Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
Vom Netzwerk:
dank John Burke auch hier in diesem Umschlag habe -, und der Geist wird festsitzen. Er kann sich durch die reflektierende Oberfläche nicht mehr befreien und auch sonst nirgends entkommen. Falls es dir gelingt, den Poltergeist an einem Ort zu stellen, wo es kaum Zeitfragmente gibt, in die er flüchten kann, dann wird ihm nichts anderes übrig bleiben, als sich auf dich und diese Falle zuzubewegen. Die einzige Schwierigkeit besteht jetzt noch darin, das Wesen an einen solchen Ort zu bekommen.«

    »Ja, das klingt nach einer echten Schwierigkeit«, stimmte ich ironisch zu. Zunächst würde ich das verdammte Ding erst einmal finden müssen.
    Mara lachte und wandte sich dann wieder ihrem Essen zu. Ich beobachtete, wie Ben einige Streifen Spiegelfolie, die so dünn zu sein schien wie Spinnfäden, auf das Gefäß legte und sie mit einem Zungenspatel feststrich.
    Brian verlangte nach mehr Waffeln und hüpfte in seinem Kindersitz auf und ab. »Oh … verdammt«, fluchte Ben, als er ein Stück Folie nicht ganz glatt auftrug. Er entfernte es mit einer Rasierklinge, die er ebenfalls aus dem Umschlag holte.
    Nach einer Weile wandte ich meine Aufmerksamkeit Mara und Brian zu. Der Junge hatte mehr Frühstück an sich als in sich, denn er bestand darauf, seinen Löffel so hoch wie möglich in die Luft zu halten, ehe er die Mischung aus Waffel und Apfelsauce, die sich darauf befand, in seinen Mund kippte. Zum Glück waren seine Arme noch nicht sonderlich lang.
    Während wir seinen Darbietungen zusahen, fragte ich: »Stehen Kinder eigentlich irgendwie mehr mit dem Grau in Verbindung als Erwachsene?«
    Brians Eltern schwiegen für einen Moment. Ben machte eine merkwürdige Miene, während Mara über meine Frage etwas überrascht zu sein schien.
    »Natürlich tun sie das«, erwiderte sie schließlich. Sie sah Ben an.
    Dieser nickte und betrachtete dann wieder seine Blase. »Eindeutig. Kinder nehmen die Welt ganz anders wahr als Erwachsene. Es ist ja allgemein bekannt, dass sie erst in einem bestimmten Alter einzelne Gehirnstrukturen, Hormone oder körperliche und geistige Fähigkeiten entwickeln.
Säuglinge entwickeln erst mit fünf Monaten einen Sinn für die Tiefe eines Raums. Wer weiß, was alles in ihnen vorgeht, während sie herausfinden, wie sie das, was sie sehen, mit ihrem Gehirn verbinden?«, fügte Mara hinzu und versuchte, ihren Sprössling zu säubern. »Hör auf, so zu zappeln! Bist du ein Junge oder etwa ein Wurm?«
    »Wurm!«
    Sie sah ihn kritisch an. »Wirklich? Ein Wurm? Soll ich dich dann in den Garten hinauswerfen? Hättest du vielleicht gern ein Stück Erde zum Mittagessen? Wir hätten auch ein paar leckere Maden für dich. Oder Angelhaken. Dad und ich werden dann den Fisch essen.«
    »Nein!«, brüllte Brian.
    »Also gut, Junge. Dann bleib ruhig sitzen, während ich unter diesem ganzen Essen dein Gesicht suche …« Brian presste die Augen zusammen und schürzte die Lippen, während ihm seine Mutter das Gesicht mit einem feuchten Tuch abwischte. Da weder Ben noch ich redeten, nutzte sie die Gelegenheit, noch etwas zu unserer Unterhaltung beizutragen. »Kinder scheinen die Wesen des Grau jedenfalls wesentlich leichter zu erkennen als Erwachsene.«
    »Es gibt eine Theorie«, sagte Ben, »der zufolge das Grau nur gesehen werden kann, wenn ein bestimmter Filter im Gehirn fehlt. Diesen Filter entwickelt man zum Teil ganz natürlich und zum Teil durch Erziehung. Die meisten Leute könnten mehr sehen, wenn sie nicht dazu erzogen worden wären, bestimmte Dinge einfach zu ignorieren. Wir lernen etwas aus unserem Blickfeld zu verdrängen, weil es in unserer modernen Gesellschaft zu viele Anregungen für das Gehirn gibt, weshalb es nicht mehr wirklich effektiv funktionieren kann. Dazu gehören auch die Dinge, von denen man uns erklärt, dass wir sie gar nicht sehen können. Man
muss ziemlich stur sein – oder einen fehlerhaften Filter haben -, um darauf zu bestehen, dass man Dinge sieht, von denen der Rest der Welt behauptet, dass sie nicht existieren. Ich persönlich glaube ja, dass es auch noch einen anderen Teil im Gehirn gibt, von dem wir nichts wissen, der aber die Stärke des Grau-Filters bestimmt beziehungsweise ob man diesen Filter überhaupt besitzt. Das würde erklären, warum jemand wie ich, der schon seit vielen Jahren gegen diese kulturell bedingten Filter ankämpft, das Grau immer noch nicht sehen kann. Die meisten Menschen sind wirklich blind, wenn es um das Grau geht. So wie manche farbenblind sind.«
    Mara

Weitere Kostenlose Bücher