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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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ich den Kindern zuhörte, die kicherten und bereits wieder fröhlich herumsprangen.
    Patricia eilte auf uns zu. »Alles in Ordnung? Seid ihr hingefallen?«
    »Es geht uns gut, Mommy«, sagte Hannah. Die beiden Jungen murmelten irgendetwas Unverständliches.
    Patricia wusste offensichtlich nicht, ob sie mich tadeln sollte oder nicht. Sie entschloss sich dazu, nichts zu sagen, mich aber trotzdem finster anzusehen.
    Ich stand auf, klopfte mir die Rindenstückchen aus den Kleidern und fuhr mir durch die Haare.
    »Und?«, wollte Patricia wissen. »Haben Sie herausgefunden, was Sie wissen wollten?«
    »Ja«, antwortete ich. Noch war ich außer Atem und fühlte mich zittrig.
    »Ist es Mark?«
    »Was?« Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen,
was sie meinte. »Nein. Es ist garantiert nicht Mark. Ich bin zwar kein Medium, aber …«
    »Sind Sie nicht? Aber Sie …« Sie brach ab, und ihre Miene wirkte nun wirklich besorgt.
    »Ich was?«, hakte ich nach.
    »Sie … Ich weiß nicht. Ich dachte für einen Moment, dass Sie der Geist wären.«
    »Nein, ich bin nicht der Geist«, sagte ich und musste lächeln. Ich sah die Kinder an, die neben ihrer Mutter standen. »Vielen Dank. Ihr habt mir wirklich sehr geholfen.«
    Hannah und Dylan lächelten, Ethan hingegen sah mich finster an. »Du hast ihn weggejagt!«
    »Vielleicht. Aber manchmal gehen sie auch weg, weil sie das wollen«, erwiderte ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, woher ich das wissen wollte. War das nur Raterei oder ein Wissen, das ich vor langer Zeit einmal verdrängt hatte?
    Ethan wollte gerade antworten, als ihm seine Mutter einen Klaps auf den Rücken gab. »Sei nicht unhöflich, Ethan. Los, wir gehen nach oben, um Daddy zu sehen.«
    Die Kinder rannten zum Lift.
    Patricia beäugte mich misstrauisch.
    »Soll ich Sie zur Beerdigung mitnehmen?«, fragte ich.
    Sie wich einen Schritt zurück. »Nein. Ich gehe nicht hin. Ich habe keinen Babysitter gefunden und will sie nicht mit ihrem Vater allein lassen.« Sie schüttelte den Kopf. »Und Sie möchte ich hier nicht wiedersehen. Ich will nicht, dass Sie noch einmal in die Nähe meiner Kinder kommen.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und eilte ihren Sprösslingen hinterher. Sie schubste die drei hastig in den Lift, und ich konnte sehen, wie sich orangefarbene Nebel der Angst um sie ballten. Außerdem war ihr gelber Energiefaden seltsam aschgrau geworden. Er hatte sich verknotet und verschwand
in dem Gebäude, in das Celia zuvor geflohen war. Kurz bevor sich die Lifttüren schlossen, zerriss er und fiel wie ein verbrannter Zweig von ihr ab.
    Ich verließ den Spielplatz und fuhr zu meinem Büro zurück. Auf der Fahrt musste ich auf einmal so heftig lachen, dass mir Tränen in die Augen stiegen. Wenn Patricia mich gesehen hätte, wäre sie wahrscheinlich noch entsetzter vor mir zurückgewichen als zuvor.
    Doch jetzt wusste ich endlich, wie die Sache mit der Zeit im Grau funktionierte! Ich brauchte nur noch einen Ort mit viel Geschichte, wo ich üben konnte. In ganz Seattle fiel mir kein besserer Platz ein als der chaotische alte Teil der Stadt. Hier würde sich außerdem niemand wundern, wenn sich jemand ein wenig seltsam benahm. Es gab um den Pioneer Square schließlich genügend eigenartige Gestalten.
    Dort angekommen, sah ich, was ich erwartet hatte – ein Grau, das von schimmernden Schichten aus Geschichte und dünnen Platten aus Zeit durchzogen war. Sie liefen chaotisch ineinander, als ob hier ein Erdbeben stattgefunden hätte. Da ich nun wusste, wonach ich suchen und wie tief ich ins Grau vordringen musste, entdeckte ich Spuren, Splitter und Zeitschlaufen, die in der ganzen zerbombten Landschaft des Grau verteilt waren. Aus jedem Stück und jeder Spirale tauchte ein Geisterbild oder eine vage Erinnerung auf. Als ich mich ihnen näherte, spürte ich erneut das Prickeln am ganzen Körper, das sich so anfühlte, als ob ich mit einem stumpfen Rasierapparat gekratzt würde.
    Es war Samstagmittag, und auf dem Pionier Square waren vor allem die Bewohner des Viertels unterwegs. Ich war mir sicher, dass ich auf einige bestimmt sehr merkwürdig wirkte, machte mir aber keine Sorgen. Stattdessen ließ ich mich in einer Gasse in der Nähe meines Büros ins Grau gleiten
und lief dort auf eine Zone zu, wo sich besonders viele Zeitschichten zu tummeln schienen. Dann strich ich mit der Hand über eine Art Rand und spürte, wie es kalt über meine Haut flatterte.
    Als ich das erste Mal bei den Danzigers gewesen war, hatte mich

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