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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Dronke
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besuchen zu lassen. Das
    schöne, junge Mädchen hatte längst in dem Städtchen die
    Aufmerksamkeit der jungen Leute erregt, und wenn sie
    sich an öffentlichen Orten zeigte, so war man gewohnt, die
    Blicke und Lorgnetten vorzugsweise nach ihr gerichtet zu
    sehen. Aber sie schien das nie zu bemerken, und auch dies-
    mal war sie einzig mit der Vorstellung beschäftigt.
    Als der junge Aurelio, wie der Kunstreiter genannt wurde,
    den Circus betrat, begrüßte ihn der laute Beifall als das be-
    ste Mitglied der Gesellschaft. Charlotte betrachtete den
    schönen kräftigen Jüngling mit stiller Theilnahme, ihre Au-
    gen folgten ihm in erhöhter Bewunderung, als er so leicht,
    so keck auf seinem prächtigen Schimmel stehend dahinflog,
    und ihr Herz schlug höher in ängstlicher Spannung, wenn er
    seine verwegne Kunst in tollkühnem Stolz auf eine allzuge-
    fährliche Probe zu stellen schien. Auch Aurelio schien bald
    in dem Kreis der Zuschauer die schönste Blume herausge-
    funden zu haben. Sein schwarzes, glänzendes Auge haftete
    zuweilen brennend auf dem lieblichen Gesicht des Mädchens,
    und sein Pferd hielt wie zufällig fast immer in der Gegend,
    wo sie saß. Er ritt an diesem Abend noch ausgezeichneter,
    als zuvor, und erntete den reichlichsten Beifall, der fast nicht
    enden wollte. Charlotte hatte kein Zeichen der Befriedigung
    gegeben, doch verbeugte er sich zuerst nach ihrer Gegend
    hin und sie bemerkte wohl, wie sein Auge unter den dunk-
    len Locken groß und leuchtend auf sie gerichtet war.
    Bei der folgenden Vorstellung der Truppe war sie nicht
    zugegen, aber zum Besuch der zweiten hatte sie die Erlaub-
    niß der Vorsteher zu erhalten gewußt. Als Aurelio vortrat,
    überflog sein Auge die Versammlung, als ob er etwas su-
    che, dann, als seine Augen denen Charlottens begegneten,
    verbeugte er sich noch einmal wie zum Dank. Mit einem
    raschen Sprung stand er auf seinem Pferd. Seine Augen
    sprühten von glühender Lust, immer gewaltiger trieb er
    sein Pferd mit Zurufen an, und der Triumph seiner Kunst
    erreichte heute seinen Gipfel. So verwegen und doch so
    schön und so gewandt hatte man ihn noch nicht reiten se-
    hen. Es war als ob ein inneres Glück ihn zu den tollkühn-
    sten Launen treibe. Auch sein Aeußeres erschien heute
    schöner und glänzender als sonst. Ein reiches, geschmack-
    volles Kleid lag schwellend um den schlanken Wuchs der
    Hüften und die elastischen Tricots auf Armen und Beinen
    ließen das Spiel der kräftigen Muskeln erkennen. Der Hals
    war entblößt, die glänzenden Locken umschloß ein präch-
    tiges Stirnband, das im Widerschein der Lichter sich tau-
    sendfach brach und blitzte. So stand er auf seinem Pferde
    wie ein junger Siegesgott, die Siegesfreude lachte aus seinen
    blühenden Zügen und sein dunkles Auge leuchtete dahin-
    ter hervor wie der Stolz des Herrschers. Charlotte zitterte,
    wenn sie dies stolze Auge in den ihrigen brennen fühlte.
    Bei einem der letzten Manövres stürzte Aurelio ganz in
    der Nähe Charlottens vom Pferde. Charlotten entfuhr ein
    leichter Schrei. Der Reiter aber hatte sich im Augenblick
    wieder erhoben, und schwang sich im vollen Lauf auf das
    Pferd. Die Luft erzitterte nun von Beifallsruf. Während er
    sich verbeugte, warf er einen Blick auf Charlotten, als er an
    ihr vorbeiritt, und legte die Hand aufs Herz, als ob er ihr
    für die Angst ihrer verrathenen Theilnahme danken wolle.
    Das Mädchen aber erröthete bis an die Schläfe.
    Beim Hinausgehen aus dem Circus drängte sich ein
    Mensch zwischen ihr und den Begleitern hindurch, und
    drückte ihr leise die Hand. Charlotte glaubte den Bajazzo
    der Truppe erkannt zu haben. Zugleich fühlte sie, daß sie
    etwas in der Hand halte, — als sie hinsah, bemerkte sie
    ein zusammengefaltetes Papier darin. Ihr Herz schlug höher
    und erröthend und heimlich verbarg sie das Briefchen auf
    ihrem Busen.
    Am folgenden Abend stand bei der Gartenmauer des
    Pensionats, welches außerhalb der Stadtthore gelegen
    war, ein Mann an den Nacken seines Pferdes gelehnt, und
    sprach mit einem Mädchen, welches aus dem Garten über
    die Mauer blickte.
    Diese Zusammenkünfte dauerten fort, still und heim-
    lich, Abend für Abend. Es wußte aber außer den Beiden
    noch Einer davon.
    Der Kunstreiter war in der Stadt mit einem jungen Mann
    bekannt geworden, von dem er eigentlich nicht wußte, was
    er war, woher er war, oder was er wolle; ja er wußte eigent-
    lich gar nicht einmal, wie er mit ihm bekannt geworden,
    viel weniger, wie

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