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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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hat.“
    „Und die Reaktion?“
    „Manfred Wieser hat das Gespräch für beendet erklärt.“
    „Und du?“
    „Ich habe noch mit ein paar Brunndorfer Bauern geredet. Nicht ohne, was die vier Lausbuben so alles angestellt haben.“
    „Weiß ich.“
    „Und der Kurzbacher will sich ein wenig für mich umhören. Vielleicht hat ja doch jemand etwas gesehen, an diesem Nachmittag.“
    „Du gibst also noch immer nicht auf.“
    „Warum sollte ich aufgeben? Es stimmt etwas nicht mit Willis Tod, da bin ich sicher. Und die Buben werden irgendwann reden müssen. Die können doch mit dieser Belastung nicht ewig weitermachen.“
    „Und du sorgst dafür, daß die Belastung völlig unerträglich wird.“
    „Das ist nicht meine Absicht.“
    „Aber das Ergebnis deiner Handlungen.“
    „Du meinst also, daß ich den Buben gegenüber rücksichtslos bin? Das ist ungerecht.“
    „Du nimmst immerhin so einiges in Kauf.“
    „Nicht einmal das stimmt. Je rascher der Fall geklärt ist, desto eher sind auch die Kinder von ihrem Alptraum befreit.“
    „Und dafür gehst du über Leichen, wie?“
    „Es gibt nur zwei Leichen. Den Riebl Rudi und den Willi.“
    „Das war im übertragenen Sinn gemeint. Ich mag es nicht, wenn du spitzfindig wirst, Simon. Du führst dich ganz einfach ungut auf.“
    „Wer auch immer den Willi umgebracht hat, hat sich ganz anders aufgeführt.“
    Karin Walter atmete tief durch, stand auf und schaute aus dem Fenster. Polt trat hinter sie. „Glaubst du, in mir sieht’s besser aus als in dir?“
    Karin ließ Polt stehen und setzte sich wieder. „Versuchen wir es in Ruhe. Du bist fest davon überzeugt, daß dein Freund Willi nicht durch einen Unfall gestorben ist. Aber Beweise hast du keine dafür, nicht wahr?“
    „Nein. Wenigstens keine, die vor Gericht halten würden. Und damals, erinnere dich doch, in der Sache mit diesem Hahn, war es nicht anders. Und du hast mir geholfen.“
    „Da ging es um mordverdächtige Erwachsene. Diesmal geht es um Kinder, die vielleicht groben Unfug getrieben haben. Du hast deine Überzeugung, bitte. Und ich werde dir jetzt etwas erzählen, von dem man genausogut überzeugt sein könnte. Nimm an, die Buben hätten Willi noch an diesem Nachmittag verspottet oder vielleicht auch durch Bosheiten gequält. Sie sind dann in ihre Höhle gegangen, wo sie ja am liebsten waren. Oben am todten Hengst hat irgend etwas den Willi erschreckt, eine Fehlzündung von Gapmayrs Traktor vielleicht, was weiß ich. Jedenfalls ist der Willi in Panik losgerannt und den vieren vor die Höhle gefallen. Reicht das für einen Schock?“
    „Ja, das reicht. Und wen betrifft das große Ehrenwort, von dem sie mir im Ziegelofen erzählt haben?“
    „Davon höre ich erst jetzt. Sie haben es sich gegenseitig gegeben, was sonst?“
    Polt schwieg. Dann sagte er langsam. „Ich gebe dir recht, Karin. Wahrscheinlich gibt es sogar noch ein paar Möglichkeiten, die plausibel sind. Aber Wirklichkeit gibt es nur eine, und die muß ich herausfinden.“
    „Wer ordnet das an?“
    „Niemand.“
    „Du gehst also deinem Privatvergnügen nach.“
    „Wenn du das ein Vergnügen nennst, kennst du mich ziemlich schlecht.“
    „Entschuldige.“
    „Noch etwas. Du warst nie dabei, wie ich mit den Buben geredet habe.“
    „Nein. Aber ich habe die Wirkung gesehen. Die Kinder sind in einer ausweglosen Situation, und du bringst sie dazu, sich dessen so richtig schön bewußt zu sein.“
    „Im Gegenteil. Ich möchte ihnen heraushelfen.“
    „Wenn du jetzt nicht lügst, dann war es die fürchterlichste Hilfe, die ich je erlebt habe.“
    „Kannst du das wirklich beurteilen?“
    „Wenn ich irgend etwas kann, dann das. Ich mag dich, Simon. Das wirst du inzwischen hoffentlich mitgekriegt haben. Aber der Gendarm, der so heißt wie du, wird mir mehr und mehr zuwider.“
    „Du hast es aber mit uns beiden zu tun, Karin. Und das wird immer so sein.“
    „Dann möchte ich mit beiden lieber nichts mehr zu tun haben.“
    „Ein für allemal?“
    Karin gab keine Antwort. Sie ging einfach. Sie rannte nicht, sie heulte nicht, sie warf auch die Tür nicht ins Schloß.
    Nieder mit Einstein
    Simon Polt hatte sich in den letzten Tagen verändert. Seinen Dienst versah er mustergültig, aber unpersönlich, und seine freundliche Gutmütigkeit war ihm irgendwie abhanden gekommen. Sogar Czernohorsky bekam das zu spüren. Er wurde bestens versorgt, aber entschieden zu wenig gekrault und gestreichelt. Polt ging nicht mehr ins Wirtshaus, kochte

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