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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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Bestattung an.“
    Knapp eine Viertelstunde warteten die zwei Männer. Die Dämmerung war dichter geworden, und der rotbraune Löß wirkte fast schwarz. Dr. Eichhorn ging ungeduldig den Wegrand entlang. Polt war neben Willi stehengeblieben, ihn fröstelte.
    Dann kam der Leichenwagen. Der Gendarm und Dr. Eichhorn folgten ihm mit ihren Fahrzeugen zum Friedhof von Brunndorf. In der kleinen Aufbahrungshalle machte sich der Gerichtsmediziner an die Arbeit. Eine blasse Sekretärin führte tapfer Protokoll.
    Polt ließ keinen Blick von Willi, der nackt auf dem Tisch lag.
    „Eigentlich hatte ich mir den Abend anders vorgestellt, irgendwie unterhaltsamer“, sagte der Gerichtsmediziner, während er routiniert seine Arbeit tat.
    „Ich auch.“
    Polts Stimme ließ den Arzt irritiert aufblicken. „Ich wollte Sie nicht kränken, Inspektor. Kennen Sie den Mann da womöglich näher?“
    „Ja.“
    „Dann tut es mir ehrlich leid für Sie. Aber glauben Sie mir, wenn unsereins keine wohltuende Distanz zum Gegenstand unserer Untersuchungen hätte, wär’s schlichtweg nicht auszuhalten.“
    „Ich verstehe.“
    Nach einer halben Stunde war alles erledigt. „Ah, tut das gut!“ Der Arzt schlüpfte aus seiner Arbeitskleidung. „Fürs erste kann ich die Feststellungen meines Kollegen bestätigen. Sie bekommen aber noch einen genauen Befund.“
    Polt fuhr langsam nach Brunndorf und kam gegen neun Uhr abends in die Dienststelle. Ernst Holzer begrüßte ihn. „Du sollst dich gleich bei unserem Herrn und Meister melden“, fügte er hinzu.
    Dienststellenleiter Harald Mank faßte Polt freundlich ins Auge. „Hast du es hinter dich gebracht? Schlimm gewesen?“
    „Mir macht derzeit nichts etwas aus.“
    „Das wird sich ändern.“
    „Weiß ich.“
    „Also gut. Jetzt berichte einmal, wie das mit dem Willi gelaufen ist, ja?“
    Polt erzählte alles, vom Zusammentreffen am vergangenen Nachmittag an.
    Harald Mank lehnte sich seufzend zurück. „Also, ich rechne damit, daß keine weiteren Untersuchungen angeordnet werden. Ein klassischer Unfall, an dem du deine privaten Zweifel hast. Aber sag selbst: Wer will so einem Menschen was tun? Ich sehe weit und breit kein Motiv.“
    „Ja denkst du, ich?“ Polt schaute ins nachtschwarze Fenster, in dem sich ein häßlicher Leuchtkörper aus den 50er Jahren spiegelte. „Aber es gibt eins.“
    „Wie du meinst. Was den Riebl Rudi und diesen Breitwieser angeht, liegt der Fall allerdings anders. Jedem ist klar, was passiert ist. Aber die Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung, soweit sie jetzt schon vorliegen, belasten den Breitwieser. Er hat den Riebl ziemlich frontal erwischt. Wenn wir dem alten Herrn helfen wollen, muß noch allerhand ans Licht kommen. Noch etwas, Simon. Irgendwie kommen wir auch ohne dich zurecht. Möchtest du nach Hause gehen?“
    „Genau das möchte ich nicht.“
    „Ja dann. An die Arbeit, mein Lieber. Und mach’s gut.“
    Polt war hellwach, als er sich nach dem Nachtdienst in den frühen Morgenstunden auf den kurzen Weg zum Hof des Höllenbauern machte. Zu Hause angelangt, fiel sein Blick auf das Glas mit Willis Blumenstrauß. Er nahm es und schmiß es mit solcher Kraft gegen die Wand, daß ihm die Scherben um die Ohren flogen. Eine Weile stand er regungslos, dann sammelte er die Blumen auf. „Entschuldigt“, murmelte er. „Was könnt denn ihr dafür.“
    Die vom Gutshof
    Lange saß Simon Polt am Küchentisch und schaute vor sich hin. Dann legte er den Kopf auf die Unterarme und schlief ein wenig. Als er aufwachte, hörte er ein leises Maunzen vom Bad her. Erst war neben dem Türstock nur ein goldgrünes Auge und ein Ohr zu sehen, dann zeigte sich der restliche Kater und kam zögernd näher.
    „Czernohorsky, alter Freund, ich habe ganz auf dich vergessen.“ Polt stand auf und füllte den Futternapf. Als der Kater satt war, sprang er auf die Knie seines Ernährers, ließ sich gewichtig nieder und rülpste, weil er wieder einmal zu hastig gefressen hatte. Polt streichelte ihn gedankenverloren. Dann stand er auf, setzte Czernohorsky auf den Boden und ging ins Bad. Kaum eine halbe Stunde später verließ er das Haus und suchte den Kirchenwirt auf. Franz Greisinger, von Stammgästen kurz Franzgreis genannt, warf ihm einen nachdenk­lichen Blick zu. „Grüß dich, Simon. Alles in Ordnung soweit?“
    „Von wegen Ordnung. Eigentlich sollte ich mich ausschlafen. Aber es geht mir nicht so gut, und ich denke, daß es besser ist, wenn ich unter Leuten bin.“
    „Recht hast

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