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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Dronke
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umzogenen Züge waren der Typus
    der niedrigsten Gemeinheit. Dieser Mensch hieß Wilhelm
    Fischer, hatte wegen Raubanfalls auf offener Heerstraße
    und verschiedener Diebereien mehrere Jahre im Zuchthaus
    und Gefängniß gesessen, und kannte Schenk aus der Zeit
    seiner Haft. Fischer hatte seitdem seinem frühern Treiben
    Valet gesagt, und einen Erwerbszweig ergriffen, bei dem
    er sich augenscheinlich ganz wohl befand. Er war, nach-
    dem er zuletzt aus dem Gefängniß entlassen worden, zu
    dem Polizeichef gegangen, hatte ihm vorgestellt, daß er
    von seinem bisherigen Leben abstehen wolle, und gebeten,
    in irgend einer Weise verwendet zu werden. Der Polizei-
    rath, der in Fischers ausgebreiteter Diebsbekanntschaft ein
    treffliches Mittel zur Entdeckung manches Verbrechens
    erblickte, hatte ihn in seine Dienste genommen und ihm
    den Auftrag gegeben, seine früheren Bekanntschaften
    fortzusetzen, und wenn er einen Anschlag erführe, ihn
    davon in Kenntniß zu setzen. Das war gegenwärtig die ei-
    gentliche Stellung Fischers. Dieser Elende begnügte sich
    jedoch keineswegs damit, die Absichten und Thaten seiner
    ehemaligen Genossen zu belauschen, sondern, um seinem
    Chef öftere Beweise seiner Thätigkeit geben zu können
    und sich in den Augen desselben hervorzuthun, spornte er
    auch selbst die Unschlüssigen an und machte ihnen nicht
    selten sogar die Anschläge, um die er sie nachher verrieth.
    „Nun? Was starrst Du mich an?“ sagte er zu dem Hand-
    werker. „Kennst Du Will Fischer nicht mehr? Thust ja, als
    hätten wir nicht zusammen da — “
    „Nun, Will Fischer,“ erwiderte Schenk düster, „und was
    willst Du von mir!“ —
    „Was ich von Dir will, Du Tropf? Dich fragen, wie es Dir
    geht, nichts weiter. Und ich habe ein Recht dazu, denn ich
    bin ein alter Bekannter, und Du siehst nicht aus, als ob Du
    einen Freundschaftsdienst zurückstoßen würdest.“
    „Ja, es geht mir schlecht genug!“ murmelte dumpf der
    Unglückliche. „Keine Arbeit und kein Verdienst mehr, Gott
    weiß, wie das enden wird. Ich habe seit vorgestern nichts
    mehr gegessen!“ —
    „Komm mit,“ sagte der Andere mit rauhem Mitleid.
    „Ich weiß da in der Nähe einen Ort für unser Einen, wo Du
    Dich füttern kannst.“ —
    Schenk folgte ihm mechanisch, ohne ein Wort zu sagen.
    Plötzlich aber blieb er stehen, sein Auge belebte sich, wie
    von einem glücklichen Gedanken beseelt, und er hielt sei-
    nen Gefährten am Arm fest, indem er ihn ängstlich for-
    schend betrachtete.
    „Will Fischer,“ sagte er mit bangem Ton, „es geht Dir
    gut, ich sehe Dir es an. Du meinst es auch gut mit mir,
    denn Du willst mir eben zu essen geben. Hilf mir daher
    ganz — wenn Du kannst, leihe mir zehn Thaler. Ich muß
    morgen meine rückständige Miethe bezahlen, oder ich
    werde mit meiner Frau und einem kranken Kinde nackt
    und bloß auf die Straße gestoßen. Ich bin verloren, Will,
    wenn Du mir nicht hilfst!“ —
    Will Fischer verzog sein Gesicht zu einem sonderbaren
    Lächeln und drückte seine Hände fest in die Taschen.
    „So,“ sagte er, „Du brauchst morgen zehn Thaler — mußt
    sie haben, wie man so sagt — unter jeder Bedingung.“ —
    „Ja, ich muß sie haben, unter jeder Bedingung. Ich weiß
    nicht, was ich sonst thun würde, aber den Jammer daheim
    würd’ ich nicht erleben! Zehn Thaler, Will — es ist ja
    nicht so viel, und uns kann es jetzt retten. Gott wird es dir
    lohnen, Will!“ —
    „Ja, Gott wird es mir lohnen und der Teufel den Segen
    drüber sprechen. Ich könnte nachher sehen, wie ich’s wieder
    einbrächte, und für Dich wär’s auch nur auf ein paar Tage.
    Uebrigens laß uns jetzt nur nach der Kneipe gehen, da können
    wir weiter davon sprechen. Ich habe zwar selbst das Geld nicht,
    vielleicht läßt sich aber noch anderer Rath schaffen.“ —
    Sie schritten wieder fort. Will Fischer führte den Hand-
    werker durch mehrere kleine Nebenstraßen, bis sie zuletzt
    vor dem Schlußgebäude einer engen Sackgasse ankamen.
    „Das da ist ein neues Bureau!“ sagte er, auf das Kneipen-
    schild über einer Kellerwohnung zeigend. „Es kommen oft
    tüchtige Kerle hieher, weil der Wirth ehrlich ist und immer
    einen geheimen Weg hinten über das Wasser bauen kann.
    Wenn Du mich einmal suchst, so komme nur Abends in
    diesen Fuchsbau.“ —
    Sie traten die Stufen hinunter in den Keller, wo Fischer
    bekannt zu sein schien. Während er mit dem Wirth, dem
    Hehler der hier verkehrenden Diebsbande, im Winkel ein
    leises

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