «Ja, phonetisch zumindest.»
    «Was ist mit der Postadresse?»
    «Dafür muss ich noch in eine andere Datenbank.»
    Und wieder neue Kennwörter und Codes. Polivkas Finger schmerzen.
    Eine Minute.
    «So, da haben wir’s: OMA Limited … Der Firmensitz befindet sich … Herrgott, das kann doch keiner lesen!»
    «Lass mich einmal sehen … Das ist griechisch, Polivka: Xanthis Xenierou 33, Lefkosia, Kypros.»
    «Und was heißt das?»
    «Dass der Firmensitz auf Zypern ist,

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