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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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väterlich war diese Zuneigung nicht. Wenn mich einer wirklich ärgern konnte, war es der Firmian Halbwidl. Ich habe mehr oder weniger diskret versucht, seinen Einfluß auf die Amalie zurückzudrängen. Als mir das nicht gelungen ist, habe ich mir eine kindische Trotzreaktion gestattet und den Firmian als Mesner gekündigt.“
    Polt hob überrascht den Kopf. „Wann war das?“
    „Irgendwann im Frühsommer. Ich habe ihm ein halbes Jahr Zeit gegeben, sich nach einer anderen Arbeit umzuschauen. Hat ohnedies so gut wie nichts verdient bei mir. Dennoch habe ich Kostengründe vorgegeben.“
    „Und er hat das so hingenommen?“
    „Nein. Erst war er richtiggehend schockiert. Hat so getan, als wäre sein Leben sinnlos ohne dieses mehr als bescheidene Amt. Ein paar Wochen später ist er dann gekommen und hat vorgeschlagen, unentgeltlich weiter für mich zu arbeiten.“
    „Und Ihre Antwort?“
    „Ich habe abgelehnt. Mit einer Lüge, Simon. Es wäre moralisch für mich nicht vertretbar, ein solches Geschenk anzunehmen.“
    „Und seine Reaktion?“
    „Er hat mir auf den Kopf zugesagt, daß ich eifersüchtig sei. Und ich bin laut geworden.“
    „Am Todestag der Amalie hat es doch auch ein – wie Sie sagten – privates Gespräch im Pfarrhaus gegeben?“
    „Ja, das gab es. Halbwidl hat sich für seine Unterstellung von damals entschuldigt. Und ich habe ihm versprochen, meine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Hat eigentlich recht versöhnlich geendet.“
    „Und nach dem Todesfall?“
    „Ich weiß nicht, Simon. Fast habe ich das Gefühl, daß mich der Firmian irgendwie dafür verantwortlich macht.“
    „Wie übrigens auch der Bartl. Stimmt es übrigens, daß die Amalie weggehen wollte?“
    Der Pfarrer starrte Polt überrascht an und senkte dann den Kopf. „Wo hast du denn das her, Simon? Na ja, gleichgültig. Es stimmt schon. Erst diese kindische Rangelei zwischen dem Mesner und mir, das Hausverbot für den Bartl und dann auch noch die Sache mit Heinz Hafner. Das war ihr zuviel. Die Amalie ist vor vielen Jahren zu mir ins Pfarrhaus gekommen, weil sie ihre Ruhe haben wollte, und damit war es nun gründlich vorbei. Ich hätte Verständnis dafür zeigen müssen. Aber ich war nur gekränkt und auch ziemlich wütend.“
    „Wann war das?“
    „Bald nach dem geplatzten Sonntagessen. Schon am Montag, um genau zu sein.“
    „Haben Sie dann am Abend mit der Frauenrunde darüber geredet?“
    „Ja. Die Damen haben mir geraten, daß ich es noch einmal im guten versuchen soll, mit einem besonderen Geschenk vielleicht.“
    „Und weiter?“
    Jetzt lächelte der Pfarrer. „Es gibt eben doch Gerechtigkeit auf dieser Welt, Simon. Der Mesner mußte einen Bußgang zum Pfarrer antreten, doch schon tags zuvor durfte die Köchin einen demütig bittenden Dienstgeber empfangen.“
    „Und das Ergebnis?“
    „Ich weiß nicht recht. Wir konnten wieder normal miteinander reden, aber irgend etwas war zerbrochen. Doch das ist nun ja bedeutungslos. Jetzt kann es nur noch darum gehen, aus all dem Unglück herauszukommen.“
    „Es wäre besser für uns alle gewesen, wenn Sie mir die Geschichte schon früher erzählt hätten, Herr Pfarrer.“
    „Ja. Ganz gewiß.“
    „Warum sind Sie eigentlich gekommen?“
    „Ich wollte dir die Arbeit leichter machen und mir das Herz. Außerdem habe ich eine Bitte.“
    „Nur her damit!“
    „Es geht nicht um mich. Aber die Amalie hat so tapfer an ihrem neuen Leben gearbeitet, daß ich für die Nachwelt ein freundliches Bild erhalten möchte, es muß ja nicht gefälscht sein, nur wohlwollend gemalt.“
    Polt schmunzelte. „Diesen Wunsch teilen ein paar nunmehr honorige Wiesbachtaler, wenn auch aus weniger ehrenwerten Gründen.“
    „Ah, so! Ich will dir noch eine kleine Geschichte erzählen, damit du verstehst, was für ein Mensch die Amalie war. Sie hat sich ja immer wieder ernsthaft bemüht, mit dem Trinken aufzuhören, und trockene Phasen gab es immer wieder. Einmal ist sie sogar zu mir gekommen und hat den feierlichen Schwur abgelegt, in den folgenden drei Monaten keinen Tropfen Wein zu trinken.“
    „Und? Durchgehalten?“
    „Dem Buchstaben nach ja. Aber sie hat den Wein mit Gelatine versetzt und ihn mit dem Löffel gegessen.“
    „Eine Köchin weiß sich eben zu helfen.“ Polt seufzte. „Ganz im Gegensatz zu einem Gendarmen. Sehen Sie ein Motiv für den Mord, Herr Pfarrer?“
    Virgil Winter lächelte. „Darf ich dir die verletzte Seele eines im Stich gelassenen Pfarrers anbieten, Simon?

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