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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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zu einer Tür formte.
    Mir wurde auf einmal schlecht. Die Tür ähnelte derjenigen, die ich gesehen hatte, als ich zum ersten Mal mit dem Grau in Berührung gekommen war. Sie schien nur aus
Rauch und Licht zu bestehen, und aus irgendeinem Grund war es den Kindern gelungen, sie zu öffnen. Zuerst betrachteten sie die Tür von der Seite … Genau wie ich das damals getan hatte. Waren sie kleine Grauwandler? War das möglich? Sie traten durch die Tür hindurch, ohne eine Präsenz im Grau zu hinterlassen. Was zum Teufel war da los?
    Ich ließ mich tiefer hineinsinken, bis ich an jenen Punkt kam, wo man das heiße Netzwerk des Grau unter dem Nebel erkennen konnte. Jetzt sahen die Kinder wie dunkle Flecken aus, die auf einem Boden aus waberndem Nebel standen.
    Als ich die Strukturen und Formen um sie herum genauer betrachtete, bemerkte ich, dass das Grau tatsächlich voller verschiedener Schichten war, wie die Danzigers gesagt hatten. Es handelte sich um fließende Formen, die wie Sprungschichten im Ozean wirkten, doch gleichzeitig so hart waren wie Felsschichten. Die drei standen auf einer dieser Ebenen, während sich Celias seltsam gelber Nebel auf einer anderen befand. Nun begannen sich die Kinder auf den Poltergeist zuzubewegen, indem sie seitlich auswichen, mit ihren Händen und Schultern den Nebel beiseiteschoben und so zwischen die Schichten glitten, um auf einer neuen wieder aufzutauchen.
    Ihre Herangehensweise verblüffte mich, denn sie war nicht viel anders als das, was ich bei Mara und Ben versucht hatte. Doch den Kindern fiel es offensichtlich nicht schwer. Was machten sie anders als ich? Irgendwie schienen sie direkt in die Schichten hineinzugleiten …
    Und zwar von der Seite. Es war immer einfacher, das Grau von der Seite zu betrachten. Mara hatte schon oft meine plötzlichen, unerwarteten Ausflüge ins Grau als ein Hineingleiten bezeichnet – als eine Art seitliche Bewegung.
Das war es, was ich falsch gemacht hatte: Ich hatte versucht, direkt und von vorn hineinzugehen. Die Zeitschichten waren zwar da gewesen, aber bei dieser Methode waren sie schwer und hart geblieben. Ich hatte geglaubt, sie beiseiteschieben zu müssen. Doch das stimmte gar nicht. Ich musste einfach hineingleiten – und zwar von der Seite!
    Carlos zufolge sollte sich die Zeit für mich wie ein Felsen im Wasser anfühlen, also wie ein Widerstand in einem Fluss. Ich streckte meine Hand aus, um sie in die aufeinanderliegenden, wogenden Zeitschichten zu legen. Deutlich spürte ich die Wellenbewegungen und die geriffelten Ränder. Ich stellte mich seitlich und strich mit der Hand über die gestapelten Schichten. Sie fächerten sich wie ein Kartenspiel auf und offenbarten kurze Schnappschüsse von Erinnerungen. Ich legte meine Hand auf einen dieser Punkte und schob – fast so, als ob ich wie Ben einen Tisch kippen würde.
    In diesem Moment glitt ich hinein. Mitten in die Zeit. Ich entdeckte die richtige Schicht – diejenige mit einem gelben Rand, in derselben Farbe wie Celia – und glitt darauf. Nun konnte ich dem Poltergeist und den Kindern auf ihren gespenstischen Spielplatz folgen. Als ich mich Celia näherte, breitete sich ein seltsames Prickeln in meinem Körper aus.
    Die hell leuchtenden Splitter, welche die Gestalt des Wesens durchzogen, schlugen klirrend wie ein Windspiel aufeinander. Es war verwirrend, sie anzusehen. Die Oberflächen schienen fest zu sein, doch darunter befand sich ein seltsam waberndes Gebilde ohne klare Grenzen. Die Kinder spielten ganz in der Nähe dieser Fragmente und schossen dabei durch Celias Energienetz wie Fische, die unverletzt durch die gefährlichen Tentakel einer Seeanemone schwimmen.

    Die dünnen gelben Fäden, von denen sich die Kreatur ernährte, verloren sich in der Ferne, wo sie in einem dunklen, scheinbar unbeweglichen Raum zu enden schienen. Es waren die Mauern der Türme, die um uns herum in das zeitlose Kliff gebaut waren. Mit den Augen verfolgte ich einen der Fäden bis zu Patricia, die hinter dem dichten Nebel, der sich zwischen ihr und mir befand, unruhig wartete. Ich konnte auch meinen eigenen dünnen Faden erkennen, der mich eindeutig mit Celias Nebel verband.
    Als ich etwas näher trat, wich das Wesen vor mir zurück, als ob es wüsste, dass ich ihm schaden wollte. Mit einem plötzlichen Aufblitzen roter Hitze verschwand es. Wir kamen alle ins Stolpern und landeten auf dem Rindenmulch des Abenteuerspielplatzes. Ich war auf den Rücken gefallen und blieb eine Weile so liegen, während

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