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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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hatte ihren Sohn inzwischen gesäubert und bot ihm erneut ein Stück Waffel an. »Was das betrifft, gibt es aber unzählige Theorien.«
    »Einigen zufolge führt ein früher Kontakt mit dem Grau dazu, dass man das Grau auch noch in späteren Jahren wahrnimmt. Andere behaupten, dass diese Wahrnehmung vererbt oder von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es heißt auch, dass man diese Fähigkeit wie eine Krankheit bekommt, oder nur durch Kontakt. Es lässt sich nicht sagen, wer das Grau wahrnimmt und wer nicht. Aber eines ist sicher – Kinder scheinen einen stärkeren Bezug zu ihm zu haben als Erwachsene. Aber warum fragst du?«
    Ich trank einen Schluck Kaffee. »Ich habe eure Vorschläge, wie ich den Faden im Grau suchen soll, gestern nicht verstanden. Was ihr mir zu den Zeitschichten erklärt habt, ergab irgendwie keinen Sinn«, sagte ich. »Also fragte ich Carlos.«
    Mara sah verblüfft auf und starrte mich an. Für einen Moment vergaß sie sogar Brian. »Carlos? Wieso?«
    »Weil er dazu fähig ist, die Vergangenheit zu sehen. Ich
dachte, dass er deshalb vielleicht auch im Grau die Dinge eher so sieht wie ich und wissen könnte, was es mit der Zeit auf sich hat.«
    »Und – konnte er dir weiterhelfen?«, fragte sie.
    »Ein bisschen. Aber er hat mir auch klargemacht, dass ich mich irre, wenn ich irgendwelche Parallelen zwischen unseren Wahrnehmungen im Grau vermute. Er hat mich ziemlich erschreckt.«
    »Mehr als gewöhnlich?«
    Ich musste an seinen gierigen Blick denken, und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. »Ja.« Ich schüttelte mich. »Jedenfalls glaube ich, dass ich irgendetwas falsch mache, und ich will herausfinden, was es ist. Da fielen mir Kinder ein. Die Kinder einer Frau, die an den Séancen teilnahmen und die mit dem Poltergeist spielen. So wie Brian mit Albert spielt. Das wirkt viel leichter als das, was ich versucht habe. Jedenfalls ist es etwas, das ein Kind fertigbringt, und deshalb hielt ich es für das Beste, mich noch einmal mit der Mutter dieser Kinder zu unterhalten.«
    »Heute noch?«
    »Sobald wir hier fertig sind – was uns wieder zu dem Geist in der Flasche zurückbringt.«
    »Ach ja, der Geisterfänger«, meinte Mara. »Wie läuft es denn, Ben?« Ein Stück klebriger Apfel prallte an ihrer Schulter ab. »Brian!«
    Die Augen des kleinen Jungen weiteten sich. »Oh.« Er schlüpfte aus seinem Stuhl und rannte in den Flur hinaus.
    Mara schloss genervt die Augen. »Glaubst du, man hat ihn vielleicht bei der Geburt verwechselt? Dann würde ich ihn nämlich gern zurückgeben. Ehrlich – ich würde freiwillig nackt durch Galway laufen, wenn ich dadurch nur eine Woche Ruhe und Frieden bekäme.«

    »Du könntest ihm einfach wieder Whiskey einflößen«, schlug ich vor.
    »Nie mehr«, stöhnte sie und stand auf, um hinter ihm herzujagen.
    »Könntest du denn nicht … Könntest du ihn denn nicht mit einem Zauber belegen, der ihn ruhig werden lässt, sodass er freiwillig zurückkommt?«
    »Keine gute Idee. Das wäre Machtmissbrauch – ganz zu schweigen von den Nebenwirkungen. Ich werde ihn auf die altmodische Weise wieder einfangen – mit List und Tücke.«
    Sie lachte und schlich dann auf leisen Sohlen aus der Küche. Ich drehte mich zu Ben um. Er grinste.
    »Ich vermute ja, dass sie manchmal etwas Magie benutzt«, sagte er. »Sie ist viel besser mit Brian als ich.«
    »Du bist aber auch nicht schlecht.«
    Er lachte. »Vielen Dank für dein Lob. Aber zurück zu unserer Falle – wie gefällt sie dir?«
    Er hielt das Glasgefäß in die Höhe. Der untere Teil war nun mit einer dünnen, dunkelblauen Folie bedeckt, die wie ein Regenbogen schimmerte. Als ich das Behältnis im Grau musterte, sah der zugeklebte Teil schwarz und undurchdringlich aus. In der normalen Welt konnte ich nur hindurchsehen, wenn ich die Augen ein wenig zusammenkniff und meinen Kopf schräg hielt.
    »Toll«, sagte ich. Es überraschte mich, wie gut es zu funktionieren schien.
    Ben lächelte. »Danke. Ich bin bei handwerklichen Dingen eigentlich überhaupt nicht gut. Hoffentlich habe ich es richtig gemacht. Ich klebe nur noch den Hals zu, und dann kannst du es haben.«
    Ich hob meine Kaffeetasse hoch. »Hoffentlich funktioniert es wirklich.«

    Diesmal klang Bens Lachen etwas zurückhaltender. »Das hoffe ich auch.« Er konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit und hielt den Blick auf die Destillierblase gerichtet. »Hoffentlich klappt es besser als beim letzten Mal.«
    Mein Herz sank, als ich mich daran

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