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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Dronke
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sagte der
    Polizeibeamte. „Auf diese Weise also ist das Jüngferchen
    ausgezogen! Nun, sie soll heut Abend noch ein Quartier
    beziehen, wo sie sicherer aufgehoben ist, als hier!“ —
    Mathilde zitterte bei diesen Worten wie ein Espenlaub.
    Sie suchte ihm mit bangen, verzagten Worten klar zu ma-
    chen, daß die Alte sie dadurch hierbehalten, daß sie den
    Beamten zur Nachsicht zu bewegen versprochen habe. Der
    Kommissair aber erwiederte hohnlachend:
    „Die wäre die Rechte, die Polizei zu etwas zu bewe-
    gen! Nein, mein Püppchen, ich kenne Sie jetzt. Ich habe
    Ihr damals den Rath gegeben, sich ehrliche Arbeit zu su-
    chen, habe Ihr auch, weil mich Ihr unschuldiges Gesicht
    betrog, noch ein paar Tage dazu bewilligt, aber Sie hat
    nicht arbeiten wollen , und hat sich lieber auf ein beque-
    mes, liederliches Leben geworfen. Die Geschichte hat jetzt
    ausgespielt. Im Korrektionshaus wird Sie schon arbeiten
    lernen, wenn Sie auch nicht will. Für’s Erste aber wird
    Sie eine Nacht oder zwei im Polizeigefängniß zubringen
    müssen.“ —
    Mathilde war wie vernichtet. Umsonst flehte sie ihn
    um Erbarmen ihres unschuldigen Kindes wegen an, um-
    sonst versprach sie Alles zu thun, was er von ihr verlangte;
    der Beamte blieb diesmal unerbittlich.
    „Wenn es Ihr Ernst mit solchen Versprechen wäre,“
    sagte er achselzuckend, „so hätte Sie längst meine War-
    nung befolgt. Jetzt ist es zu spät; man kennt ja auch solche
    Versprechen der Angst. — Also marsch! Rasch zurecht-
    gemacht, ich habe keine Zeit, länger auf Ihr Lamentiren
    zu hören. Nehm’ Sie Ihren Mantel, damit wir vorwärts
    kommen!“ —
    Als Mathilde zuletzt einsah, daß Nichts sie mehr von
    diesem, für sie entsetzlichen Loos retten könne, riß sie
    plötzlich in einer Art Wahnsinn das Kind aus der Wiege
    und rief, indem sie mit der einen Hand das Kind in die Höhe
    hielt und mit der andern auf den Polizeibeamten zeigte:
    „Sieh, das ist der Mann, der Dein und Deiner Mutter
    Verderben zu verantworten hat!“ —
    Einen Augenblick schien der Kommissair von dem ver-
    zweiflungsvollen Ton dieser Worte bestürzt und ergriffen
    zu sein, dann aber schoß ihm die Gluth des Zornes ins
    Gesicht und er gab der Tochter der Prostitution eine schal-
    lende Ohrfeige.
    
    Als Mathilde nach einer gräßlich durchwachten Nacht in’s
    Verhör genommen und aus dem Polizeigefängniß nach
    dem Arbeitshaus transportirt worden war, wurde sie hier
    in einen großen Saal gewiesen, wo sie in Gemeinschaft
    mit einer großen Menge von Frauen und Mädchen arbeiten
    mußte. Das Bewußtsein ihrer schimpflichen Lage, die tiefe
    Niedergeschlagenheit, welche sich ihrer schon während ih-
    res letzten, langen Elends bemächtigt hatte, die Gedanken
    an ihre trostlose Zukunft, die jetzt auch durch den bittern
    Entschluß der Trennung von ihrem Kinde wohl schwer-
    lich mehr zu bessern sein würde, Alles das versetzte ihr
    Gemüth nach der ersten Raserei der Verzweiflung in eine
    tiefe, starre Stumpfheit. Die Gesellschaft, in die man sie
    hier gewiesen, hatte sie mit der Theilnahme Gleichgesinn-
    ter begrüßt. Mathilde hatte sich Anfangs ihre Geschichte
    entlocken lassen; einige hatten sie darüber ausgelacht, an-
    dere ihr ein Mittel gesagt, durch welches sie einer polizei-
    lichen Ausweisung trotzen könne. Mathilde erschrak bis
    in das Innerste ihrer Seele. Sie wandte sich von da an mit
    um so größerm Ekel von ihren Genossinnen ab, als sie sich
    zu ihrem Entsetzen gestehen mußte, daß sie selbst bereits
    den Weg zu diesem Ende betreten habe. Schweigend und
    gleichgültig ließ sie die Spottreden und gemeinen Späße
    derselben über sich ergehn. Sie betete im Stillen heiß um
    ihren baldigen Tod. Zu welchem Leben war sie auch jetzt
    berufen? Der Tod war ihre einzige Rettung.
    Nach sechs Wochen wurde sie aus der Anstalt entlas-
    sen, nachdem man ihr bemerkt, daß sie sich binnen drei
    Tagen aus der Stadt zu entfernen habe.
    Sie nahm ihr Kind in den Arm und rannte hinaus, ohne
    zu wissen wohin. Draußen vor der Thür standen mehrere
    Weiber, die sie anredeten und ihr Anerbietungen machten,
    aber sie stieß sie zurück und eilte, wie von Furien gepeitscht,
    von dannen. Den Tag über durchirrte sie so, ruhelos, ohne
    Zweck die Stadt, bis sie am Abend endlich erschöpft und
    ermattet an einer Hausschwelle niedersank.
    Die Nacht war bitterlich kalt, die Sterne zitterten in
    der scharfen Luft, und ein schneidender Wind fegte über
    die öden Gassen. Das Mädchen saß

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