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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Dronke
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auf die fieber-
    glühenden Lippen des Kindes.
    „Und doch wird Dein Ende Elend sein!“ grollte er in
    seinem Innern. „Warum hab’ ich Dich nicht bei der Geburt
    getödtet, bevor mein Herz Dich lieben lernte?!“
    Dann versuchte er nochmals die geängstigte Frau zu
    trösten, — hatte er selbst wohl Trost? Der Anblick ihres
    wehmüthig resignirten Leidens preßte ihm fast das Herz
    ab, und schon seit langer Zeit suchte er sich, so oft es ging,
    von den Seinen zu entfernen, die ihm nur das Bild seines
    Jammers waren. Aber er küßte seine Frau innig und sagte
    beim Weggehn mit fester Ruhe:
    „Es wird wohl noch gut werden!“ —
    
    Bei dem reichen Manne mußte Schenk diesmal geraume
    Zeit in der Hausflur stehen. Die gallonirten Bedienten ka-
    men mit silbernen Schüsseln aus den Zimmern, und stri-
    chen an ihm vorüber, indem sie ihn aus dem Wege gehn
    hießen oder gar verächtlich zur Seite stießen. Anfangs hat-
    ten sie ihn, seines schmutzigen und zerschlissenen Aeu-
    ßern wegen, fortjagen wollen, zumal der Herr noch bei
    Tische saß, aber Schenk behauptete, dringlich mit dem
    Herrn sprechen zu müssen, und wollte lieber unter der be-
    leidigenden Behandlung des Bedientenvolks ausharren, als
    sich seiner letzten Hoffnung begeben.
    Nach Verlauf von anderthalb Stunden endlich ward er
    in einen Vorsaal gewiesen, wo er abermals eine Viertel-
    stunde wartete. Er betrachtete mit ausdruckslosem Blick
    ein Gemälde, während seine Gedanken, ermüdet und ab-
    gespannt, fern von dem Ort und dem Zweck seines Besu-
    ches waren. Als er aber im Nebenzimmer den Tritt des
    Herrn vernahm, schlug sein Herz plötzlich höher, und die
    Erinnerung an Frau und Kind richtete seine Sinne wieder
    ganz auf den einen Punkt, die Entscheidung seiner näch-
    sten Zukunft.
    Der gnädige Herr zeigte ein ziemlich geröthetes und
    aufgeregtes Gesicht, und schien im Ganzen guter Laune zu
    sein. Schenk trug ihm seine Verhältnisse mit zager, verle-
    gener Stimme vor, und bat ihn schließlich um eine Unter-
    stützung von fünfzehn Thalern.
    „Ihr seid ein Taugenichts, Schenk,“ sagte der gnädige
    Herr, sich die Zähne stochernd. „Ihr habt keine Lust zur
    Arbeit, sonst würde es Euch nicht so gehen, wie Ihr sagt.
    Euch Geld geben, hieße Euch im Müßiggang bestärken, und
    man würde Euch zuletzt gar nicht mehr loswerden.“ —
    „Ach, gnädiger Herr, wenn mir die Leute nur Arbeit ge-
    ben wollten, daß wir nothdürftig davon leben könnten, wie
    gern wollt’ ich schaffen von früh bis in die Nacht!“ erwie-
    derte der Handwerker mit feuchtem Auge. „Versuchen Sie
    es mit mir, gnädiger Herr! Geben Sie mir Arbeit, wie Sie
    wollen, schicken Sie mich auf Botengänge, lassen Sie mich
    Holz hacken und Wasser tragen, ich will Ihnen das Geld
    wieder abarbeiten, und gewiß, Sie sollen mit meinem Fleiß
    zufrieden sein!“ —
    „Ja, ich kenne das! Als ich Euch damals das Geld gab,
    damit Ihr Euch herausreißen könntet, da habt Ihr, statt
    zu arbeiten, das Geld durchgebracht und seid nachher we-
    gen Diebstahl eingesperrt worden. Das wäre das Richtige,
    Euch in’s Haus zu nehmen und Sachen von Werth anzu-
    vertrauen!“ —
    „Gnädiger Herr!“ sagte der Handwerker verletzt.
    „Ah, Ihr wollt den Gekränkten spielen! Das verlohnte
    sich der Mühe! Ihr werdet das wohl schon öfters gehört
    haben, und ich verdenke es den Leuten gar nicht, wenn sie
    einem Taugenichts, wie Ihr seid, keine Arbeit geben.“ —
    „Gnädiger Herr,“ erwiederte Schenk, sich aufrichtend,
    „hätte ich immer den vollen Gebrauch meines gesunden
    Armes gehabt, so wäre ich vielleicht nicht in die Noth ver-
    fallen, die mich zu dem Verbrechen verleitete!“ —
    „So! Ihr glaubt wohl ein Recht auf meine Unterstützung
    zu haben?“ rief der vornehme Mann. „Da seid Ihr aber im
    Irrthum. Ich habe Euch pflegen und kuriren lassen, und
    noch Geld obendrein zu einem ehrlichen Geschäft gegeben.
    Damit Basta! Eure Halunkereien zu unterstützen, habe ich
    wahrlich nicht nöthig. Jetzt scheert Euch Eurer Wege!“ —
    „Sie haben gar keine Verpflichtung gegen mich — ich
    weiß das,“ sagte Schenk plötzlich, über die Wendung er-
    schreckt, „ich wollte ja nur sagen, daß ich vor meinem Un-
    glück zufrieden und ehrlich gelebt habe, und daß ich ge-
    wiß wieder so leben würde, wenn ich ausreichende Arbeit
    hätte. Ich wollte Sie ja nur bitten, gnädiger Herr — “
    „Nichts da! Ich habe es schon einmal gethan und es hat
    nichts bei Euch geholfen, so

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