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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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gewalttätiger zu, auch bei uns auf dem Land.“
    „Ich weiß nicht recht. Früher ist viel mehr verschwiegen oder vertuscht worden.“
    „Aber die Gendarmen haben wenigstens Bescheid gewußt in der Gegend. Heute kommen und gehen die Fremden, wie sie wollen. In Brunndorf haben sie jetzt sogar einen Preußen.“
    Polt lächelte versonnen. „Der mit seinem pazifistischen Jagdhund. Kann das Schießen nicht leiden, weißt du? Der Dieter Moltke ist aber schwer in Ordnung. Er hat ein Preßhaus in Brunndorf gekauft und wirklich ordentlich hergerichtet, da könnte sich mancher Einheimische ein Beispiel daran nehmen. Und mit den Leuten im Dorf kommt er erstaunlich gut zurecht. Einmal hat ihn übrigens der Josef Schachinger in den Keller gelockt, mit den übelsten Absichten, natürlich. Ich war zufällig schon unten. Nach einer Weile, der Schachinger holte gerade die nächste Flasche von seinem verteufelt schweren Roten, hat der Moltke leise zu mir gesagt: ‚Der Mann ist ein Mörder, aber heute lege ich ihm das Handwerk. Halten Sie sich da raus.‘ Von da an habe ich nur noch vorsichtig genippt und zugeschaut. Ein paar Stunden hat’s gedauert. Der Schachinger kann trinken, aber irgendwann hat er verzweifelt versucht, noch einmal zum Glas zu greifen, und dann ist er nach einem entgeisterten Blick auf seinen Gast eingeschlafen. ‚Tja, mein Guter‘, hat der Moltke gesagt und ist ruhig und sicher aufgestanden. Vor dem Preßhaus habe ich dann schwer seine Hand auf der Schulter gespürt. ‚Tschüs, Herr Inspektor. Das war übrigens reichlich knapp.‘ Und weg war er.“
    „Nicht schlecht.“ Ernst Holzer erhob sich. „Von elf bis vier Uhr früh müssen wir zur Verkehrskontrolle hinaus. Die Alten kommen aus dem Keller, die Jungen aus der Disco. Das kann ja was werden.“
    Simon Polt nickte düster. Dann schrillte das Telefon.
    „Postenkommando Burgheim.“ Polt drückte einen Knopf und ließ Holzer mithören. Martin Stelzer, der Wirt von Brunndorf, war am Apparat. „Der Breitwieser, der alte Herr vom Gutshof, hat einen Unfall gehabt. Am Ortsende, gegen Burgheim zu. Den Riebl Rudi hat es schwer erwischt. Dr. Eichhorn ist draußen bei ihm. Wollen Sie mit dem Herrn Breitwieser sprechen? Er steht neben mir. Ziemlich fertig ist er.“
    Polt warf Holzer einen kurzen Blick zu. „Er soll auf uns warten. Wir sind in ein paar Minuten da.“
    Horst Breitwiesers Auto war ein schwarzer Opel Olympia aus den 30er Jahren. Am Straßenrand, vor dem rechten Kotflügel, lag ein zweisitziges Puch-Moped. Polt trat zum Gemeindearzt, der sich über eine leblose Gestalt beugte, die mit blauen Arbeitshosen und einem karierten Hemd bekleidet war. Dr. Eichhorn blickte zum Gendarmen auf, sagte „Grüß Gott“, und seine kleinen, dicken Hände machten eine resignierende Bewegung. Aus den geöffneten Fenstern der umliegenden Häuser schauten Gesichter.
    Christian Wolfinger, jagdgrün gekleidet wie immer, trat aus dem Hoftor und wollte mit dem Gendarmen reden. „Später, bitte“, sagte Polt und wandte sich seinem Kollegen zu. „Fang du schon einmal hier mit der Arbeit an, ich kümmere mich um Herrn Breitwieser.“ Im Wirtshaus nickte er Martin Stelzer zu und setzte sich zu dem einzigen Gast, einem schlanken, weißhaarigen Mann, der den Kopf in beide Hände gelegt hatte. Jetzt schaute er auf, griff zu einer dickrandigen Brille. „Guten Tag, Herr Inspektor. Ich bin Horst Breitwieser. Sie wissen ja, was geschehen ist. Der Mann, da draußen …“, er warf einen unsicheren Blick zum Fenster, „… tot?“
    Simon Polt nickte wortlos.
    Der alte Herr schwieg lange und schaute ins Leere. Dann gab er sich einen Ruck. „Ich habe versucht, Erste Hilfe zu leisten, obwohl ich sah, daß alles vergeblich sein würde. Ich trage Schuld an diesem Unfall, Herr Inspektor, weil ich getrunken habe.“
    „Nur immer mit der Ruhe, eins nach dem anderen, Herr Breitwieser. Was ist aus Ihrer Sicht geschehen?“
    „Ich war im Burgheimer Kirchenwirt und habe zwei Viertel getrunken, mehr als gewöhnlich und mehr, als mir guttut. Dann wollte ich nach Hause. In Brunndorf sah ich einen Mopedfahrer vor mir, der fast in der Straßenmitte unterwegs war. Mein warnendes Hupen muß ihn erschreckt haben. Jedenfalls verriß er das Fahrzeug. Ich bremste zu spät, und er prallte gegen mein Auto … So rasch tötet man einen Menschen. Ich bin ein alter Narr, Inspektor, der nichts mehr auf der Straße zu suchen hat. Aber ich redete mir doch tatsächlich ein, ich sei noch immer ein

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