Polt - die Klassiker in einem Band
wissen genauer über den heutigen Vormittag Bescheid.“
Polt nickte. „Ich geh dann, wenn’s recht ist.“
„Natürlich. Sie haben ja frei. Ganz im Gegensatz zu uns.“
Vor dem Pfarrhaus stand Friedrich Kurzbacher, der auf Polt gewartet hatte. „Steig ein, ich bring dich zu deinem Preßhaus zurück.“
Am Ziel angekommen, schaute sich Kurzbacher neugierig um. „Dachziegel fehlen, Simon, die Kellertür kannst wegschmeißen, und der Türstock ist auch verfault. Den läßt du am besten mit Ziegeln aufmauern. Macht dir der Schuster, der ist Gemeindearbeiter in Burgheim. Na ja, da hast du dir was angefangen. Aber schöne Nußbäume sind das, immerhin.“ Dann bemerkte Kurzbacher die Steinbank und nahm gleich einmal Platz. „Richtig kühl hier! Da wird er im Sommer oft gesessen sein, der alte Ignaz.“
Polt schaute seinen Freund nachdenklich an. „Die Amalie Pröstler war für mich nur eine wunderbare Köchin. Hast du mehr über sie gewußt, Friedrich?“
„Eine Zeitlang ist viel geredet worden.“
„Was denn?“
„Allerhand. Wie das eben so ist, wenn jemand neu in die Gegend kommt und noch dazu ins Pfarrhaus.“
„Und später?“
„Nichts mehr. Alles ruhig. Gehört sich auch so.“
„Ein Tod wie aus einem Heimatroman!“ Landesgendarmerieinspektor Kratky klopfte befriedigt auf einen dicken Stapel von Papieren. „Wein und Tollkirschen. Wächst so etwas in diesem gesegneten Landstrich?“
Mank wandte sich hilfesuchend zum Kollegen. „Weiß nicht. Aber gut möglich. Ich werde mich erkundigen.“
„Tun Sie das. Jaja. Mutter Natur ist doch die beste Hexenküche. Atropin, Hyoscyamin, Skopolamin und noch ein paar Nebenalkaloide …, das reicht für den Exitus. Der Tollkirschensaft war mit Wein vermischt. Wir haben eine fast leere Flasche ohne Etikett im Zimmer der Köchin unter dem Bett gefunden. Ein alter Cabernet Sauvignon, neu verkorkt. Der Pfarrer hat uns schon im ersten Gespräch erzählt, daß eine entsprechende Flasche in seinem Weinschrank fehlt. Die Fingerabdrücke werden uns kaum weiterbringen. Die ganz blöden Mörder gibt’s kaum noch. Der restliche Weinvorrat im Pfarrhaus wurde von uns mitgenommen und untersucht. Keine Spur von Gift. Die bedauernswerte Frau Pröstler hat jedenfalls mehr als einen kräftigen Schluck getan, schon früh am Morgen übrigens. Trotzdem hätte man ihr helfen können, das Zeug wirkt ja erst nach ein paar Stunden so richtig. Doch angeblich war Donnerstag ihr wöchentlicher Einkaufstag. Da hat sie vormittags niemandem gefehlt.“
„Das stimmt schon mit dem Donnerstag“, bestätigte Polt, „da ist Wochenmarkt in Breitenfeld. Und wenn der Cabernet Sauvignon ein Jahrgang 1979 vom Höllenbauern war, hat ihn der Pfarrer noch fünf Jahre liegenlassen wollen.“
„Tja. Wie das Leben so spielt. Sie werden mit dem geistlichen Herrn ja darüber reden, nicht wahr, Herr Kollege? Die Köchin war übrigens nicht einkaufen. Vermutlich ist ihr sehr bald nach ihrem morgendlichen Besäufnis übel geworden, und sie hat sich zu sehr geschämt, um Hilfe zu holen. Der Pfarrer hat sie das letzte Mal gesehen, als sie ihm das Frühstück gebracht hat“, ergänzte Mank. „Er sagt, daß die Amalie so wie immer war, er hat allerdings auch nicht besonders auf sie geachtet. Es gab dann viel Arbeit an diesem Vormittag. Erst als es Zeit zum Mittagessen war und die sonst so pünktliche Köchin ausblieb, ist der Pfarrer stutzig geworden und hat den Herrn Halbwidl losgeschickt. Mit dem hat Inspektor Holzer geredet.“
„Ja, so gut es ging. Der arme Kerl war ja wirklich völlig fertig. Einerseits der Schock, als er die tote Amalie vorgefunden hat, und anderseits der Verlust – er muß sie ja wirklich sehr gern gehabt haben. Jedenfalls ist er zum Pfarrer gerannt, und der hat ihm gesagt, daß er sofort Dr. Eichhorn und die Gendarmerie verständigen soll. Der Mesner war übrigens nur zufällig da, um mit dem Pfarrer ein vertrauliches Gespräch zu führen. Privatsache meint er, kein Zusammenhang, der uns interessieren könnte.“
Kratky räusperte sich ungeduldig. „Sie wissen, was zu tun ist, meine Herrn Kollegen? Andernfalls lesen Sie’s im Lehrbuch nach. Die Arbeit im Labor geht weiter, und ich werde mich um die Wiener Jugendjahre der teuren Verblichenen kümmern. Außerdem wird sie dort Angehörige haben, die zu verständigen sind. Sie wollten etwas sagen, Kollege Polt?“
„Ja. Nur der Vollständigkeit halber.“ Der Gendarm berichtete von den eigenartigen Vorgängen in letzter
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