Polt - die Klassiker in einem Band
ich auch. Wenig anzufangen damit. Die Tür geht nach hinten, da kannst mit dem Traktor schlecht zufahren, die Kellerstiege ist eng und steil, und den Keller kannst du vergessen. Ich will gar nicht wissen, was du bezahlt hast dafür. Na?“
„Fünfundreißigtausend.“
„Das ist es nie im Leben wert. Und dann noch das Zeug im Preßhaus. Na ja, ich kann’s für dich auf den Schuttplatz führen.“
„Das Zeug bleibt drin, Friedrich.“
„Wenn du meinst.“
Allmählich verspürte Polt Trotz in sich hochsteigen. Sein Kauf war eben eine sehr persönliche Angelegenheit, kein Thema für praktisch denkende Menschen. Aber da gab es ja noch die Grete Hahn im Dorf, wohlhabend, ein wenig leichtlebig, mit viel Verständnis für schöne Dinge und guten Wein. Polt hatte ohnedies versprochen, sie wieder einmal zu besuchen, und der Weg zu ihrem Haus war nicht weit.
„Mein lieber Herr Gendarm! Wenn Sie drei von den alten Möbeln verkaufen, die Sie mir beschrieben haben, hat sich das Preßhaus schon bezahlt gemacht.“
Simon Polt faßte Frau Hahn mit größtem Wohlwollen ins Auge. Sie nahm zwei Gläser aus der altmodischen Küchenkredenz. „Das muß anständig gefeiert werden, oder meinetwegen auch unanständig!“
Polt dachte nicht daran zu widersprechen. „Und dann noch die Lage“, erzählte er weiter, „herrlich ruhig, nur Grün vor der Tür. Und rund ums Preßhaus gibt es Flieder, wilde Rosen und Nußbäume.“
Frau Hahn schenkte ein. „Der Neid könnt mich fressen. Prost!“
Kaum waren die beiden Gläser aneinandergestoßen, war vor dem Haus ein Auto zu hören. Grete Hahn schaute ein wenig nervös zum Fenster. „Ich glaube fast, da kommt Besuch, mein Lieber.“ Dann ging die Tür auf und Heinz Hafner trat ein, hinter ihm Peter Paratschek. Frau Hahn stand auf und stellte noch zwei Gläser auf den Tisch. „Ich brauche die Herren wohl nicht einander vorzustellen?“
Polt schaute Hafner an, der ein wenig verlegen wirkte. „Wie kommen denn Sie zur Frau Hahn?“
„Ganz einfach. Sie ist die beste Köchin des Wiesbachtals. Jetzt, wo ich weiß, daß Amy Pröstler im Pfarrhaus wirkt, muß ich allerdings sagen: möglicherweise die zweitbeste.“
„Dürfte ich Näheres erfahren?“ Frau Hahn stand jetzt zwischen den beiden Männern. Hafner gab ihr einen leichten Klaps aufs Hinterteil. „Neugier macht alt und häßlich, Grete.“ Paratschek kicherte.
Frau Hahn schaute zu Polt hinüber. „Das gilt offenbar nicht für Gendarmen. Der hier zum Beispiel ist ein ganz besonders schöner.“
Hafner ging nicht darauf ein und stellte eine mitgebrachte Flasche auf den Tisch. „Mein Gastgeschenk, ein 79er Cabernet Sauvignon vom Höllenbauern. Als der Pfarrer heute mittag diesen raren Tropfen überreicht bekommen hat, ist meine Habgier wach geworden. Mit einiger Überredungskunst ist es mir dann gelungen, drei Flaschen davon zu kaufen. Eine für dich, eine für mich und eine leider für meinen wenig bedeutenden Mitläufer. Wann gibt’s zu essen, Grete? Das Schicksal hat mich nämlich um ein formidables Mittagsmahl betrogen.“
Frau Hahn öffnete das Backrohr, Bratenduft füllte die Küche. „Bald! Essen Sie mit uns, Herr Gendarm?“
„Nein, danke. Ich muß weiter. Wie lange werden Sie noch im Wiesbachtal bleiben, Herr Hafner?“
„So lange es die Götter und meine Launen wollen.“
„Auch eine Antwort.“ Polt wandte sich zum Gehen. Er stand schon in der Tür, als er Hafners Stimme hörte.
„Bevor ich’s vergesse, Herr Gendarm. Passen Sie auf meine kleine Pfarrersköchin auf. Bitte.“
An der Himmelspforte
Der Abend kam, die Hitze blieb. Endlich zu Hause, ergriff Polt seinen sich sträubenden Kater, hob ihn hoch in die Luft und drückte ihn dann fest an sich. Czernohorsky fauchte leise. Polt füllte den Freßnapf und legte feierlich ein Stück rohes Fleisch oben drauf. „Czernohorsky, alter Fellsack, demnächst bist du ein Preßhausbesitzerskater. Was sagst du dazu?“
Polts haariger Mitbewohner nahm das Fleischstück zwischen die Zähne, legte es auf den Fußboden und begann damit zu spielen.
Wenig später entstieg der Gendarm, nach Lilienmilchseife duftend, der Dusche, hüllte sich in einen schäbigen Bademantel und setzte sich zum offenen Fenster.
Was für ein seltsamer Tag! Für Polt war der Pfarrhof immer ein von höheren Mächten bestimmter Bereich gewesen, ganz anders als der Alltag ringsum. Nur wenn der Pfarrer im Herbst die Gemeinde zum alljährlichen Gartenfest lud, durften irdische Freuden im
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