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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Dronke
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wolle. Das machte ihn noch
    gröber, und wie das so geht, gab ein Wort das andere. Zu-
    letzt ließ er uns Beide durch seinen Sergeanten nach dem
    Polizeigefängniß bringen. Sehen Sie, Herr Doktor, das ist
    in Wahrheit die ganze Geschichte, um derentwillen ich ge-
    stern nicht gekommen bin, und Sie werden gewiß selbst
    sagen, daß ich unschuldig daran war. Aber ich werde mir
    das auch nicht gefallen lassen.“ —
    „Wahrscheinlich wird Euch jedoch nichts Anderes übrig
    bleiben!“ sagte ich dem Schuster auf diesen zornigen Epi-
    log seiner Erzählung. „Die Nacht auf dem Gefängniß wird
    Euch Niemand abnehmen.“ —
    „Aber ich will doch sehen, ob ich dafür eingesperrt
    werden kann, weil ich meinem Bruder drei Thaler leihe!“
    eiferte er weiter. „Und wissen will ich, ob der Kommissa-
    rius das Recht hat, ehrliche Arbeiter Lumpengesindel zu
    tituliren! Gestern Mittag erst ließen sie uns aus dem Loch
    und nahmen im Polizeihaus ein Protokoll über uns auf.
    Dann brachten sie meinen Bruder aus der Stadt, — das
    mag vielleicht in der Ordnung sein, aber mich mußten sie
    freilassen; ich lief gleich zu Ihnen, um Sie zu bitten, mir
    eine Klagschrift aufzusetzen. Da Sie nicht zu Hause waren,
    ging ich zu dem Studenten im Hintergebäude, den ich auch
    bediene, und der hat mir denn eine Beschwerdeschrift an
    das Polizeidirektorium aufgesetzt.“ —
    Ich war der Ansicht, daß er seine Beschwerde besser
    bei sich behalten hätte, aber Schwind antwortete, er wolle
    sich sein Recht nicht nehmen lassen, und brauche sich
    darin vor Niemanden zu fürchten. Ueberdies war die Vor-
    stellung auch bereits abgegangen.
    Da mich die Sache interessirte, so erkundigte ich mich
    nach einigen Tagen bei einem meiner Bekannten danach, wel-
    cher auf der Polizei arbeitete. Hier vernahm ich schon, daß
    der Kommissarius bei seinem Vorgesetzten in sehr gutem
    Ansehen stehe, und daß bisher gegen denselben noch keine
    Beschwerde laut geworden sei. Es war daher mit Gewißheit
    anzunehmen, daß sich der Polizeidirektor in dieser ersten
    Beschwerde, wenn sie nicht auf gar zu gräuliche Veranlas-
    sung gegründet war, seines Unterbeamten annehmen werde.
    Und das geschah denn auch.
    Der Polizeidirektor gab dem Kommissarius selbst die
    Beschwerde, und befragte ihn bloß über die Veranlassung
    der Sache. Der Kommissarius erklärte darauf, daß er die
    beiden Handwerker zur Vernehmung nach der Polizei
    transportirt habe, weil der Eine die polizeilichen Vorschrif-
    ten beim Eintritt in die Stadt umgangen, und der Andere
    ihm dabei behülflich gewesen sei. Ob er den Ausdruck
    „Lumpengesindel“ gebraucht, wisse er nicht; indeß sei es
    gar nicht anders möglich, als daß Einem bei solchen Leu-
    ten, die in überwiesenen und theilweise geständigen Ver-
    gehen noch die dümmsten Lügen und Kniffe versuchten
    und freche Reden führten, endlich auch einmal das Maaß
    der Geduld überlaufe.
    Mit dieser Erklärung war die Sache für den Polizeidi-
    rektor hinlänglich erörtert. Schwind wurde nach einigen
    Tagen auf das Polizeiamt geladen, und erhielt hier einen
    Verweis über die Frechheit, mit der er nach seinem unge-
    setzlichen Betragen noch Beschwerde führen wollte. Als er
    darauf zu repliciren versuchte, warf ihn der Polizeiaktuar
    zur Thür hinaus.
    Dies war das förmliche Resultat seiner Beschwerde.
    Nebenbei aber hatte er sich auch den Polizei-Kommissa-
    rius persönlich verfeindet, und dieser wartete nur auf eine
    Gelegenheit, um den Schuster für seine Respektlosigkeit
    büßen zu lassen.
    Mittlerweile hatte sich Schwind’s Bruder im Lande
    herum von Ort zu Ort gewendet. Ein paar Mal war er
    auch von Meistern in Arbeit genommen worden, allein der
    Verdienst war im Ganzen sehr gering, und es gefiel ihm
    daselbst überhaupt nicht. Er schrieb daher wiederum an
    seinen Bruder, und bat ihn um das nöthige Geld, damit er
    jetzt zurückkehren könne. Schwind schickte ihm drei Tha-
    ler und schrieb ihm dabei, daß er ihm dieselben schenke.
    Somit zog der Handwerksbursch wieder nach der Stadt,
    in der sichern Voraussetzung, daß man ihm nunmehr
    nichts weiter anhaben werde. Er war jedoch kaum zwei
    Tage am Ort, als der Kommissarius, der davon Nachricht
    erhielt, ihn verhaftete und als einen Widersetzlichen, der
    trotz polizeilicher Ausweisung wieder zurückgekehrt sei,
    nach dem Polizeigefängniß ablieferte. Hier blieb er acht
    Tage. Dann aber wurde er trotz seiner Vorstellung, daß
    er jetzt den vorschriftmäßigen Anforderungen

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