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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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schon, als Simon Polt sein Fahrrad vor das Hoftor schob, den Dynamo umklappte und losfuhr. Das Preßhaus des Höllenbauern lag etwa in halber Höhe der Kellergasse. Enttäuscht stellte Polt fest, daß die Tür verschlossen war. Blieb noch Sepp Räuschl oder ein anderer Weinbauer, den er kannte. Der Gendarm schob sein Fahrrad neben sich her und sagte sich, daß er zur ungünstigsten Zeit gekommen war. Jetzt saßen alle beim Abendessen. Erst später würde vielleicht der eine oder andere Lust darauf verspüren, in die Kellergasse zu fahren, weil das Fernsehprogramm wieder einmal nichts taugte. Polt erschrak, als er plötzlich Anatol und René zwischen zwei Preßhäusern hervortreten sah.
    „So ein Zufall“, sagte Anatol und grinste.
    „So ein urgeiler Zufall“, sagte René und gab Polt einen heftigen Faustschlag ins Gesicht. Der Gendarm wich ein paar unsichere Schritte zurück, und als er sich wehren wollte, umklammerte ihn Anatol von hinten. Polt nahm noch wahr, daß die zwei nach altem Schweiß stanken, dann traf ihn ein betäubender Schlag in den Bauch, und der folgende Kinnhaken riß ihn von den Beinen. Anatol stellte ihm einen seiner Springerstiefel auf die Brust. „Tritt ihm in die Eier, René. Das mag er bestimmt.“
    Polt dachte kurioserweise einen Augenblick an Karin. Dann schoß ihm heiße Wut in den Kopf. Er bekam Anatol am Bein zu fassen, brachte ihn zu Fall, sprang auf und drosch auf René ein. Kurzfristig gewann Polt an Boden, doch dann spürte er einen von hinten geführten Handkantenschlag und sackte zusammen. „Arschkind“, hörte er eine Stimme, irgendwo in den kreisenden Nebeln über sich, „jetzt machen wir dich fertig. Aber so richtig.“
    Polt hörte aber auch etwas anderes, nämlich das Geräusch von Motorrädern. Mühsam wandte er den Kopf und sah Mike Hackls Bande herankommen. Am erstaunlichsten aber war, daß Mike Hackl den Sepp Räuschl auf dem Rücksitz hatte. Anatol und René waren verwirrt und ließen erst einmal von Polt ab. Nicht Mike Hackl, sondern einer, den sie Bernie nannten, kam als erster heran. Ein bärenstarker, gefährlich jähzorniger Bursche, wie der Gendarm aus eigener schmerzlicher Erfahrung wußte. Bernie schaute Polt fragend in die Augen, der Gendarm nickte und beschloß, daß er für die nächsten paar Minuten besser bewußtlos sein sollte.
    Als er keine Kampfgeräusche mehr hörte, kam er ohne Umschweife zu Sinnen. Anatol und René saßen ziemlich verbeult an einer Preßhausmauer auf dem Boden. Bernie half Simon Polt auf die Beine. „Ausnahmsweise recht so?“ Er grinste.
    „Ausnahmsweise. Und schönen Dank auch.“ Polt schaute erstaunt zu Sepp Räuschl hinüber, der zwischen den Motorrädern stand, als wäre er täglich mit martialisch in schwarzes Leder gekleideten Rockern unterwegs. Dann trat er näher. „Ich war gerade auf dem Weg in mein Preßhaus, Inspektor, da habe ich gesehen, wie Sie überfallen wurden. Also kehrtgemacht und schnell zur Gendarmerie. Doch zwischendurch sind mir die da untergekommen.“ Er lächelte entschuldigend.
    Inzwischen waren Anatol und René wieder bei Bewußtsein, bewegten sich aber nicht und schauten ängstlich zu Bernie hoch.
    Sepp Räuschl blickte animiert und zufrieden in die Runde. „Gehn wir zu mir was trinken?“
    Bernie betrachtete seine beiden Gegner. „Und was ist mit denen?“
    „Die kommen mit“, sagte Polt. „Könnt ihr gehen, ihr zwei?“
    Die Brüder nickten.
    In Räuschls Preßhaus war nicht viel Platz. Polt bekam den bequemsten Sessel zugewiesen, Anatol und René saßen apathisch auf einer kleinen Bank, Mike Hackl hockte mit ein paar anderen auf einem umgedrehten Holzbottich, die übrigen standen, und Sepp Räuschl war in den Keller gegangen, um Wein zu holen.
    Alle bekamen ein Glas, auch die zwei Brüder. „Schmeckt besser so als aus der Flasche“, sagte Polt zu ihnen.
    René grinste schief und drehte das kleine Kostglas verlegen in der Hand. „Auf den Geschmack waren wir noch nie aus. Uns geht’s um die Wirkung.“
    „Mir manchmal auch“, gab Polt zu, „aber nicht so oft. Und jetzt einmal im Ernst. Bringen wir es hinter uns, unter Männern. Mein Fahrrad und das der Lehrerin – eure Schuld?“
    „Ja schon“, sagte René und sein Bruder schaute ins Leere.
    „Verdammt noch einmal. Eigentlich hat der Bernie viel zu früh damit aufgehört, euch zu verprügeln. Und was wißt ihr über die Sache mit dem Willi?“
    „Nicht viel, ehrlich.“ Diesmal redete Anatol. „Wir haben ihn liegen gesehen, als

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