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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Dronke
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hin. Um allen
    weiteren Plackereien zu entgehen, wendete er sich nach
    seiner Vaterstadt, begann hier wieder sein Geschäft, und
    verheirathete sich bald darauf. Aber es wollte hier mit dem
    Auskommen nicht recht gehn, sei es nun, daß in dem klei-
    nen Orte überhaupt zu wenig zu verdienen war, sei es, daß
    die Vergrößerung seines Haushaltes durch Frau und Kinder
    allmählig zu bedeutende Kosten erheischte. Als ich mich
    nach ein paar Jahren zufällig nach ihm erkundigte, hörte
    ich, daß der sonst so aufgeweckte, joviale Mensch durch
    sein Unglück gänzlich verändert und herabgekommen sei.
    Zuletzt, als er sich gar nicht mehr zu helfen wußte, ver-
    kaufte er den Rest seiner Habe, schloß sich einer Auswan-
    derungs-Gesellschaft an, und ist jetzt vor einigen Wochen
    mit Frau und Kindern nach Amerika gesegelt.“
    
    „Und in Amerika wird der arme Teufel auch keine Seide
    spinnen!“ sagte die Hausfrau, als der Referendar seine Er-
    zählung beendigt hatte.
    „Schwerlich, gnädige Frau!“ fügte der Erzähler hinzu.
    „Es wird dem Einzelnen schon so schwer, sich in der Fremde
    eine Stellung zu erringen, eine arme Familie aber geht dem
    traurigsten Loos entgegen. Und doch haben sie dort noch
    mehr Hoffnung, als hier, von wo sie nur die Verzweiflung
    vertreibt. Man kann das Auswandern nie absolut verdam-
    men, denn man weiß nicht, gegen welche unglücklichen
    Verhältnisse die Armen in ihrer Heimath vergebens ange-
    kämpft haben können, und der unglücklichen demoralisi-
    renden Verhältnisse haben wir in der schönen Heimath so
    viele.“ —
    „Ja, dieser arme Schuster ist auch ein Opfer solcher Ver-
    hältnisse geworden,“ sagte die Hausfrau. „Was meinen Sie,
    Herr Kriminalrath?“ —
    Der Kriminalrath zuckte die Achseln.
    „Die Geschichte mag sich so verhalten,“ sagte er gleich-
    gültig. „Es läßt sich aber wohl auch nicht vermeiden, daß
    hin und wieder vielleicht Jemanden Unrecht geschieht,
    und selbst die vorgesetzten Behörden nicht im Stande sind,
    die Verhältnisse richtig zu erkennen. Das ist weiter nichts
    Außerordentliches, und mag wohl öfter vorfallen, als man
    es so erfährt.“ —
    
    Vom heimathlosen Vaterland.
    ohann Heinrich Ludwig Hanemann wurde im Jahre
    J1803 in Hoya geboren, siedelte in einem Alter von
    5 Jahren nach dem hannöverschen Städtchen Wunstorf im
    Amt Blumenau, wo er bis zu seiner Konfirmation verblieb,
    und begab sich dann, als er das Bäckergeschäft erlernt, im
    Jahre 1819 nach Hamburg.
    In Hamburg diente Hanemann im Ganzen zwei Mei-
    stern, dem einen 9 ¾ Jahre, dem andern 3 Jahre, hatte zwar
    inzwischen auch seiner Militairpflicht in Hannover zu ge-
    nügen, kehrte aber bei jeder Beurlaubung nach Hamburg
    zu seinem Geschäft zurück. Im Jahre 1832, nach mehr als
    zehnjährigem Aufenthalt in Hamburg, welcher Zeitraum
    nach den damaligen Gesetzen zur Heimathsberechtigung
    genügte, verließ er seinen zweiten Meister, weil er sich ver-
    heirathen und, zu unbemittelt, um Bäckermeister zu wer-
    den, ein Kommissionsgeschäft anfangen wollte.
    Hierzu mußte er das Hamburger Bürgerrecht gewinnen.
    Da er die nöthigen Legitimationen nicht zur Hand hatte
    und wahrscheinlich die Kosten der Herbeischaffung scheute,
    so ließ er sich von einem Freunde bereden, die Papiere seines
    so eben verstorbenen Bruders als die seinigen auszugeben.
    Auf diese Papiere hin erhielt er das Hamburger Bürger-
    recht.
    Die Sache aber wurde verrathen, Hanemann zur Un-
    tersuchung gezogen und auf Befehl des Senats polizeilich
    verhört, jedoch von der Wedde wie von der Polizei ge-
    schont. Dagegen erkannte der Senat unterm 29. August
    1832 gegen ihn: daß ihm der Bürgerbrief abzunehmen, er
    des Bürgerrechts verlustig, des Gebiets verwiesen, im Fall
    der Rückkehr mit schärfster Strafe zu belegen, und sofort
    von der Polizei aus der Stadt zu schaffen sei.
    Hanemann begab sich hierauf nach Hameln, holte sei-
    nen Militairfreischein, besorgte sich seinen Geburtschein
    und erhielt auch ein Wanderbuch als Bäckergeselle. Dann
    kehrte er in der Hoffnung, daß ihm auf diese seine, rich-
    tigen Papiere das Bürgerrecht nicht verweigert werden
    könne, nach Hamburg zurück.
    In Hamburg angekommen wurde er sofort arretirt und
    geschlossen
    nach Hannover transportirt.
    In Hannover verbot man ihm ebenfalls den Aufenthalt,
    und zwar weil er durch Erlangung des Hamburger Bürger-
    rechts seiner Heimathsangehörigkeit in Hannover verlustig
    gegangen war.
    Hanemann begab sich nunmehr nach

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