Poltergeist
rissen die Verkabelungen aus dem Teppich, brachten die Couch weg und verteilten die Stühle in den anliegenden Zimmern. Frankie schleppte die Monitore und Apparate aus der Beobachtungskabine und stellte sie auf das Wägelchen. Schließlich gab es nur noch die Fotos und Poster an den Wänden sowie Kens Portrait von Celia. Ich hängte alles ab und warf es in einen Metalleimer.
»Haben Sie ein Feuerzeug?«, fragte ich.
»Nein«, erwiderte sie. »Das gehört zu den wenigen schlechten Angewohnheiten, die ich nicht habe. Außerdem sollten Sie das nicht hier drinnen verbrennen. Sonst geht nur der Rauchmelder los. Wahrscheinlich gibt es irgendwelche Streichhölzer in der Kaffeeküche.«
Wir trugen den Teppich und den Metalleimer auf den Parkplatz hinunter. Während Frankie mit dem zum Teil bereits zerfetzten Teppich kämpfte, ging ich noch einmal hoch und durchsuchte die Küche.
Ich kehrte mit Streichhölzern in der Hand auf den Parkplatz zurück. Dort hob ich das Portrait des Poltergeists hoch und betrachtete es ein letztes Mal. Es war erstaunlich, wie viel Leben Ken in seine Darstellung gelegt hatte. Celia strahlte geradezu. Ich zündete eine Ecke des Porträts an und murmelte die Worte, die Carlos für diese Gelegenheit aufgeschrieben hatte.
Zuerst weigerte sich das Papier, Feuer zu fangen, doch dann kroch die Flamme auf die Tinte. Rauch stieg auf. Seltsame Ranken aus Feuer züngelten in die Luft, und ein unheimliches Licht breitete sich aus.
Ich ließ das Papier in den Eimer fallen, und das Feuer schlug höher. Nun begannen auch die Fotos und Poster zu brennen. Auf einmal ertönte ein seltsames Heulen, ein hohes Klagen, das immer schmerzhafter klang. Ein gelber Strahl schoss aus dem brennenden Papier und wand sich, als müsste er Folterqualen erleiden. Unangenehm berührt trat ich einige Schritte zurück. Eine Gestalt zeigte sich in den unheimlichen Flammen und schrie entsetzt. Panisch wand sie sich, als die Flammen nach ihr fassten. Es war eine junge, blonde Frau, die eine Uniform trug und deren Haare aus dem Gesicht gekämmt waren. Die Flammen loderten blutrot auf und wurden schwächer. Sie nahmen die schreckliche Vision mit sich.
Frankie sah mich über den allmählich schwächer werdenden Rauch hinweg fassungslos an. Ich wirkte wahrscheinlich genauso überrascht. Wir wandten uns beide von dem Eimer ab. Frankie ging, ohne etwas zu sagen, ins Haus, um den kleinen Wagen zu holen, während ich den Eimer hochhob und mit ihm zur anderen Seite des Parkplatzes lief, wo ich die Asche in einen anderen Müllcontainer warf. Dann trug ich den Eimer in den Raum Nummer zwölf zurück.
Frankie hielt gerade die Topfpflanze in der Hand, die immer auf dem Fensterbrett gestanden hatte, als ich hereinkam. Wortlos und mit einer seltsamen Miene eilte sie an mir vorbei. Sie schien auf einmal meinem Blick auszuweichen. Ich sah mich im leeren Zimmer um. Nun gab es hier nur noch Staub und einen schwachen gelben Energiefaden, der an Kraft zu verlieren schien. Tiefer im Grau konnte ich die blauen und gelben Energieleitungen des Netzwerks erkennen, die allmählich ihre normale Form zurückgewannen und aus Raum zwölf zu verschwinden schienen.
Frankie ging mit den Schlüsseln und der Topfpflanze vor
mir die Treppe hinunter. Draußen auf dem Parkplatz begann sie, die Apparate und Monitore in die Fahrerkabine des Transporters zu laden.
»Okay«, sagte sie schließlich. »Ich werde die Sachen in Tucks Büro bringen, damit er nicht behaupten kann, man hätte ihn beklaut. Danach werde ich den Müll auf der Ladefläche an verschiedenen Orten in und um Seattle los. So sollte ich das doch machen – oder?«
»Genau. Es sollten mindestens zwei verschiedene Orte sein, die so weit wie möglich voneinander entfernt liegen. Mehr wären natürlich besser.«
»Verstehe.« Sie wollte gerade in den Transporter klettern, als ihr noch etwas einfiel. »Was war eigentlich das im Feuer?«
Mir lief ein Schauer über den Rücken. »Ich vermute, das war Celia.«
Sie wirkte auf einmal sehr jung. »Ist sie jetzt verschwunden?«
»Ich glaube, sie wird bald verschwunden sein«, antwortete ich.
Frankie nickte. »Gut. Ich habe nämlich keine Lust, noch mehr Alpträume zu haben. Hören Sie zu – ich werde Sie anrufen, sobald ich weiß, was mit Tuck passiert. Okay?«
»Gerne. Passen Sie auf sich auf, Frankie.«
»Keine Sorge, ich bin die unbesiegbare Königin der Kaffeepausen«, sagte sie und kletterte hinter das Steuer des Wagens. »Mir kann kein noch so
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