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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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wir uns in der Wiese einen Rausch ausschlafen wollten.“
    „Wann war das?“
    „Keine Ahnung. Nachmittag.“
    „Und weiter?“
    „Wir sind erschrocken und haben die Fliege gemacht.“
    „Hat der Willi noch gelebt?“
    „Was weiß ich. Hat aber ziemlich tot ausgeschaut.“
    „War sonst noch irgend jemand in der Nähe?“
    „Der irre Typ, der neulich mit seinem Moped abgekratzt ist, war in der Kellergasse unterwegs. War er ja immer.“
    Sepp Räuschl schenkte nach, auch den Brüdern, die Mike Hackl und seine Bande nachdenklich musterten. Dann schaute Anatol in Polts verschwollenes Gesicht. „Deine Freunde?“
    „Ja, schon. Manchmal krachen wir aber auch ganz schön zusammen. Und ihr zwei? Muß ja öd sein für euch bei uns auf dem Land.“
    Die Brüder nickten gleichzeitig. „Uröd. Aber wir leben satt und voll bei unseren Alten, die haben’s ja.“
    Polt nickte nachdenklich. „Trotzdem Scheiße, irgendwie, nicht wahr?“
    „Du sagst es, Dicker.“ Anatol spuckte aus. Dann schaute er zur Tür, weil er ein Geräusch gehört hatte.
    Ernst Höllenbauer kam vorsichtig herein, schaute in die Runde, schaute noch einmal und sagte dann entgeistert: „Das glaubt mir niemand, wenn ich es erzähle.“
    Polt war verhältnismäßig guter Dinge. „Such dir ein Glas. Und wenn du nicht randalierst, bekommst auch was zu trinken.“
    Es war einmal
    Die seltsam einträchtige Runde in Räuschls Preßhaus war noch ziemlich lange geblieben. Heimgekehrt, schluckte Polt drei Aspirin und konnte dann sogar ganz leidlich schlafen. Am folgenden Morgen hatte er allerdings arge Schmerzen und kam nur mit Mühe aus dem Bett. Aus dem Badezimmerspiegel schaute ihm das Gesicht eines traurigen Clowns entgegen. Der Gendarm verbrauchte sehr viel kaltes Wasser, bis er sich wieder so halbwegs frisch fühlte. Dann zog er sich vorsichtig an. Plötzlich glaubte er, ein leises Maunzen zu hören. Steifbeinig ging er zur Tür und sah Czernohorsky vor sich liegen. Der Kater war erschreckend mager, atmete flach und leckte eine gefährlich aussehende Wunde auf seinem Bauch. „Du alter Depp“, murmelte Polt, rannte, so gut es ging, zum Telefon und wählte die Nummer des Burgheimer Tierarztes. „Bin ich froh, daß Sie da sind, Herr Doktor. Kann ich gleich kommen? Es ist dringend.“ Er holte eine Schachtel. Als er Czernohorsky sanft hochheben wollte, fauchte der Kater erst, ließ es dann aber doch mit sich geschehen.
    Dr. Perner schaute Polt überrascht ins Gesicht. „Sie sind hier falsch, Inspektor. Ich bin Tierarzt. Soll ich die Rettung rufen?“
    „Es geht nicht um mich.“ Polt stellte die Schachtel auf den Ordinationstisch. Czernohorsky schrie laut und kläglich, sein Körper zitterte. Der Tierarzt warf einen kurzen Blick auf den Kater. „Einschläfern?“
    „Nein“, sagte Simon Polt, „bitte nein.“
    Dr. Perner nahm rasch und mit herzloser Routine einige Untersuchungen vor. „Ich werde operieren müssen, mit nicht sehr viel Aussicht auf Erfolg. Ihr Risiko, ja?“
    „Ja.“
    „So ein Theater wegen einer Katze!“ murmelte der Arzt, klopfte dann aber Polt auf die Schulter. „Wer weiß. Vielleicht schaffen wir’s ja doch. Rufen Sie mich gegen Mittag an. Dann wissen wir wenigstens schon, ob er die Operation überstanden hat.“
    „Geht in Ordnung.“ Simon Polt war viel zu kaputt, um das Durcheinander in seinem Kopf bändigen zu können. Immerhin erinnerte er sich daran, daß er eigentlich seinen Dienst antreten sollte.
    „Oh!“ Harald Mank, der ausnahmsweise einmal nicht mit dem Verzehr ungesunder Nahrungsmittel beschäftigt war, faßte seinen Mitarbeiter verblüfft ins Auge.
    Polt nahm vorsichtig Platz. „Die Frieb-Brüder. Aber die zwei schauen auch nicht besser aus als ich. Mike Hackls Motorradtruppe hat nämlich mitgemischt, Sepp Räuschl war der rettende Engel, und in seinem Preßhaus hat alles geendet. Übrigens: Der Kater ist wieder da. Halbtot.“
    Polts Vorgesetzter konnte sich an seinem Kollegen gar nicht satt sehen. „Ein bißchen viel auf einmal, nicht?“
    „Es kommt, wie es kommt.“
    „Und du gehst jetzt erst einmal nach Haus, Simon, Dienst hin oder her. Einsatzfähig bist du ohnedies nicht, und außerdem fürchten sich Frauen und kleine Kinder vor dir.“
    Polt versuchte erst gar nicht zu widersprechen. Er ließ es dann zu, daß Erika, die junge Höllenbäuerin, sein Gesicht mit widerlich gesund riechenden Umschlägen traktierte, und trank gehorsam Kräutertee. Eigentlich wartete er nur darauf, daß endlich die

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