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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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Hause.“
    Bartl blieb widerwillig stehen. „Ich bin überall zu Hause, Herr Inspektor Polt.“
    „Ja, wenn du das so siehst. Hast du ein paar Minuten Zeit für mich?“ Der Gendarm schob ihn zu einer kleinen Holzbank, die im Schatten üppig wuchernder Robinien stand. „Also, wo zieht es dich hin, Bruno?“
    „Zum Herrn Fürst. Ein kluger Mann, der Herr Fürst, und so freundlich.“
    „Und immer eine kühle Weinflasche in Griffweite, nicht wahr?“
    „Im Weine liegt Wahrheit.“
    „Jaja. Und auch sonst noch allerhand. So nebenbei, Bruno: Du hast dir doch ein Küchenmesser gekauft, ist das richtig?“
    „Hab ich! Ein langes, spitzes Messer, ganz ein scharfes!“
    „Und wozu brauchst du sowas?“
    „Ich muß den Heiligen Geist vertreiben. Weil er mich sonst aus dem Himmel vertreibt.“
    „Welcher Heilige Geist? Was meinst du mit Himmel?“
    Bartl lächelte nur und breitete die Arme aus.
    „Jedenfalls braucht man keine spitzen Messer da oben. Hör einmal Bruno, wie wär’s damit: Du gibst mir das Messer, weil ich mehr damit anfangen kann, als Gendarmerieinspektor. Dann zeigst du mir den Heiligen Geist, und ich werde sehen, ob ich dir helfen kann.“
    „Geht nicht. Herr Inspektor. Nicht böse sein! Es wär meinem Engel nicht recht.“
    „Bruno!“
    „Ja, Herr Inspektor?“
    „Ich sperr dich ein, wenn du was anstellst. Bei Wasser und Brot. Wasser! Hast du gehört? Wasser!!“
    Bruno Bartl senkte schweigend den Kopf, und Simon Polt machte sich wieder auf den Weg. Er ließ sein Fahrrad bergab ungebremst laufen, um ein wenig Fahrtwind zu spüren.
    Als er in die Ortsstraße einbog, sah er den Pfarrer zu Fuß von der Kirche her kommen. Polt bremste. „Grüß Gott, Hochwürden!“
    „Grüß dich, Simon. Ob die Kellergasse der richtige Ort für den Sonntagsgottesdienst ist, muß ich mir erst überlegen.“
    „Ich hab’s dort immerhin mit guten Werken versucht, Herr Pfarrer. Aber unser Franz Fürst will von christlicher Nächstenliebe nichts hören.“
    „Ja, der! Es ist ein Jammer. Ein Heiliger auf seine Art, obwohl er mit der Kirche und meinesgleichen nie etwas anzufangen wußte. Kommst du mit? Ich geh zum Kirchenwirt mittagessen.“
    „Aber Sie haben doch eine wunderbare Köchin im Pfarrhof?“
    „Der Amalie geht es heute nicht besonders. Ich hab ihr Bettruhe verordnet.“
    „Doch nichts Ernstes?“
    „Sagen wir: Es vergeht wieder. Kennst du den Fürst Franzl gut, Simon?“
    „Nicht wirklich. Die Karin Walter macht sich als ehemalige Kollegin Sorgen um ihn und wollte, daß ich mit ihm rede.“
    Es war sehr heiß geworden. Auf dem kurzen Weg zum Kirchenwirt gab es nichts, das Schatten spendete. Polt schaute zu seinem Begleiter hin und wunderte sich wieder einmal darüber, wie es der geist­liche Herr fertigbrachte, trotz seines schwarzen Anzugs nicht ein einziges Schweißtröpfchen auf der Stirn zu zeigen.
    „So laß ich mir den Sommer gefallen!“ Aufatmend nahm der Pfarrer im Schatten eines großen Kastanienbaums Platz. Simon Polt setzte sich ihm gegenüber.
    Wie auch andere Wirtshäuser im Wiesbachtal hatte der Kirchenwirt früher auf einen Gastgarten verzichtet. Für die Weinbauern gehörte der Aufenthalt im Freien zum Arbeitsalltag, aus dem sie auch bei schönem Wetter gerne in die Stube flüchteten. Doch Gäste aus der Stadt saßen lieber im Freien, und allmählich fanden auch die Einheimischen Gefallen daran.
    Als Franz Greisinger, der Wirt, auch kurz Franzgreis genannt, den Pfarrer und den Gendarmen an einem Tisch sitzen sah, kam er näher, den großen Schnurrbart feierlich gesträubt. „Virgil Winter und Simon Polt! Was bringt denn euch zwei zusammen?“
    „Der Zufall“, sagte der Pfarrer.
    „Oder die Vorsehung“, ergänzte der Gendarm fromm. Franzgreis fächelte sich mit der Speisekarte Kühlung zu. „Zwei Portionen Ente wären noch da, ganz frisch aus dem Ofen!“
    Simon Polt und Virgil Winter schauten einander erfreut an und nickten.
    „Und was darf’s zu trinken sein?“
    „Ein großes kühles Bier, und zwar möglichst schnell. Sie auch, Herr Pfarrer?“
    „Lieber ein Mineralwasser gegen den Durst und dazu ein Achtel Blauen Portugieser.“
    Während sich Franzgreis ohne erkennbare Hast entfernte, schaute Virgil Winter sinnend vor sich hin. An diesem Sonntagvormittag war der Gastgarten voller Menschen. „Weißt du eigentlich, Simon, daß der Wein an die fünfhundert Mal in der Bibel genannt wird? Um ein gotteslästerliches Getränk wird es sich demnach wohl nicht handeln. Und

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