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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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erinnerte, wie sehr ich mich bei meinem ersten bewussten Ausflug ins Grau verrechnet hatte. Ich konnte beinahe wieder den Brandgeruch von damals wahrnehmen. Noch immer trug ich den Knoten des Grau in meiner Brust ebenso wie das Gefühl, über bestimmte Dinge nicht sprechen zu dürfen.
    »Das war nicht dein Fehler«, sagte ich. »Was damals im Museum schiefgegangen ist, war allein meine Schuld. Wie oft habe ich dir das eigentlich schon gesagt? Willst du es auch noch in einer anderen Sprache hören, damit du mir endlich glaubst? Ein schneller Einführungskurs ins Russische, damit ich ›mea culpa‹ und ›Aufhören‹ auch in dieser Sprache sagen kann?«
    Er sah mich stirnrunzelnd an. »Wieso?«
    Ich wusste selbst nicht, warum ich derart heftig reagierte. Jedes Mal, wenn es um das Grau ging, fühlte ich mich blockiert und von einer seltsamen Hilflosigkeit überwältigt. Ich schüttelte den Kopf, der sich auf einmal schwer anfühlte.
    »Es hat nichts mit dir zu tun«, murmelte ich beschämt. Ben beklebte schweigend den Rest der Destillierblase, schob dann den schwarzen Gummistöpsel in die Öffnung und reichte mir das Gefäß. Wir konnten Mara und Brian hören, die wieder in die Küche zurückkehrten, beide fröhlich singend.
    »Pass gut auf dich auf.«
    Ich hielt das Behältnis mit beiden Händen fest. »Das werde ich.« Dann lächelte ich ihn dankbar an. »Es wird bestimmt gut gehen. Vielen Dank.«

    Ich verabschiedete mich noch von Mara und dankte ihr für das Frühstück, während ich Brian auswich, der versuchte, mich mit dem Kopf am Schienbein zu erwischen.
    »Mach’s gut, Nashornjunge!«, rief ich und eilte aus dem Haus.
    »Graahh!«, röhrte Brian. Bevor die Tür ins Schloss fiel, hörte ich ihn noch ausgelassen lachen.
    Allmählich wuchs mir Brian ans Herz. Ich fragte mich, ob ich Kinder eines Tages vielleicht doch noch mögen würde, wenn ich nur genügend Zeit mit ihnen verbrachte.
     
    Patricia war nicht begeistert, mich wiederzusehen. Ich störte sie bereits zum zweiten Mal an einem Samstag – die einzige Zeit, wie sie mir sogleich mitteilte, zu der sie ihren Mann zu Gesicht bekam.
    »Es tut mir leid, Mrs. Railsback«, sagte ich, als wir wieder gemeinsam am Geländer neben dem Spielplatz lehnten. »Aber Sie verstehen sicher, dass der Poltergeist so lange damit fortfahren wird, Ihnen und den anderen zu schaden, bis er in sich zusammenfällt. Professor Tuckman hat Ihnen das doch erklärt – oder?«
    Sie nickte.
    »Ich bin hier, um Ihnen zu helfen, und dafür brauche ich den Rat Ihrer Kinder. Ich werde nicht viel von Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch nehmen. Versprochen.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, wie Ihnen meine Lieblinge da helfen können«, jammerte sie.
    »Sie spielen mit Celia. Sie wissen viel besser als wir, wie man mit ihr umgehen muss.«
    »Ich glaube noch immer, dass es Marks Geist ist …«
    »Das mag ja sein, aber es war Celia, die Mark umgebracht hat, und es ist Celia, die wir jetzt loswerden müssen.«

    Sie sah mich fassungslos an. »Celia soll Mark umgebracht haben?«
    Ich sah ihr in die Augen und versuchte an all die schlimmen Momente dieses Falls zu denken, um ihr wortlos zu vermitteln, wozu Celia in der Lage war. Entsetzen spiegelte sich in ihrem Blick wider, und sie murmelte: »Oh, nein. Hat sie das wirklich getan?«
    »Ich glaube schon.«
    Sie wich einen Schritt zurück. »Das ist ja schrecklich. Schrecklich.«
    Patricia schüttelte den Kopf und schien darum bemüht zu sein, die furchtbaren Bilder, die in ihr auftauchten, zu verscheuchen.
    »Also gut. Sie können mit den Kindern sprechen, aber nur für einen Moment. Dann müssen wir nämlich wieder hoch, um gemeinsam mit ihrem Daddy zu Mittag zu essen.«
    »Danke.«
    Sie rief die Kinder. »Hört mal zu. Das ist Harper. Sie möchte mit euch sprechen. Einverstanden?«
    Die drei sahen zuerst ihre Mutter und dann mich an und nickten langsam. »Hm«, brummten sie.
    »Also gut. Harper, das ist Ethan, das Hannah und das Dylan«, stellte sie die drei vor. Sie sahen mich mit unterschiedlichen Mienen an. Ethan wirkte misstrauisch, Hannah gelangweilt und Dylan verwirrt.
    »Hi«, begann ich und ging in die Hocke, um mit den Kindern auf Augenhöhe zu sein. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich sonst wie ein Riese, denn keiner der drei war größer als ein Meter fünfzig. Sie kamen mir fast wie Porzellanfiguren vor. »Also … Ich weiß, dass ihr eine Freundin habt –
eine besondere Freundin -, die sonst niemand sehen kann, und ich wollte euch

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