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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Dronke
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nachhaltig unter dem einen Schlag, so wird sich
    sein erbittertes, von Haß erfülltes Gemüth zuletzt in einer
    Rachethat Luft machen. Das ist nur zu sehr erklärlich, und
    die, welche ihn dazu trieben, haben sich allein die Folgen
    zuzuschreiben.“ —
    „Wenn ihm wirklich Unrecht widerfahren ist,“ versetzte
    Arthur, „so kann er sich desto eher in dem Bewußtsein sei-
    ner Unschuld trösten. Durch einen eigenmächtigen Rache-
    akt aber wird er seine Sache nur in ein zweifelhaftes Licht
    stellen.“ —
    „Das sind Phrasen, mein Lieber!“ sagte der Andere. „Er-
    littenes Unrecht kränkt am tiefsten, es verwindet das kein
    Mensch so leicht. Im Gegentheil möchte ein Racheakt weit
    eher auf die Unschuld des früher Verletzten schließen las-
    sen; denn im Bewußtsein seiner selbstverschuldeten Strafe
    wird er gewiß in seinem Innern weniger Veranlassung zu
    Haß und Rache gegen den Vollstrecker finden, er wird viel-
    mehr Beschämung oder im schlimmsten Fall Zorn über
    sein Mißgeschick fühlen. Deine Moralbegriffe oder die
    Strafbestimmungen des Gesetzes können keinen Maßstab
    für eine solche psychologisch begründete That abgeben.
    Sie läßt sich dagegen auch ebenso wenig entschuldigen;
    aber der Trieb liegt nun einmal in der Menschennatur.“ —
    „Wenn Du die Sache nicht zu vertheidigen vermagst,“
    rief Arthur, „so ist das ein schlechter Einwurf mit dem Sün-
    denbock der Menschennatur. Es muß jeder so viel Kraft in
    sich haben, den Trieb, den er nicht rechtfertigen kann, zu
    unterdrücken, oder er ist ein feiger Schwächling.“ —
    „Das nimmt sich im Prinzip recht schön aus,“ meinte
    Eduard, „aber ich bin überzeugt, daß Dich selbst fortge-
    setztes Unrecht erbittert machen und Deine Moralgesetze
    vergessen lassen würde.“ —
    „Nimmermehr!“ rief Arthur unmuthig. „Nie würde ich
    aus Leichtsinn mir selbst den Trost der Gewissensreinheit
    zu nichte machen! Ich halte das unter allen Umständen für
    schwach und verächtlich!“ —
    
    Arthur war der Sohn eines Universitätslehrers in ***, stu-
    dirte aber seit einem Jahre ungefähr Theologie in B., weil
    die Fakultät hier renommirtere Lehrer als in *** zählte.
    Arthur war so zu sagen ein Prinzips-Mensch. Er hatte sich
    seinem Studium mit einem, in diesen Jahren seltenen Ei-
    fer hingegeben, und von Natur schon ernst und tieferem
    Denken zugeneigt, war auch sein äußeres Leben von dem
    Einfluß seiner geistigen Thätigkeit ergriffen worden. Er
    hatte sich nach seiner Philosophie vollkommen ein System,
    eine genaue Bahn seines Wandels konstruirt und unter-
    warf engherzig jede, auch die kleinste seiner Handlungen
    der Analogie dieses Prinzips. Im Laufe der Zeit wurde ihm
    diese Pedanterie zur andern Natur. Es ging ihm nichts
    über ein Prinzip und er trieb die Konsequenz so weit, daß
    er lieber prinzipielle Schlechtigkeit gelten lassen, als den
    Leichtsinn und Wankelmuth jugendlicher Sorglosigkeit
    entschuldigen wollte.
    „Hat Jemand den Muth und die Konsequenz, aus Prin-
    zip schlecht zu sein,“ sagte er, „so kann ich ihn noch ach-
    ten, wenn ich auch seine Gründe vielleicht verwerfen muß.
    Die Schwäche aber, die sich von jedem äußeren Hauche
    ihre Richtung geben läßt, darf ich nur verachten.“ —
    Mit diesen Grundsätzen mußte Arthur auf der Uni-
    versität natürlich sehr vereinsamt stehen. Seine Kommi-
    litonen kümmerten sich nicht um ihn, oder verspotteten
    ihn als einen verrückten Pedanten. Nur Eduard hielt es
    mit ihm, weniger jedoch aus Uebereinstimmung, als viel-
    mehr durch langjährige Gewohnheit mit ihm vertraut. Sie
    hatten sich schon auf der Schule, welche sie zusammen
    besuchten, fest an einander angeschlossen, und so ver-
    schieden sie auch im Grunde von einander waren, so hatte
    doch die Gewohnheit, täglich beisammen zu sein, zu tiefe
    Wurzeln in ihnen Beiden geschlagen, als daß Eduard nicht
    Arthurs Entschluß hätte folgen und mit ihm die Universi-
    tät B. beziehen sollen. Bei der immer bestimmteren Rich-
    tung Arthurs und dem leichten Sinn Eduards kam es denn
    öfters zwischen den beiden Freunden zu Debatten, aber
    dabei blieb es auch. Jeder that nach wie vor das Seine, und
    ihr Verhältniß litt nicht im Mindesten darunter.
    So waren sie einst auf das obige Gespräch gekommen,
    als Eduard eben mit großem Gelächter einen an einem
    Nachtwächter verübten Streich erzählt hatte. Der Nacht-
    wächter nämlich hatte einige Tage zuvor die Anzeige ge-
    macht, daß an dem

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