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Poltergeist

Titel: Poltergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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stieß. Der seidene Faden von Celia zeigte nach oben. Mühsam kehrte ich in die normale Welt zurück und fand mich vor dem Harvard Exit Theater wieder.
    Hier arbeitete Ian, aber Ken oder Ana konnten ihm auch einfach gefolgt sein. Solis war nirgends zu entdecken, aber er war auch bereits vor mir losgelaufen. Selbst wenn er sich schon im Inneren des Gebäudes befand, um einen der drei zu verhaften, konnte es nur von Nutzen sein, wenn ich auch gleich den Poltergeist dingfest machte. Ich wandte mich um, um zum Friedhof zurückzukehren, und hoffte, dass mir noch genügend Zeit blieb, um den Geisterfänger zu holen, ehe Celia zum nächsten Schlag ausholte.

SIEBENUNDZWANZIG
    I ch hatte Glück und erwischte einen Bus, der zum Friedhof fuhr. Dort konnte ich wieder in mein Auto steigen, um die Falle für Celia zu holen. Endlich wieder am Kino eingetroffen, parkte ich den Wagen und kaufte mir dann an der Kasse eine Karte.
    In der Lobby befanden sich viele Besucher. Einige Gesichter kamen mir irgendwie bekannt vor, auch wenn keiner der Anwesenden zu Tuckmans Gruppe gehörte. Im Grau suchte ich nach Celia, und meine Augen wanderten über die in düsteren Nebel getauchten Mienen.
    Zeitblitze und übernatürliche Strömungen in Gelb und Rot durchzogen die Menge, um dann durch die Decke zu verschwinden. Wer es auch war, den ich suchte – er oder sie befand sich offenbar oben. Ich bahnte mir einen Weg durch die Leute und ging die Treppe hinauf. Auch dort waren viele Besucher, denen ich ungeduldig auswich, um noch einen Stock höher zu steigen. Ich ging durch die Tür zum Speicher, auf der NUR FÜR MITARBEITER stand. Hier wurde der Faden aus Energie dicker, und ich konnte spüren, wie er an mir zerrte.
    Über mir vernahm ich Stimmen. Langsam schlich ich näher. Solange sie miteinander sprachen, hoffte ich, dass niemand in Gefahr schwebte. Die Destillierblase in meiner
Linken, die Rechte in der Nähe meines Pistolenhalfters, das ich unter der Jacke verborgen hatte, ging ich vorsichtig weiter die Treppe hinauf.
    Oben befand sich ein niedriger Korridor mit zwei Türen. Eine davon war nur angelehnt. Ich musste mich zwar nicht ducken, aber ich spürte, wie meine Haare an der Decke hängen blieben, während ich mich mit leisen Sohlen auf die Tür zu bewegte. Vor dem Spalt blieb ich stehen und spähte heimlich hinein.
    Der Raum war voller alter Theaterrequisiten. Niedrige Türen auf beiden Seiten führten wahrscheinlich zu kleineren Speicherabteilen, in denen die Stromleitungen und Rohre des Hauses zusammenkamen. Staubiges Licht fiel durch ein Dachfenster über Ians Kopf. Celias Fäden waren hier überall zu dicken Seilen angeschwollen und ließen Ian gespenstisch leuchten. Von meinem Platz aus konnte ich den Poltergeist selbst nicht sehen.
    »… du schlitzäugige Schlampe!«, zischte Ian.
    »Halt den Mund! Halt einfach den Mund, Ian!«, schrie Ana. »Du sagst mir jetzt sofort, woher du die hast!«
    Sie schleuderte ihm einen glänzenden Gegenstand entgegen. Er fiel vor Ian auf den Boden, und ich konnte einen Schlüsselbund erkennen.
    »Die gehörten Mark. Woher hast du die?«, wollte Ana wissen. Ihre Stimme klang schrill und hysterisch.
    Im Licht, in dem unzählige Staubkörnchen tanzten, erkannte ich auch einen Fahrradschlüssel.
    »Das willst du wirklich wissen?«, erwiderte Ian, dessen Miene auf einmal eiskalt wirkte. »Dann komm näher, damit ich es dir ins Ohr flüstern kann. Wir schmiegen uns aneinander, so wie früher, und ich werde dir alles erzählen, was du hören willst.«

    Ana presste die Lippen aufeinander und lehnte sich ein wenig nach vorn.
    Auf einmal spürte ich Celias Präsenz. Sie drückte gegen mich, und der Raum wurde vor meinen Augen blutrot.
    Ich stieß die Tür auf.
    Auf dem Speicher war es stickig und heiß. Grelle Farben und dichte Wirbel aus grauer Energie erfüllten den Raum. Ian und Ana sahen mich erstaunt an. Ich bemerkte eine rote Linie, so dick wie eine Pythonschlange, die von Ians Körper ausging. Anas gelber Faden schien sich von ihr wegzubewegen und sie Richtung Ian zu zerren, ob sie das wollte oder nicht.
    Ich stürzte auf sie zu, packte sie an den Schultern und schubste sie zur Tür. »Lauf!«, befahl ich und warf hinter ihr die Tür ins Schloss. Dann wandte ich mich wieder Ian zu. Es war zwar sinnlos, aber ich zog trotzdem meine Pistole. Insgeheim hoffte ich, dass sich Ian auf die Bedrohung, die nun vor ihm stand, konzentrierte und so seine frühere Freundin vergaß. Celias Kraft schien etwas

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