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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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Blut, nicht wahr?“
    Tiefgang
    „Ja. Möglich wär’s.“ Polt stand noch ein paar Sekunden unbeweglich da. Dann gab er sich einen Ruck. „Den Stein drehen, schnell!“
    Als sich der schwere Balken ein wenig über dem Preßkorb gehoben hatte, warf Polt die darunterliegenden Hölzer zu Boden. Dann entfernte er die Abdeckung, wühlte mit beiden Händen im klebrigen Gemisch aus zerquetschten Trauben und Eis, tauchte mit den Armen ein, bis er etwas spürte: Stoff, Haut. „Herr Fürnkranz, herauf da, mithelfen! Mehr haben nicht Platz.“
    Die beiden räumten so schnell sie konnten die Maische aus dem Korb. Nach einer Weile gab Polt dem Fürnkranz einen leichten Stoß. „So. Das genügt, glaub ich. Den Rest werd ich besser allein erledigen.“ Vorsichtig setzte er seine Arbeit fort, beugte er sich endlich tief nach unten, richtete sich auf und stieg langsam von der Weinpresse. Er spürte Übelkeit in sich hochsteigen, würgte und schloß die Augen. Dann schaute er die Weinbauern an. „Ein Toter. Mit gebrochenem Genick, soviel ich gesehen habe. Und wie sein Gesicht ausschaut, will ich lieber nicht beschreiben.“
    Sepp Räuschl bekreuzigte sich, Karl Fürnkranz wischte mit ruhigen Bewegungen Traubenreste von seiner Arbeitsjacke, und Friedrich Kurzbacher schaute Polt mit unbewegter Miene ins Gesicht. „Kennst ihn, Simon?“
    „Keine Ahnung. So wie der ausschaut … Hat irgendwer ein Telefon eingesteckt? Nein? Also dann fahren Sie, Herr Fürnkranz, zur Dienststelle nach Burgheim. Vorsichtig, wenn ich bitten darf. Dort erzählen Sie, was geschehen ist, lassen sich ausfragen und kommen zurück.“ Der Weinbauer verließ wortlos das Preßhaus.
    Auch der Kellereiinspektor wandte sich zum Gehen, sein Gesicht hatte eine grünliche Farbe angenommen. „Ich bin ja jetzt wohl der letzte, der hier gebraucht wird. Auf Wiedersehen, die Herren!“
    Kurzbacher hatte seine dick gefütterte Jacke ausgezogen und hielt sie Polt hin. „Da hast. Zieh das nasse Zeug aus, Simon. Und dann gehen wir in den Keller, da ist es wärmer. Der Karl wird schon nichts dagegen haben.“
    Der Keller von Karl Fürnkranz war ein kompaktes, aber auch verwirrendes System von geräumigen Kammern und Gängen, die insgesamt etwa ein Rechteck ausfüllten. Auf jedem verfügbaren Platz standen Fässer, nirgendwo war Metall oder Plastik zu sehen. Polt war mit den anderen wortlos nach unten gegangen. In seinem Kopf gab es ein Nebeneinander, das ihm vertraut war: lähmendes Entsetzen und methodische Vernunft. So nebenbei fiel ihm auf, daß er wohl zum ersten Mal in einen Keller ging, ohne Lust auf Wein zu bekommen. Hier unter der Erde umfing ihn fast so etwas wie Wärme, und er dachte daran, wie oben im eiskalten Preßhaus die Maische und ein toter Körper allmählich zu einer kompakten Masse gefrieren würden. „Das gibt’s nicht, das alles“, sagte er irgendwann wie zu sich selbst. Dann schaute er die Weinbauern an. „Wie kommt ein Mensch in einen Preßkorb? Wer könnte das sein?“
    Schweigen.
    „Hat der Fürnkranz Helfer gehabt?“
    Friedrich Kurzbacher hob die Schultern. „Dann und wann. Nachbarn und Bekannte, so wie heute. Er war mehr für sich allein. Das hat ihm ganz gut gepaßt so, glaub ich.“
    „Und der Sohn, der Martin, ist wohl nicht so für den Weinbau?“
    „Hast recht, Simon, leider.“
    Sepp Räuschl, der neugierig im Keller umhergegangen war, kam jetzt näher. „Haben Sie die Frau Fürnkranz noch gekannt, Herr Polt?“
    „So gut wie nicht. Ist früh gestorben, was?“
    „Viel zu früh. Die Monika war noch ein Kind. Sie war mit dem Martin schwanger. Bei der Geburt hat’s irgendwelche Komplikationen gegeben. Ich kenn mich da nicht aus. Jedenfalls ist sie nicht mehr aus dem Spital gekommen. Die Großmutter hat dann zu Hause ausgeholfen. Der Fürnkranz hat keine andere Frau mehr wollen.“
    „Und die Monika? Wo ist sie heute?“
    „Hat weggeheiratet, irgendwohin. Kein Fehler, wenn eine aus dem Haus ist, sag ich immer.“
    Polt schwieg. Dann machte ihm die Stille Angst. Er wandte sich an den Kurzbacher: „Tüchtiger Weinbauer, der Fürnkranz, nicht wahr?“
    „Der beste von uns, Simon. Der und vielleicht noch der Höllenbauer, dann kommt lang nichts. Schade um den Eiswein.“
    „Jetzt haben wir erst einmal andere Sorgen, ich und der Fürnkranz.“ Polt hob den Kopf, als er von der Kellertür her Geräusche hörte. „Das wird er sein.“
    Die grobschlächtige Gestalt des Weinbauern zeichnete sich wie ein Scherenschnitt in der

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